Stefan Niggemeier wurde erneut abgemahnt, diesmal für einen Kommentar, der nicht mehr existierte, da ihn Stefan wohlweislich gelöscht hatte. Das reichte aber Callactive nicht:
Ihr Anwalt teilt mir mit, dass trotz der Löschung nicht dauerhaft ausgeschlossen sei, dass dieser Kommentar erneut abgegeben werde. Ich sei „als Störer“? verantwortlich, weil ich dieses Blog eingerichtet und in meinem einleitenden Beitrag ausdrücklich zu Kommentaren aufgefordert habe. Es sei deshalb meine Pflicht, die Kommentare vor der Veröffentlichung auf ihre rechtliche Zulässigkeit zu überprüfen.
Man wird also abgemahnt für etwas, das nicht mehr existiert und der Webmaster vorsorglich und proaktiv entfernt hat. Interessante Auslegung. Man kann angesichts der Argumentation davon ausgehen, dass Callactive die Nase voll hat und Stefan vollends einengen möchte.
Interessant sind die Reaktionen in der Blogosphäre:
Don Dahlmann plädiert dafür, dass sich Blogger zusammraufen und gemeinsam gegen Callactive trommeln:
Mit anderen Worten: die Meinungsfreiheit, das höchste Gut einer Demokratie, wäre somit in Deutschland völlig zerstört. Deswegen kann ich nur alle Blogger, Journalisten,Verleger, Autoren usw. bitten, die laufenden rechtlichen Auseinandersetzungen in den diversen Fällen möglichst breit und prominent zu verlinken und journalistisch zu begleiten.
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Don Alphonso geht es pragmatischer an, da er der Meinung ist, dass man mit bisserl Bloggen PR resistenten Firmen wie Callactive nich beikommen kann (Ist der Ruf erst ruiniert, lebts sich gänzlich ungeniert.):
Man kann sich leider auch den zeit und den Ort des Konflikts oft nicht heraussuchen. Aber man kann sich sehr wohl überlegen, was man mit welchem Ziel tut, und welches Risiko man eingehen will, und welche Vorkehrungen man trifft. Das kann schwer sein, aber das ist nun mal den Preis, den man zahlt – und zwar besser vorher… Darf ich einen Rat geben? Survive to fight another day.
Fixmbr meint, dass die Sache völlig egal ist, weil ein Stefan Niggemeier kommerziell agiert und insofern man sich nicht mit solchen Firmen/Geschäftsleuten als Blogger solidarisieren muss:
Kurz zusammengefasst: Die Abmahnungen Stefan Niggemeiers – und im Übrigen auch die von Spreeblick oder MC Winkel – sind simple Geschäftsvorfälle im Hause der Beteiligten. Es ist ein ganz anderer Schnack, als wenn ein kleiner Privatblogger abgemahnt werden würde. Die (RA-) Kosten können im Haus der Beteiligten sogar noch steuerlich abgesetzt werden – sollte ich mich nicht irren. Warum also die Aufregung. Unzählige Urteile (in Hamburg) haben die Meinungsfreiheit *manchmal* in Gefahr gebracht – doch ob nun F!XMBR, Stefan Niggemeier, Spreeblick oder auch MC Winkel und unzählige andere Webseiten: Sie alle tippseln noch ihre Texte ins Netz. Gerade die Themen, die – salopp gesagt – Ärger bringen können, stehen hoch im Kurs. Bei der Artikel-Quote über Call-In-TV eines Stefan Niggemeier zum Beispiel von einer Gefährdung der Meinungsfreiheit zu reden, ist meiner Meinung nach lächerlich und man plädiert für kostenfreie Abmahnungen gegen Private (wie es zB auf eine Art und Weise in der Schweiz üblich ist, wo der Abmahnende für die Kosten der Abmahnung aufkommt). Wobei genau das vom Bundesjustizministerium schon längst auf den Weg gebracht aber mW n.n. ratifiziert wurde (Limit auf 50 Euro).. ach…
Jochen Hoff ist die künstliche Trennung zwischen privaten und kommerziellen ins Netz schreibenden Personen völlig egal, er plädiert auf: Wenn in diesen Zeiten, ein Blogger dazu auffordert, anderen Bloggern keine Solidarität zu geben, dann ist dieser Blogger jemand, der die Kraft des Netzes und damit uns alle schwächt. Der wirklich absolut überflüssige Hinweis auf adical zeigt nur wieder einmal, wes Geistes Kind da am wirken ist
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Ob man nun zwischen privaten und kommerziellem ins Netz schreiben unterscheiden muss, ist eine Sache der inneren Einstellung, das Gesetz schützt und beschränkt zugleich natürliche wie auch juristische Personen. Es ist müßig, das in Frage zu stellen und äußerst kurzsichtig gedacht, dass Businessblogger härteren Regeln unterstehen sollten. Imho ein Nebenkriegsschauplatz der in beide Richtungen ins Leere führt. Private bekommen ihre Gummibärchenbehandlung bei Abmahnungen und das ist gut. Wozu noch diskutieren?
Nun zur Kernfrage, die oben die Blogger allesamt andeuten, ob man oder ob man sich nicht solidarisieren sollte. Callactive ist mit Sicherheit nicht resistent gegen Anfeindungen im Netz, so wie es zB Don Alphonso behauptet: Wenn es sich um Firmen handelt, die eh keinen Ruf zu verlieren haben, wird es schwierig. Die sind von miesen Googletreffern oder Technoratirankings kaum zu beeindrucken. Zumal, wenn ihre Kunden in einem anderen Bereich tätig sind. Und selbst, wenn es gelingt, das Thema gross zu machen: Medien berichten seltenst nachhaltig über das, was Blogger ausgraben. Sonst würden sie nicht gegen Stefan nun eine härtere Gangart einlegen. Wenn dem so wäre, was Don A. behauptet. Was aber richtig ist, dass man sich überlegen muss, ob man einen Blumentopf gewinnen kann oder nicht. Das wird daduch im Netz erschwert, dass man als Betreiber einer Seite nie eine endgültige Rechtssicherheit genießen wird. Ob man nun proaktiv Kommentare uU löscht oder erst dann, wenn sie einem via Abmahnung zur Kenntnis gelangen. Denn im Rechtswesen wird die Meinungsfreiheit nicht über alles gestellt:
Allgemein verbreitete Einschränkungen der Meinungsäußerungsfreiheit sind (nicht abschließend):
* der Schutz der persönlichen Ehre durch Beleidigung oder Verleumdung,
* die Weitergabe als geheim klassifizierter Informationen,
* die übermäßige Kritik an eigenen oder ausländischen höchsten Staatsvertretern wie Staatsoberhaupt, Gerichten oder manchmal selbst einfachen Beamten,
* die Grenzen der Sittlichkeit und des Jugendschutzes,
* die Grenze der öffentlichen Sicherheit (in den USA rechtshistorisch häufig angeführtes Verbot des missbräuchlichen Ausrufes „Feuer“ in einem Theater), besonders relevant in Zeiten des zunehmenden Terrorismus,
* der unlautere Wettbewerb durch Herabsetzung („Madigmachen“) der Ware oder Dienstleistung eines Konkurrenten
In dem Fall wird sich wohl Callactive auf Verleumdung berufen. Nur Stefan kennt den genauen Inhalt der Abmahnung: „Der Anwalt von Callactive nennt den von mir gelöschten Kommentar unter anderem „ruf- und kreditschädigend„?“
Interessant dabei: erneut wird Don Alphonsos These widerlegt, dass sich Unternehmen wie Callactive einen Dreck um das Netz kümmern. Denn Callactive kommentiert aktiv mit in einigen Blogs, so zB beim Tomaschek (Herkunft wurde bestätigt):
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie sind hiergegen vorgegangen: „“¦Sieg Heil Money-Express TV „¦“?.Leider erwähnt dies Herr Niggemeier nicht bzw. läßt es bewußt weg. Gegen grundsätzliche Meinungsäußerungen von Herrn Niggemeier und Kommentatoren seines Blogs gehen wir juristisch nicht vor. In diesem Zusammenhang möchten wir noch gerne auf folgenden Link verweisen:
MfG
Callactive
Callactive ist mir ziemlich egal, wenn die Dreck am Stecken haben, werden sie eh vor dem Kadi landen und ihre Methoden anpassen müssen. Dafür sorgen aber nicht Blogger, sondern primär die Konkurrenz, die sich gegenseitig mit Abmahnung zumüllen werden und den Gerichten Nachschub liefern:)) Stefans Story zeigt wie viele andere Fälle auch, dass man sich im Netz als Webmaster eben anders bewegen muss als man sich am Stammtisch deftig über Callactive oder wen auch immer äußern mag. Ob man nun über Stefans Falls berichtet oder selbst was hat, was man gerne berichten möchte. Du kannst Callactive nicht mit bösen Tatsachen an den Karren pinkeln, wenn Du keine Beweise hast und nicht bereit bist, Deinen Unbill vor Gericht zu vertreten. Ich kann aber durchaus sagen, dass ich Callactives Vorgehen gegen Stefan beschissen finde. Statt auf die dauerhaften Vorwürfe einzugehen, kommt man mit Abmahnungen daher. Völliger, blanker Unsinn seitens Callactive.
Daher meine frohe Botschaft: Fixmbrs und Don Alphonsos inhaltlichen Argumente hinsichtlich Meinungsfreiheit sind völlig ok. Die Message aber, dass es allen Bloggern scheißegal sein soll, wenn einer von uns [!] abgemahnt wird, weil man entweder nix bewegen kann [Don, Update: siehe Kommentierung, die das klarstellt, dass er das nicht meint, sondern einen anderen Weg vorschlägt] bzw. man zwischen privaten und kommerziellen Hemisphären in der Bloggeria unterscheiden sollte [Fixmbr], sind eine Haltung, die unsinnig ist. Wie oben geschildert juckt das die Unternehmen extrem und solange man nicht auf organisierte Kriminalität stößt, wird es sie immer jucken. Und ich kenne keinen einzigen Fall, wo das Unternehmen bzw. Organisationen es nicht gekümmert hätte, wenn Blogger gemeinsam lospoltern. Schweigen und ignorieren ist jedem sein Ding. Solange ich mich aber als Blogger als ein Teil der gesamten Blogosphäre empfinde, halte ich zu solchen Vorfällen nicht die Klappe. Ganz einfach: Unternehmen sollen bei Kritiken auf den Blogger so zugehen, wie es sich für normal denkende Nachbarn trotz Maschendrahtzaun gehört. Und wenn der Blogger absolut im Unrecht ist und immer noch völlig grundlos herumpoltert, kann man ihm immer noch vor Gericht das Genick brechen. In der Situation ist aber Callactive noch nicht. Die von Stefan erhobenen Vorwürfe entbehren nicht einer gewissen Logik. Also stellt das klar, ob die Vorwürfe so sind, wie man sie versteht oder aber legt das Gegenteil dar. Macht ein Blog auf und schenkt Euch Eure Rechtsabteilung. Ich würde Euch supergerne offen zuhören, was Ihr zu sagen habt. Ihr könnt gegen kritische Konsumenten auf Dauer nicht auf dem Rechtsweg gewinnen, das Gesetz wird Euch nicht helfen. Widerlegt oder ändert Eure Methoden. Das haben schon ganz andere Unternehmen wie auch manch ein Staat lernen müssen.
Was nun mit der Presse ist? Ach komm, bleib mir weg mit Presse. Die verkaufen das, was sich verkaufen lässt. Ich erwarte von denen, die die Pressefreiheit genießen, keine Unterstützung, für das Recht auf Fehlbarkeit einzustehen, was Blogger ausmacht.
Ach ja, noch eins, auf die Solidarität der großen Blogs würde ich nicht schielen. wenn man selbst mal dran ist. Einerseits gibt es gewisse Abnutzungserscheinungen, immer wieder aufs Neue über Abamhnungen zu berichten, andererseits empfinden viele Topblogger per se keine höhere Verpflichtung, ihre größere Vernetzungsdichte in „Notfällen“ anderen Bloggern zur Verfügung zu stellen. So kümmern sich die Werbeblogger eben um Werbung/PR. Früher, ja, das war mal früher, da war man froh, dass man Unterstützung wegen der Heidi aus der Bloggeria bekam und nicht zuletzt deswegen ging das Werbeblog bekannter als je zuvor daraus hervor. Das ist aber lange schon vorbei. Das Gefühl einer wie auch immer gearteten Verpflichtung existiert nicht, etwas zu zurückgeben, was man von anderen Bloggern bekommen hat. Gut, mag sein, dass ich als gebürtiger Jugo irgendwelche Kommunistengene in mir trage, die ein höheres Gemeinschaftsgefühl mit sich bringen. Ich bin aber auch erwachsen genug, niemanden einen Vorwurf draus zu machen, dass man nicht ins Trommelorchester einstimmt. Jeder muss das für sich selbst wissen. Dennoch der gute Rat: verlasst Euch never ever auf andere Blogger. Traurig, aber wahr.
Aber 100% akzeptabel: wir leben nicht in einer gleichgeschalteten Gesellschaft, jeder lebt nach seinem Gusto und nach seinen Werten. Das Bewußtsein, dass Blogs etwas Großartiges sind, mit deren Hilfe sich Bürger unmittelbar und ohne Gang zur Presse und Parteien untereinander vernetzen können, birgt Chancen und zugleich Gefahren. Und hat sich bei den meisten nicht herausgebildet, welche Möglichkeiten in Zukunft bestehen, weitab von den kommerziell getriebenen Medien eigene Öffentlichkeiten und Agendas zu schaffen. Das ist zugleich gefährlich wie auch gigantisch. Ach ja, da war ja letztens der Nonsens aus der SZ, dass Blogs keine gesellschaftliche Relevanz besitzen. Ja, moi, mich kümmert das Heute nicht, dass Medien die absolute Meinungsmacht innehalten und bestimmen, was wichtig oder unwichtig sein soll. Meine Prophezeiung ist, dass auch Blogs darunter leiden werden, dass sich das Netz als fünfte Macht im Staat etabliert. Net Neutrality wird nicht die Bedeutung behalten, die es heute im technischen Sinne hat. Ich mache mir daher weniger Sorgen, ob man sich eines gemeinsamen Weges bewußt ist, sondern wie dieser Weg aus abermillionen vernetzter Menschen aussehen wird, gerade weil aufgrund der Selbsbestimmung jeder in eine andere Richtung zieht und zerrt. Das ist unvorhersehbar, was sich gesamtgesellschaftlich daraus ergeben wird. Weil, auf einen pluralistischen Konsens wird man letztlich kommen, nur welchen.
Sorry, wenn ich der Meinung wäre, ma könne nichts ausrichten, würde ich das schreiben. Und die Blogbar dichtmachen. Ich bin sehr wohl der Meinung, dass man etwas ausrichten kann, Monigate hat das eindrucksvoll bewiesen, aber gerade in diesem Fall wurde und wird es meines Erachtens mit der Brechstange an einer Stelle versucht, an der es kein Durchkommen gab. Und dann ist es nicht sinvoll, genau an der Stelle die nächste Pleite zu kassieren und nach anderen zu rufen, es ebenfalls zu tun. Wenn man schwach ist, muss man halt gegebenenfalls die Taktik überdenken und aus Fehlern lernen. Das ist der Kern meines Beitrags. Nicht nicht zuschlagen, sondern anders und besser.
mea culpa, auf den Punkt, bin ich denke ich eingegangen, nur anders gemeint: die Tatsache, dass man über Stefans Fall als Blogger überhaupt berichtet, ist weitaus mehr zunächst, als andere Wege zu beschreiten, die selbstverständlich denkbar und begehbar sind. Gebe Dir da völlig Recht. Wie gesagt,mir gehts darum, dass man überhaupt was sagt. Dass man nachdenkt. Dass man sich regt und nicht ignoriert. Habe Deine Korrektur oben eingefügt, ok so?
Hier fehlt ein Danke-Button. Sehr schöne Analyse und ziemlich genau auf den Punkt getroffen.
was mich bei der ganzen geschichte wirklich ernsthaft nervt (im sinne von: ich bekomme pickel am hintern) ist diese sinnfreie einteilung in kommerzielle bloggger und gut blogger. der saftblog ist auch kommerziell und als die stress mit den lömpijaden hatten, war die ganze bloggosphere unterwegs. niggemeier hat addical laufen, schreibt aber privat und ist ein böser kommerzblogger? das er im hauptberuf auch seine brötchen mit schreiben verdient, ist noch einzusätliches manko.
katzenkontent ist gut, wenn ihn jemand mit hausfrauenbackground einstellt, kritische berichterstattung ist schlecht, wenn jemand das schreiben gelernt hat und versucht, mit den 20.000 hits täglich die serverkosten zu bezahlen?
das ist sowas von typisch deutsch…
kopf –> tisch.
Ja, danke, passt.
Ich tue mir lediglich mit diesen Soliwellen zunehmend schwer, weil sie inzwischen oft wirkungslos verpuffen. Und ich auf der anderen Seite sehe, was gezielter Druck weniger Leute durchaus erreichten kann. Extrembeispiel wäre Johannsen + Kretschmer. Ich will niemandes Engagement entwerten, aber drei Leute, die Willens sind, meine Sache konzentriert und nachhaltig voranzubringen, die sich verbeissen und jeden Tag ranklotzen und dem Gegner keine Ruhe lassen, wären mir lieber als 100 Leute, die einmal auf die neuesste Sau im Dorf hinweisen.
Der aktuelle Fall an sich ist m.E. zweitrangig. Auch ob Problogger/Kommerzblogger Tralala.
Wichtiger wird der Prozess sein.
Denn:
„Wenn ein Zeitraum zwischen Sonntag um 3 Uhr früh und 11 Uhr als „nicht zeitnah“? eingestuft werden sollte, ist der Begriff sinnlos und lächerlich.
Das hat auch wenig mit Blogkultur zu tun. Irgendein Depp könnte jetzt etwas Abmahnbares einstellen (selbst der dann Abmahnende), und es bliebe wohl stehen bis morgen früh.
Nein, wenn sich diese Urteilspraxis durchsetzt, ist lebendige Kommunikation im Netz tot.“
Quelle: http://blogbar.de/archiv/2007/08/15/abmahnerei/#comment-217021
Was sich aus dem „Heise-Urteil“ an obskurer Drohtaktik und auch sprudelnder Abmahn-Industrie herausgebildet hat, kann jeder schnell nach-recherchieren. Wenn nun auch noch „zeitnah“ heisst, dass man um 5 Uhr einen Kommentar zu löschen hat – dann wird das Ergebnis einfach so sein, dass ich z.B. meine Kommentare nur noch moderiert durchlasse. Und viele andere Blogger werden das auch so machen – weil sie eben kein Bock haben, für die Sch*iße anderer geradezustehen.
Und es würde die „Blogkultur“, die ja gerade von der Zeitnähe lebt, erheblich verändern.
Good Point! Kann Herr Dahlmann nicht mal ein Widget für den Abmahnblog kredenzen. Dann würden wir das sogar einbinden. So dass wir wenigstens ein wenig für die zahlreichen Abmahnfälle tun können. In der Tat wir können/wollen nicht jeden Abmahnwahn berichten, schon allein aus der Tatsache heraus, dass ich nach Finanzkram nix langweiliger finde als die Rechtsverdreherei und ich mich da überhaupt nicht auskenne, daher halte ich einfach die Fresse. Ich glaube das meinte auch Don mit seinem Beitrag. Bevor man lospoltert, sollte man wissen was man tut.
Heidi hat uns zwar Awareness gebracht, hätte aber auch wirklich gut auf die Aktion damals verzichten können. Trotzdem bin ich natürlich dankbar für das damalige, solidarische Blog-Echo. Keine Frage. Aber auch damals ging die Frage um, wie gehen wir mit solchen Fällen in Zukunft um. Ich denke eine immer wiederkehrende „Blog-Welle“ ist keine langfristig brauchbare Lösung, oder?
gute Frage, ob eine instituionalisierte Lösung besser als ein dauerhafter Erziehungsprozess ist.
Wenn man sich mal die erfolgreichen Fälle anschaut, Restposten24, Heidi, Saftblog, Moni, DubistDeutschland, J+K, Jamba, ARS, dann waren es immer vier Merkmale:
– Sofort von der Defensive in die Offensive gehen
– Dem Gegner über Tage und Wochen keine Sekunde Ruhe lassen
– gezielt auf den Ruf und das Image der Firma gehen, also da, wo es weh tut
– Durch eine Steigerung der Angriffe und der Angfcreifenden dafür sorgen, dass die andere Seite den Eindruck bekommt, das Schlimmste stehe noch bevor
Das Problem ist dann aber, dass allenthalben die Beschwichtiger aus den Löchern kriechen. Bei Monigate schrieben manche von „Konflikthijacking“, bei StudiVZ jammerte Niggemeier über meinen militaristischen Ton, und so weiter, und so fort. Derjenige Niggemeier welcher, und so. Das mit der Solidarität war noch nie ganz einfach.
Noch ein kleiner Hinweis zu den Reaktionen der Unternehmen: ich habe schon in einer ganzen Reihe von Gesprächen festgestellt, dass die meisten Unternehmen mit Argusaugen darauf wachen, was da in den Blogs geschrieben wird. Selbst solche, bei denen man das niemals vermuten würde. Nur kommunizieren sie es nicht nach außen. Aber drinnen gibt’s häufig Krisensitzungen bis ganz nach oben, in denen viele Anzugträger um runde Tische sitzen und diese Dinge debattieren. Oft ohne zu wissen, was sie eigentlich tun sollen oder wollen (das scheint hier anders zu sein…). Es wäre also wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass diese Diskussionen im Netz durchaus wahrgenommen werden. Auch wenn die Firmen das nicht immer zugeben wollen.
Sehr toller gelungener Beitrag.
Mehr schreibe ich dazu nun nicht, weil alles dazu in den vorherigen Kommentaren gesagt wurde.
Callactive vs. Niggemeier…
[Disclaimer: Ich wurde letztes Jahr von jemandem abgemahnt, der den hier genannten Anwalt von Herrn Niggemeier mit seiner Vertretung beauftragt hatte.]
In Sachen Callactive gegen Stefan Niggemeier gilt unter Bloggern anscheinend derzeit die Devise: …
Ich versuche mir bei Abmahnungen das ganze immer wieder plastisch vorzustellen:
Irgendwo in einem Blog liegen 2 Kommentare. Fraglos nicht gerade wohlwollend gehalten, doch sollen diese zwei dazu führen, daß deswegen ein Unternehmen untergeht?
Stört es jemanden, wenn in China ein Sack Reis umfällt? Eher nicht.
Bei Abmahungen ist es wie mit Strafzetteln für reich und arm. Über 50€ fürs Falschparken lacht sich ein Ritchie einen Ast – ein Normalverdiener eher weniger.
So liegt auch der Fall mit Abmahnungen.
Wie schon einmal gesagt: Make Sex not Abmahungen! 😉
[…] Der Spreeblick hat dieses mehr als seltsame Gebahren nochmals pointiert zusammengefaßt. Und an vielen Stellen [etwa hier, hier, hier, hier, hier und auch bei Robert Basic] wird der Fall auch eingehend kommentiert und diskutiert. Weswegen ich auch nochmals darauf Bezug nehme? Ich habe einen kleinen privaten Verdacht, weswegen Callactive nun zu solch skurril anmutenden Manövern greift: Kann es sein, daß die Geschäfte der Firma nicht so wie gewünscht laufen? Kann es vielleicht sein, daß es weit weniger naive, geldgeile Menschen gibt, die sich von den Hütchenspielerinnen Moderatorinnen der besagten Trivialshows einlullen lassen, als gedacht und für den Geschäftserfolg notwendig? […]
Ich denke die Krux mit den Abmahnungen ist einfach, dass verhältnismäßig oft mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird.
Gerade bei Beanstandungen von Kommentaren halte ich in letzter Zeit für arg ungünstig. Letztendlich sucht sich ein stänkerer einen unbeteiligten Dritten in dessen Blog/Forum er stänkert und der Webmaster ist der Dumme. Gerade in dem Fall bin ich der festen Überzeugung, dass ein freundlicher Brief mit Erklärung weshalb man den Kommentar nicht wünscht genauso den Zweck erfüllen würde. Wohl die Wenigsten haben Lust auf einen Stellvertreterkrieg. Ich habe schon von mehreren Fällen gehört, wo das gut funktioniert hat, passiert nur leider nicht immer.
Und ich denke auch, das es vollkommen natürlich ist nicht gegen jede Abmahnung gegen Blogger zu berichten. Jeder Blog hat halt seine eigene Nachbarschaft und in der gibt es nach meiner Erfahrung einen recht großen Zusammenhalt.
Bei Thomas Knüwer stand jüngst zu lesen, daß sich in den USA neuerdings eine Art „Bloggewerkschaft“ formiert. Ich hatte damals in den Comments zu Bedenken gegeben, daß dies im Sinne einer Lobbygruppe durchaus sinnvoll sein könne. Eben etwa, um darauf zu drängen die Abmahneritis zu stoppen.
Allerdings gab es vor 2-3 Monaten auch eine Initiative, sich zu organisieren, zum konstituierenden Treffen Ende Mai in München wollte dann aber doch (fast) niemand kommen…
Ich selbst (ebenfalls Abmahnerfahren) wäre durchaus dabei, um hier eine auf Dauer gestellte Aktion mitzutragen…
[…] Ich denke jeder der einen Blog betreibt und keine generelle Moderation im WordPress einstellt, sprich die Kommentare ohne Gegenlesen veröffentlicht, sollte mindestens nach 24 Stunden eventuell für Dritte schädliche Kommentare entfernen. Ist man mal im Urlaub kann ja solange eine Moderation der Kommentare erfolgen. Hätte Niggemeyer nicht nach 24 Stunden den Kommentar gelöscht, würde ich eine Abmahnung von Callactive gegen ihn absolut nachvollziehen können. Auch ein Unternehmen wie Callactive sollte nicht im entferntesten mit dem dritten Reich und/oder dem Nationalsozialismus in Zusammenhang gebracht werden. Aber so? Nicht im geringsten verständlich und kennt man die deutsche Blogosphäre auch nur ein wenig, hätte man sich an drei Fingern ausrechnen können, dass so ein Verhalten ein Schuss ins Knie bedeutet. […]
Bei der Differenzierung zwischen privaten und kommerziellen Blogs fehlen noch die journalistischen Blogs. Und ich denke genau da liegt der Hase im Pfeffer.
Ich könnte mir die Finger wund bloggen, würde vielleicht auch ein paar Links bekommen. Eventuell würden noch ein paar andere Blogs darüber schreiben. Doch nach drei Tagen ist die Geschichte Schnee von gestern. Mitbekommen haben es dann vielleicht 50 Leute.
Stefan Niggemeier ist erst einmal Journalist. Wenn er einen Artikel in der, sagen wir mal, FAZ veröffentlicht, dann ist das eine ganz andere Bühne. Und wenn die SZ den FAZ-Artikel aufgreift (usw. usf.), hat das ein völlig anderes Kaliber als wenn ein Blog von dem anderen verlinkt wird.
Wahrscheinlich hat es auch mit der Beharrlichkeit von Stefan Niggemeir zu tun. Ein, zwei Artikel im Blog und es wäre außerhalb der Blogsphäre kaum aufgefallen. Eine wochenlange Berichterstattung hingegen weckte bei CallActive anscheinend die bösen Geister.
Was das mit der Solidarität bringen soll, frage ich mich allerdings auch. Andauernd wird der Fall Monigate hinterm Ofen hervorgezerrt. Ja wundertoll! Da hat man mal eine vergleichsweise kleine NGO ein bissken eingeschüchtert. Um was ging es denn da? Ein paar Euro Anwaltskosten und einen „guten Ruf“. Denen dürfte es wesentlich leichter gefallen sein den Schwanz einzuziehen und bedröppelt abzudackeln.
Was hat denn die ach so tolle Bloggersolidarität im Fall Mediamarkt/Steinhöfel gebracht? Nicht einmal nennenswerte Spenden sind angekommen. Und Mediamarkt hat sie dann am Ende doch alle in die Knie gezwungen. Oder nicht? Hat es Mediamarkt, die Mediamarkt-Saturn oder Metro Group auch nur ansatzweise interessiert wie die Berichte in den Blogs waren? Was schert es die Eiche wenn sich die Sau an ihr reibt…
Das mit der Solidarität ist ab einen Gewissen Umsatz also völliger Popans. Dann interessiert es das Unternehmen nicht mehr ob ein, zwei oder tausend Blogs böse Worte über sie verlieren. Dann werden die Schlüsselblogs bzw. „Gatekeeper“ dicht gemacht und der Long Tail ignoriert. Denen geht es wahrscheinlich in erster Linie darum die Leute mundtot zu machen, die so eine Sache auch in größere, weitreichendere Medien tragen könnten. Oder wie im Fall des Forums zu CallActive ab einer gewissen Schwelle von Bekanntheit/Reichweite einzuschreiten.
Versucht man diese Reichweite über Blogs zu erreichen, werden sie wohl alleine schon aufgrund des Aufwands den es mit sich bringen würde gegen alle Blogs vorzugehen, auf Ignorieren umstellen. Wäre in solch einen Fall effizienter und wirkungsvoller. Denn bei den allermeisten Blogs ist die Sache nach einer Woche vergessen. Die Reichweite und Aufmerksamkeit also verpufft.
Blogs haben in Deutschland i.d.R. Null Wirkung. Denn den Betroffenen bleibt meistens die Option sie schlichtweg zu ignorieren. Sollten Firmen wie CallActive dennoch reagieren, dürfte es wohl in den seltensten Fällen eine Kurzschlußreaktion sein. Ich gehe davon aus das die sich schon überlegen gegen wen und wie hart sie vorgehen. Und ob es Sinn macht bzw. ob es sich lohnt.
[…] Anwälte sind wie Atombomben 20. August 2007 Martin Oetting raisoniert über Callactive und die Bedeutung von Blogs und über Robert Basics Ausführungen darüber. Meine Interpretation ist generell schlicht folgende: […]
[…] Callactive erneut auf dem Radar […]
[…] sei, dass dieser Kommentar erneut abgegeben werde. Ich sei „als Störer“? verantwortlich… (Callactive erneut auf dem Radar von Robert Basic 16.08.2007 […]
[…] schon am Fall Niggemeier vs. Callactive zeigt Robert Basic , dass man *die Blogosphäre* nicht mehr als eine homogene Masse ansehen […]