Bis zu elf Millionen Elektroautos will die Bundesregierung in den kommenden zehn Jahren auf deutschen Straßen sehen. Diese sollen dazu mit Ökostrom geladen werden. Doch haben wir überhaupt genug grünen Strom für E-Autos?
Die Klimaziele der Bundesregierung sind klar. In den kommenden 30 Jahren soll der Treibhausgas-Ausstoß im Land um bis zu 95 Prozent im Vergleich zum Basisjahr 1990 sinken. Und Elektrofahrzeuge sollen dazu beitragen, diese Ziele zu erreichen.
Doch während es hilfreich ist, dass die E-Autos vor Ort keine schädlichen Gase in die Atmosphäre blasen, sind sie nur dann wirklich nachhaltig, wenn der Strom für E-Autos aus erneuerbaren Quellen kommt. Doch haben wir dafür überhaupt genug Ökostrom?
Neue Stellenangebote
Mitarbeiter*in (m/w/d) für Social Media, Öffentlichkeitsarbeit und Städtepartnerschaft (m/w/d) meinestadt.de in Sachsenheim |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Delitzscher Schokoladenfabrik GmbH in Delitzsch |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Halloren Schokoladenfabrik AG in Delitzsch |
Elektroautos treiben Strombedarf in die Höhe
Derzeit sind in Deutschland rund 440.000 reine Elektroautos unterwegs. Das stellt noch keine enorme Herausforderung an die Ökostromversorgung der Fahrzeuge dar. Doch wenn in Deutschland nur noch E-Autos fahren würden, könnte der Strombedarf um 20 Prozent steigen.
Natürlich wird der Umstieg von Autos mit Verbrennermotoren auf E-Autos nicht von heute auf morgen erfolgen. Dennoch müssen wir in den kommenden Jahren durchaus im Verkehrssektor mit einem erhöhten Strombedarf rechnen.
70 Terawattstunden Stromverbrauch im Jahr 2030
Ein aktuelles Kurzpapier des Fraunhofer Instituts, des Öko-Instituts e.V. und Prognos im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums zeigt, dass der Stromverbrauch im Verkehrssektor (ohne Schienenverkehr) im Jahr 2030 auf 70 Terawattstunden (TWh) steigen könnte. Davon würden rund 44 TWh auf private Kraftfahrzeuge entfallen.
Demgegenüber stehen 251 TWh Strom, der im Jahr 2020 aus erneuerbaren Energieträgern stammten. Nach Informationen des Umweltbundesamtes kam dieser Strom überwiegend aus Windkraft, Fotovoltaik und Biomasse.
Theoretisch gäbe es damit genug grünen Strom für E-Autos. Doch natürlich brauchen nicht nur Elektrofahrzeuge Strom.
Grüner Strom für E-Autos geringstes Problem
Wenn Deutschland sowohl die Atomkraftwerke als auch die Kohlekraftwerke vom Netz nehmen möchte und zudem Erdgas und Erdöl herunterfahren will, müssen im Prinzip die gesamte Wirtschaft, die Industrie sowie alle Privathaushalte ihren Energieverbrauch komplett auf Ökostrom umstellen.
Das wird den Strombedarf weiter in die Höhe treiben. Denn einerseits müssen so Systeme, die derzeit mit fossilen oder nuklearen Energieträgern funktionieren, auf grünen Strom umstellen – etwa beim Heizen oder bei der Produktion.
Gleichzeitig muss dieser Strombedarf teilweise mit Wasserstoff gedeckt werden. Grünen Wasserstoff herzustellen, erfordert wiederum sehr viel Energie und damit noch mehr Strom.
Allein die Chemieindustrie in Deutschland sagt, dass ihr Strombedarf 2045 so viel Strom aus erneuerbaren Energien beträgt, wie Deutschland heute insgesamt an konventioneller Energie produziert.
Strombedarf in Deutschland wächst auf 1.000 Terawattstunden im Jahr 2050
Mit anderen Worten: Der Umstieg auf erneuerbare Energien wird den Bedarf an Ökostrom signifikant erhöhen, auch wenn es natürlich durch Effizienzsteigerungen Einsparungen geben wird.
Dennoch geht Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier davon aus, dass der Strombedarf in Deutschland bis 2030 bei 665 TWh liegen wird. Andere Schätzungen gehen sogar von einem Bedarf von rund 1.000 TWh bis 2050 aus.
Grüner Strom für private E-Autos ist damit also fast noch das kleinste Problem. Vielmehr stellt sich die Frage, woher der Ökostrom für den gesamten Energiebedarf kommen soll?
Ausbau der Erneuerbaren zu langsam
Es wird sich sicher nicht vermeiden lassen, einen Teil des Stromes zu importieren. Doch darüber hinaus gehen viele Expert:innen davon aus, dass Deutschland massiv in den Ausbau von Solar- und vor allem Windenergie investieren muss – und das insbesondere auf See.
Doch um den Energiebedarf im gesetzten Zeitrahmen zu erreichen, geht der Ausbau momentan viel zu langsam voran.
Auch fehlt es noch an der nötigen Infrastruktur, um den Strom weiterzuleiten. Schließlich muss der Strom, der etwa in der Nordsee gewonnen wird, auch irgendwie nach Bayern gelangen. Dazu müssten mehr Überlandleitungen gebaut werden.
Und auch Speichervorrichtungen sind noch Mangelware. Diese braucht es, um in Zeiten der Überschussproduktion Wind- und Solarstrom zu speichern. All das ist nicht unmöglich. Es erfordert aber sowohl hohe Investitionen als auch schnelles Handeln.
Auch interessant: