Wenn der eigene Chef nicht hören möchte, braucht es eben externe Berater, die die Meinung und Expertise der eigenen Mitarbeiter untermauern. So lautet die These meines Kollegen Philip Bolognesi. Doch leider kann ich nicht komplett zustimmen. Ein Gegenkommentar.
Im Sommer schrieb mein geschätzter Kollege Philip Bolognesi eine flotte Kolumne unter der Rubrik „Einer geht noch – Der Marketing-Nachtritt zum Sonntag“.
Darin beschäftigte er sich mit Industrie-Unternehmen, die Social Media nicht ausreichend nutzen beziehungsweise „Social Media aus der Hölle“ fabrizieren, wie Philip in seinem Artikel „Social Media für Unternehmen: Wie lange wollt ihr noch erfolglos bleiben?“ schreibt.
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Sein Ratschlag lautet, dass sich die Mitarbeiter am besten Fachberater ins Haus holen sollten, weil die Propheten im eigenen Land nicht gehört werden. Prinzipiell eine gute Idee. Nur ist die Sache nicht ganz so einfach. Warum? Darauf will ich eingehen und die andere Seite der Medaille betrachten.
Kein professionelles Social Media ohne persönliches Bedürfnis
In vielen Punkten gebe ich Philip recht. Eine große Anzahl von Unternehmen oder auch Unternehmern und Unternehmerinnen hat noch nicht verstanden, wie wichtig Social Media für das eigene Geschäft sein kann.
Das sehe ich aber nicht nur in der Industrie, sondern auch in den Bereichen Gesundheit, Dienstleister im Tierbereich oder auch ganz klassisch bei Behörden-ähnlichen Institutionen wie Industrie- und Handelskammern.
Die Aussage „Wir müssen keine Werbung machen, unsere Kunden kommen auch so zu uns!“ habe ich sehr oft gehört. Blöd nur, dass Social Media nicht unbedingt was mit Werbung, sondern eher mit Dialog und Bedürfnisbefriedigung zu tun hat. Und genau das ist der Knackpunkt bei vielen Entscheidern.
Für sie persönlich sind diese Dinge nicht relevant. Sie schließen von sich auf andere. Die Relevanz für das Unternehmen – für das sie verantwortlich sind! – wird überhaupt nicht gesehen, weil sie ihre persönlichen Befindlichkeiten nicht von Unternehmensfaktoren trennen.
Dass dies aus unternehmerischer Sicht ist ein fataler Fehler auf vielen Ebenen ist, müssen wir nicht diskutieren. Es erklärt aber, warum es eben kein gutes Social Media bei diesen Unternehmen, Unternehmern und Unternehmerinnen gibt.
Und auch warum Selbstverständlichkeiten wie mobile-fähige Websites und so weiter nicht Usus sind.
Kein externer Berater ohne internes Budget
Philip empfiehlt, externe Berater zu holen, um die Social-Media-Misere zu behandeln. Gute Idee, sie scheitert oft allerdings an der oben beschriebenen Haltung.
Wenn intern auf Entscheider-Ebene kein Bedarf für ein gutes und professionelles Social Media gesehen wird, gibt es dafür auch kein Budget. Selbst wenn die Mitarbeiter Vorschläge machen und diese selbst gerne umsetzen würden.
Wenn die Führung Nein sagt, haben die Mitarbeiter in der Regel keine Chance etwas zu ändern. Oder sie sind kaltschnäuzig genug, es doch einfach zu machen. Dann kann es allerdings negative Konsequenzen geben.
Die verantwortlichen Mitarbeiter müssten bereit sein, diese zu akzeptieren und zu (er)tragen. So ist nicht jeder gestrickt. Darum halte ich die Aussage von meinem Kollegen für ergänzungswürdig. Wollen und Können sind eben zwei verschiedene Sachen.
Seinen Apell „Macht eure Chefs mundtot“ kann ich nachvollziehen. Hier sehe ich aber eher ein Herantasten mit vorsichtigem Ausprobieren. Mal eine Kameraeinstellung, die anders ist als sonst, mal den Text ein bisschen flotter formulieren oder die Chefs einladen und zeigen, was andere so machen.
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass Letzteres der schwierigere Part ist, weil hier verschiedene Aspekte zusammenkommen: Es muss ein Termin gefunden werden, Interesse am Thema vorhanden sein und die Relevanz für das Unternehmen erkannt werden.
Und da schließt sich der Kreis. In solch einem Fall gibt es meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten: Erstens Resignation und weitermachen wie bisher oder – zweitens – den Arbeitgeber wechseln.
Wer weiter kommen und Veränderungen zugunsten des Unternehmens umsetzen will, der braucht auch eine Führungsebene, die mitzieht.
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