Flickr hat sich also bisserl mit einigen seiner User geprügelt, weil man als deutscher User bestimmte Bilder nicht mehr sehen konnte. Hinzukam das coole Timing mit der Aktionärsversammlung von Yahoo (Stichwort Menschenrechte).
StudiVZ hat sich bisserl mit den Bloggern geprügelt, weil Sicherheitslücken, Stalker und ungeschickt agierende Gründer thematisiert wurden. Und tatsächlich immer noch thematisiert wird, man glaubt es kaum: Da gehts lang.
Im positiven Sinne haben es aber beide geschafft, in einer recht kurzen Zeit Unmengen von Usern vom Produkt zu überzeugen. Das werden die Anti-Fans nicht gerne hören, aber sie gehören so oder so zu den herausragenden Gründungen, StudiVZ in D und Flickr in der westlichen Hemisphäre des Webs.
Hat der Ärger um StudiVZ dem Unternehmen geschadet? Man muss das wohl relativieren: ja, es hätten sich wohl noch mehr User angemeldet damals, ja, der Erlös aus dem Verkauf wäre wohl noch höher ausgefallen. Heute aber muss man Holtzbrinck gratulieren, dass sie die Schwäche von StudiVZ gnadenlos ausgenutzt haben und zu einem Spottpreis erstanden habe. Mein Vater pflegt zu sagen, dass Kaufleute meistens Gangster sind, nun, das würde ich nicht unbedingt unterschreiben, aber es geht ums Geschäft und warum sollte man zuviel zahlen, wenn man es nicht muss? Anyway, die zahlreichen Kritiken haben StudiVZ nach vorne gepeitscht, seine Probleme unmittelbar anzugehen. Obwohl im Grunde genommen nicht wirklich Anlass zur Hast bestand. Wenn Blogger im Chor mit einigen Medienhäusern ein Liedchen anstimmen, auf der anderen Seite die User aber wie blöde in die Plattform stürmen, weiß man, dass man ein gutes Produkt hat und prima Marketing gemacht hat. Der Kern stimmt, einige Ecken muss man schleifen, nicht mehr und nicht weniger. Es hatte dem Erfolg von StudiVZ insgesamt also nicht geschadet. Weder die schlechte Kommunaktion, weder die internen Probleme, weder ein ungeschickter Gründer noch die Hast beim Personalaufbau und Ressourceneinsatz.
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Flickrs Position ist in der Tat vergleichbar mit StudiVZ, wenn auch dahinter ein Internetgigant namens Yahoo steht, somit finanzielle Fragen keine Insolvenzängste schüren. Das war mit Sicherheit der Unterschied, der StudiVZ in die Arme von Holztbrinck trieb. Dennoch, auch hier steht man eine unbekannten Masse X von unzufriedenen Usern gegenüber, die eine Menge Staub im Netz aufwirbeln. So dass sich wiederum die Medien damit am Rande befassen. Man reagiert behäbig, man kommuniziert nicht sonderlich geschickt, man trifft überhastete Entscheidungen.
Aber? Wie bei StudiVZ basiert Flickr auf einem guten Produkt, in dem Fall muss man sogar sagen, einem ganz vorzüglichem Produkt. Nichts und niemand wird in diesem Szenario auch nur ansatzweise die starke Marktstellung von Flickr bedrohen. Solange das Produkt gut ist, der Konsument mündig genug ist, die Qualität des Produkt zu schätzen weiß und sich weniger von anderen Usermeinungen abschrecken lässt, solange wird Flickr weiterhin florieren.
Es wäre zwar schöner, würde man nicht in so eine Situation geraten, auf der anderen Seite muss man eben manchmal Kunden gehen lassen, die unzufrieden sind, was ja auch völlig in Ordnung ist. Man kann es nicht immer jedem Recht machen. Ebenso muss man akzeptieren, dass man selbst mit einer besseren Kommunikation möglicherweise nicht viel mehr erreichen wird. Wichtig ist nur, dass man sich sicher ist, ein prima Set an Featuren anzubieten und nicht unnötig jedem Kunden entgegenkommt. Wenn Flickr/Yahoo also der Meinung ist, dass man zu hohe Risiken eingeht, wenn man die Plattform im Rahmen der deutschen Gesetzgebung nicht genügend absichert, das aber zu Lasten einiger User geht, so trifft man die richtige Entscheidung. Im Sinne des hauseigenen Risk Managements. Man verliert einige User, gewinnt dafür aber an Sicherheit. Prima Deal im ökonomischen Sinne, wozu selbstverständlich das vernünftige Handling von Risiken dazugehört.
Was lernt man also als Web-Unternehmen? Als Gründer? Es ist anscheinend ok und akzeptabel, dass man einige User vergräzt. Es spielt dabei nicht mal unbedingt eine so große Rolle, ob man in dieser Situation exzellent oder miserabel kommuniziert und agiert. Wichtig ist nur das: handelt es sich um ein Problem, dass das junge Unternehmen bedroht? Wenn nicht, ruhig Blut, den Sturm aussitzen, hier und da einen Ton von sich geben und darauf achten, dass man sich von den scheidenden Kunden mit Anstand verabschiedet und nicht etwa nachtritt.
Was aber, wenn man noch nicht die kritische Masse erreicht hat? Der Abgang eines Teils der User kann in der Tat spürbar sein. So spürbar, dass das Wachstum bedroht ist, da man überproportional an Netzwerkeffekten verliert. Zusätzlich wird das durch negative Mundpropaganda-Effekte aus der Blogosphäre verstärkt. Nicht nur, dass User die Plattform verlassen, der Zufluss neuer User wird möglicherweise stark gehemmt, wenn ein markanter Anteil der potenziellen User Blogger/Blog-Leser sind. Tja, schwieriges Spiel. Wenn man der obigen Theorie folgt, dass im Kern ein gutes Produkt entscheidend ist und sich das langfristig herumsprechen wird unter der Gesamtheit der Interessenten, muss man eben Nerven wie Drahtseile habe und nichts am Gesamtsystem drehen (Security-Probleme, interne Community-Probleme zähle ich dabei nicht zum Kern des System, die sind natürlich in Ruhe zu lösen). Das Dumme? Dass man es nicht weißt in der Startphase, ob man richtig liegt oder nicht. Wahrscheinlicher ist es, dass man in dieser Stresssituation den Kopf verliert. Tja, beschissene Situation:)
[…] …ist der titel eines artikels bei basic thinking. thema ist das problemmanagement bei internet-startups. allerdings vernachlässigt rober basic hier einige punkte, die meines erachtens wichtig sind. […]
„Hat der Ärger um StudiVZ dem Unternehmen geschadet? Man muss das wohl relativieren: ja, es hätten sich wohl noch mehr User angemeldet damals, ja, der Erlös aus dem Verkauf wäre wohl noch höher ausgefallen. Heute aber muss man Holtzbrinck gratulieren, dass sie die Schwäche von StudiVZ gnadenlos ausgenutzt haben und zu einem Spottpreis erstanden habe.“
Wurde DonAlphonso am Ende gar von Holtzbrinck dafür bezahlt den Kaufpreis von StudiVZ zu drücken?
Das wäre mal eine Nische für ein Start-Up! Ist da noch keiner drauf gekommen? 😉
Interessanter Vergleich. Du hast vermutlich recht. Ich bin beidem bisher treu geblieben, wenn auch die Identifikation natürlich stark nachgelassen hat. Aber ich konnte/wollte eben doch nicht ohne.
Derzeit geht übrigens das Gerücht um, dass das StudiVZ künftig kostenpflichtig würde – per Kettenmail. Könnte dich interessieren.
Man könnte eine Parallele zur Bild-Zeitung ziehen. Die Leben seit Jahrzehnten mit einem schlechten Ruf und wirklich geschadet hat es ihnen auch nicht.
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Wurde DonAlphonso am Ende gar von Holtzbrinck dafür bezahlt den Kaufpreis von StudiVZ zu drücken?
Das wäre mal eine Nische für ein Start-Up! Ist da noch keiner drauf gekommen? 😉
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Wird jetzt natürlich ein bischen überspitzt, aber dann könnte man auch sagen:
Erzeugt vielleicht die Kritik an Selbstmordattentätern ein zusätzliches Interesse von Verzweifelten für diesen finalen Job?
StudiVZ ist ein gesellschaftliches Phänomen zu dem Leute ihre Meinung äußern. Das hat überhaupt nichts damit zu tun, ob StudiVZ wirtschaftlich erfolgreich ist oder nicht.
„Zusätzlich wird das durch negative Mundpropaganda-Effekte aus der Blogosphäre verstärkt.“
Ist doch die einzige Daseinsberechtigung für die Blogosphäre oder nicht? 🙂
Blogger denken eh sie hätten viel Macht, aber in Wirklichkeit interessiert die Masse eben nicht was Blog XYZ gerade an Projekt XYZ rummeckert. Warum? Weil sie den Blog XYZ nichtmal kennen.
Mal ehrlich: In den meisten Blogs hängen doch nur Freaks, Gründer und Konsorten rum – der gewöhnliche User eher nicht.
ich weiß nicht, ob ich viele meine virtuellen Freunde als Freaks und Gründer bezeichnen kann, da sie es nicht sind. Normale Papas und Mamas, die einer Arbeit nachgehen und hin und wieder was ins Netz schreiben:)
Es ist aber auch unwichtig, ob ein Blogger im Sinne „medialer Macht“ (man muss wohl eher von Aufmerksamkeitsmechanismen reden, weniger von Macht) was bewirken kann. Medien wollen das, weil das ihr Geschäft ist, da sie sonst keinen Access zu Informationen bekommen würden, wenn sie sich als unwichtig verkaufen würden. Sie müssen zwingend auf ihre angebliche Macht pochen, sonst brechen sie in sich zusammen, was die Werbeeinnahmen angeht. Dass Blogs heute schon ökonomischen Einfluss haben, ist unumstritten, ja, auch in D. Viele Firmeninhaber und Marketiers kriegen die Krise, wenn was Negatives in den Blogs über sie steht. Man reagiert intern immer darauf, obs dann positiv ist, steht auf einem anderen Blatt. Im privaten Umfeld nennt man das Miteinander nicht Einfluss,es ist halt ein Austausch. Der natürlich wirkt. Aber ola. Ebenso halte ich nichts davon, den Blogs per se Einfluss abzusprechen, weil das in beide Richtungen gesehen nicht koscher ist:
https://www.basicthinking.de/blog/2007/02/23/blogger-nehmen-sich-zu-wichtig/ Im Unterschied zu den Medienorganen sind sie aber nicht darauf angewiesen, von Macht und Einfluss zu schwurbeln.
Insofern leitet sich die Daseinsberechtigung nicht von außen ab, sondern von innen: wer will, der kann. Das reicht schon als Daseinsberechtigung, so wie man niemandem verbieten kann, zu atmen.
Man kann an Flickr, StudiVZ, aber ebenso an Ebay das Phänomen studieren, dass derartige Angebote trotz viel Kritik großen Zulauf erfahren. Der Mensch ist ein soziales Wesen und will dahin gehen, wo „die anderen“ auch sind. Das kann man in jeder Stadt beobachten: Liegen zwei Cafés nebeneinander und das eine ist voll, während das andere leer ist, geht man natürlich ins volle.
Zweit- und Dritt-Anbieter haben es schwer, im selben Markt noch Fuß zu fassen, wenn die Nr. 1 schon eine gewisse Größe erreicht hat. Dabei müsste wahrlich niemand bei Flickr sein. Angebote wie http://www.23hq.com u.a. bieten gleichwertige Plattformen. Aber dort sind die Communities eben deutlich kleiner. Und dann sagt das Unterbewußtsein „Hm, da ist weniger los, die sind wohl nicht so gut…“
Wenn man sich in einem boomenden und noch nicht gesättigtem Wachstumsmarkt als Erster bewegt, und die Kunden quasi „von alleine“ kommen, werden viele Fehler dadurch „verziehen“, dass trotz diverser Fehler immer weiter Unmengen von neuen Kunden nachkommen, und man keinen aktiven sondern nur einen reaktiven Vertrieb braucht.
(Der Einfachheit halber habe ich hierbei Teilnehmer=Kunde gesetzt, was ja eigentlich bei Deinem Beispiel nicht ganz richtig ist…).
Mit einem Bild: Der Kuchen, den sich alle Anbieter teilen, wird ständig so immens größer, dass es keine Rolle spielt, wenn davon die Hälfte regelmäßig verschimmelt… denn das was vom Kuchen übrig bleibt, wird trotzdem immer größer.
Interessant wird es, wenn der Kuchen nicht mehr so stark wächst…
Beide Unternehmen haben wohl ein kleines „Kommunikations-Defizit“?. Eigentlich verwunderlich, lassen sich doch über das Blog gewisse Problematiken recht gut vermitteln.
Flickr hätte z.B.den deutschen Usern vorher mitteilen können, dass man aufgrund rechtlicher Vorgaben gewisse Fotos in Deutschland nicht anzeigen könne und hätte damit den „Schwarzen Peter“ einfach weitergegeben.
Wir wollen mal hoffen, dass Flickr aus dem Debakel zumindest für zukünftige Aktionen eine Lehre ziehen wird „¦
Das ist nun aber nicht dein Ernst, oder? StudiVZ stand bis Anfang Dezember offen wie ein Scheunentor. Wenn für ein StartUp, dessen Kapital die Datensätze seiner User ist, in einem solchen Fall kein Handlungsbedarf besteht, wann dann?
Ist übrigens mein größter Kritikpunkt: Die Verzögerung technisch notwendiger Reaktionen nach geschäftlichen Erwägungen.
Du schreibst:
„Dennoch, auch hier steht man eine unbekannten Masse X von unzufriedenen Usern gegenüber, die eine Menge Staub im Netz aufwirbeln. So dass sich wiederum die Medien damit am Rande befassen. Man reagiert behäbig, man kommuniziert nicht sonderlich geschickt, man trifft überhastete Entscheidungen.“
Und dann weiter:
„Was lernt man also als Web-Unternehmen? Als Gründer? Es ist anscheinend ok und akzeptabel, dass man einige User vergräzt“
Bist Du Dir sicher, dass durch den aufgewirbelten Staub tatsächlich User vergräzt wurden? Ich sehe hier eigentlich genau das Gegenteil eintreten, ganz nach dem Motte: „Lieber schlechte Publicity, als gar keine“. Ich unterstelle sogar, dass dies vereinzelt bewusst gesteuert wird, mit derartiger PR bestimmt Ziele zu erreichen. Ich bin aktuell auch in einer Neugründung im Web 2.0 – Bereich involviert und weiß wie schwer es ist, Nutzer zu generieren bzw. den eigenen Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Dann greift man eben auch mal schnell auf unkonventionelle Methoden zurück. Also immer differenziert betrachten.
Abgeklärte Ansichten/Einsichten. Keine Ahnung wie gut das Produkt StudiVZ ist, aber bei mir sind sie unten durch. Flickr ist tatsächlich ein gutes Produkt, aber man nutzt nicht die geforderten technischen Möglichkeiten (z.B. Rechteverwaltung, Altersverifizierung) sondern beharrt bräsig auf dem Bestehenden.
Damit kann man sich ganz schön ins Aus schießen. Ob es wirklich passiert? Der Meister des Aussitzens hat auch sämtliche ‚Birnen‘-Attacken 16 Jahre überlebt. War er deswegen erfolgreich oder ein toller Staatsmann, der wegen seiner Leistungen in Sachen ‚blühende Landschaften‘ in die Geschichtsbücher eingeht?
Und Medien schaffen Öffentlichkeit. Was die Öffentlichkeit dann damit macht ist ihre Sache. Hallo Robert aufwachen: Das in meinen Augen dumme Plädoyer für ’10 Millionen Fliegen können sich nicht irren‘ halte ich allerdings für den grundsätzlich falschen Ansatz. Und da kann beispielsweise die Bildzeitung geschäftlich noch so erfolgreich sein…
PS [OT]: Check mal, falls vorhanden, deine CoComment Einstellungen. Site und Seite sind vertauscht.
[…] Basic Thinking Blog » Flickr und StudiVZ: Parallelen? […]
Auch schlechte Werbung ist Werbung und damit nicht selten gute Werbung. Klingt banal und abgedroschen, bewahrheitet sich aber oft genug.