Wirtschaft

Eine Nacht darüber schlafen: Können wir Probleme im Schlaf lösen?

Bett, schlafen, Dream-Hacking, Dream Hacking, Träumen, Traum
Unsplash.com / Damir Spanic
geschrieben von Marinela Potor

Bevor du eine wichtige berufliche Entscheidungen triffst, solltest du am besten „einmal eine Nacht darüber schlafen.“ So heißt es jedenfalls im Volksmund. Doch was sagt die Wissenschaft? Können wir Probleme wirklich im Schlaf lösen?

Steckt dein Unternehmen in einer Zwickmühle und du weißt nicht genau, wie du vorgehen sollst? Musst du deinem Team etwas Unangenehmes mitteilen? Oder hast du einen Konflikt mit einer Kundin, die dich belastet? All das sind berufliche Sorgen, die wir alle kennen – und die uns häufig auch den Schlaf rauben.

Doch könnten wir unseren Schlaf auch nutzen, um genau diese Probleme zu lösen? Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass uns Schlafen durchaus dabei helfen kann, kreative Lösungsansätze zu finden.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Homeoffice
Social Media und PR Specialist (m/w/d)
BeA GmbH in Ahrensburg
Social Media Manager B2B (m/w/d)
WM SE in Osnabrück

Alle Stellenanzeigen


Studie untersucht Zusammenhang zwischen Schlaf und Problemlösung

Ganz so einfach wie „schlafen gehen und am nächsten Morgen mit der perfekten Lösung aufwachen“ ist es natürlich nicht. Doch Studien zeigen, dass uns die nächtliche Ruhephase dabei helfen kann, unsere Sorgen neu zu ordnen und dadurch auch ungewöhnliche Lösungsstrategien zu entwickeln.

So hat ein Forschungsteam der University of California untersucht, inwiefern Probleme im Schlaf gelöst werden können.

Die Wissenschaftlerinnen haben dabei festgestellt, dass verschiedene Schlafphasen uns dabei unterstützen, bislang unverbundene Zusammenhänge zu finden und somit kreative Lösungen zu finden.

Kreative Lösungen in vier Schritten

Denn Kreativität ist schließlich häufig nichts anderes, als Gewohntes im neuen Licht zu betrachten oder Dinge in ungewohnter Weise miteinander zu kombinieren. Diese Art des Denkens kann auch eine Lösungsstrategie sein, schreiben die Forscher::innen.

„Kreatives Lösen von Problemen wird in vier aufeinanderfolgenden Phasen erreicht. Erstens, eine intensive, aber nicht erfolgreiche Konfrontation mit den Elementen des Problems. Zweitens, die Entscheidung, das Problem erstmal beiseite zu legen. Drittens, eine Ruhephase, in der man nicht mehr bewusst am Problem arbeitet. Und schließlich eine blitzartige Einsicht, in der die Lösung plötzlich ins Bewusstsein dringt, während das Individuum entweder träumt oder in Gedanken versunken ist.“

Die große Frage ist allerdings: Wann genau erreicht man diese Inkubationsphase, aus der diese kreativen Ideen hervorgehen? Ist es der Traumschlaf, also die Phase des Rapid Eye Movemens (REM) oder erfolgt es in einer anderen Phase unseres Schlafs, also in der Non-REM-Phase? Darüber wird in der Wissenschaft schon länger diskutiert.

Probleme im Schlaf lösen: So funktioniert es

Die Forscher:innen haben darum verschiedene Studien zu dem Thema ausgewertet. Ihr Ergebnis: Beide Phasen tragen zur Problemlösung bei, allerdings in unterschiedlicher Form.

Außerhalb der REM-Phasen hilft uns der Schlaf dabei, bereits existierende Gedanken und Informationen zu sortieren und in sinnvolle Kategorien zu ordnen. In der REM-Phase wiederum entstehen neue Assoziationen.

Probleme im Schlaf lösen, Phase eins: Das Schubladendenken

Das funktioniert folgendermaßen. In der Non-REM-Phase gibt es eine rege Kommunikation zwischen Cortex und Hippocampus. Dieser Vorgang hilft uns dabei, Ähnlichkeiten festzustellen und Dinge zu kombinieren, die zueinander passen.

Anders formuliert: In dieser Phase sortieren wir Dinge in Schubladen.

Probleme im Schlaf lösen, Phase zwei: Neue Schubladen finden

In der REM-Phase wiederum arbeiten Cortex und Hippocampus nicht mehr so intensiv zusammen. Vielmehr treten hierbei Erinnerungen oder abgespeicherte Informationen in den Vordergrund, die uns beschäftigen. Das können Dinge aus der näheren oder auch ferneren Vergangenheit sein.

Wenn wir beim Schubladen-Beispiel bleiben, nimmst du also in dieser Schlafphase die Socken aus einer Schublade und die Hemden aus der anderen und tust sie in eine neue gemeinsame Schublade.

Genau diese freie Assoziation von Erinnerungen fördert die Kreativität. Denn so kann es sein, dass du in der Traumphase beispielsweise deine aktuellen beruflichen Probleme gemeinsam mit einer Kindheitserinnerung abspulst.

Dies wiederum kann dir dabei helfen, einen Zusammenhang herzustellen, den du andernfalls nie gesehen hättest – und somit letztlich eine kreative Lösung für dein Jobproblem zu finden.

Träumen lernen

Das funktioniert natürlich nicht auf Knopfdruck und du kannst nicht erwarten, dass du jedes berufliche Hindernis einfach im Schlaf lösen kannst. Dennoch: Gesunder Schlaf kann dich bei der kreativen Lösungsfindung unterstützen.

Die Studie zeigt aber auch: Für kreative Lösungen braucht es beide Schlafphasen. Denn wir müssen zunächst Informationen abspeichern und sortieren, damit wir sie neu und frei assoziieren können.

Daher schreiben die Forscherinnen: „Diese Erkenntnisse zur Rolle von REM-Schlaf bei der kreativen Problemlösung unterstreichen die Empfehlung des Nobelpreisträgers Friedrich A. Kekulé.“

Der deutsche Chemiker forderte nämlich bereits im 19. Jahrhundert: „Lernen wir träumen!“

Auch interessant: 

Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.