Facebook steht seit mehreren Monaten heftig wegen der jüngsten Datenschutz-Skandale in der Kritik. Die groß angelegte Werbekampagne „Mehr gemeinsam“ soll das Image nun wieder aufpolieren. Doch wie glaubhaft ist die Facebook-Werbekampagne wirklich? Ein Kommentar.
Kann Mark Zuckerberg die jüngsten Datenschutz-Skandale mit der laut eigenen Angaben „größten Werbekampagne für Facebook in Deutschland“ verschleiern?
Das jedenfalls scheint das Unternehmen aus Menlo Park gerade herausfinden zu wollen. Die Facebook-Kampagne „Mehr gemeinsam“ soll Nutzer zusammenbringen und zeigen, „dass es für alle eine passende Facebook-Gruppe gibt“.
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Facebook-Werbekampagne „Mehr gemeinsam“ stellt Facebook-Gruppen in den Fokus
Am 14. Oktober 2019 veröffentlichte das Netzwerk in Deutschland erste TV-Spots und Print-Anzeigen mit Geschichten von Menschen, die sich in Facebook-Gruppen verbinden, austauschen und unterstützen.
Die Facebook-Werbekampagne war zuvor auch schon in den USA und Brasilien gestartet. In Deutschland feiert sie nun Europa-Premiere. Insgesamt will Facebook dann Geschichten von mehr als 30 deutschen Gruppen erzählen.
Mark Zuckerberg: „Die Zukunft ist privat“
Überraschend kommt die Kampagne allerdings nicht. Auf Facebooks jährlicher Entwicklerkonferenz F8 hatte Zuckerberg schließlich längst angekündigt, dass die Privatsphäre der Nutzer mehr in den Mittelpunkt rücken soll.
Die private Kommunikation über den Facebook Messenger spielt dabei eine große Rolle. Es sind aber vor allem auch die Facebook-Gruppen, in denen sich Menschen immer häufiger mit Gleichgesinnten vernetzen und in privaten Räumen chatten.
Mittlerweile sollen mehr als 400 Millionen Menschen weltweit einer Facebook-Gruppe angehören. Da ergibt es nur Sinn, dass das Netzwerk seine Gruppen auch verstärkt bewirbt.
Facebook-Werbekampagne mit Toleranz und Vielfalt
Facebook macht das natürlich schlau und zeigt beispielsweise, was alles möglich ist, wenn Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenkommen, sich friedlich austauschen und miteinander diskutieren und neue Freunde finden.
Das Unternehmen setzt auf Emotionen, Toleranz und Vielfalt. Aber die Frage ist: Will Facebook damit wirklich nur seine Gruppen bewerben oder vielleicht doch auch von den jüngsten Datenschutz-Skandalen und Problemen ablenken?
Skandal über Skandal
Erst kürzlich war bekannt geworden, dass Facebook etwa die Wiedergabezeit von Facebook-Werbevideos um bis zu 900 Prozent aufgebauscht hat.
Und auch die vorangegangen Skandale sind nicht in Vergessenheit geraten: Im Juli 2019 brummte das Bundesamt für Justiz dem Konzern eine vergleichsweise sehr geringe Geldstrafe von zwei Millionen Euro auf, weil Facebook Hasskommentare offenbar nur fahrlässig gemeldet hat.
Darüber hinaus gab es in letzter Zeit mehrere Datenschutz-Lücken bei Instagram und WhatsApp, die beide Facebook gehören. Im Mai 2019 waren 49 Millionen Daten von Instagram-Nutzern ins Netz gelangt und im selben Monat war auch eine gefährliche WhatsApp-Sicherheitslücke aufgedeckt worden.
Friede, Freude, Facebook
Die Facebook-Werbekampagne schießt komplett an den jüngsten Datenschutz-Skandalen und Sicherheitslücken vorbei. Das kann natürlich auch ein unglücklicher Zufall sein, denn selbstverständlich möchte das Netzwerk sich von seiner besten Seite präsentieren.
In dem Fall erweckt die Kampagne aber den Eindruck, als würde das Unternehmen getreu dem Motto „Friede, Freude, Facebook“ von seinen Problemen ablenken wollen.
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