Die Heizung von unterwegs anmachen, Licht und Musik aus jedem Winkel des Hauses koordinieren oder im Urlaub eine Nachricht bekommen, wenn die Haustür aufgeht: Vom Smart Home träumen viele, meist scheitert es aber an zu vielen verschiedenen Standards, sodass kein Gerät das andere versteht. Einen anderen Weg geht die Telekom, die per Qivicon über verschiedene Hersteller hinweg Geräte miteinander vereinen möchte. Wir haben das getestet. Teil 2: Das Feintuning von App und Geräten.
Nachdem nun alle Smart-Home-Geräte angeschlossen und mit der Home-Base verbunden sind, kann es ans Feintuning gehen. Im folgenden Text möchte ich auf vier Punkte eingehen, durch die die Gerätschaften erst einen wirklich nützlichen Sinn und Zweck bekommen:
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- Zeitpläne für die Heizungskörper
- Symbiose zwischen Heizung und Fensterkontakt
- Automatisierte Situationen inkl. Wandtaster
- Alarmsystem inkl. Fensterkontakt
Zeitpläne für die Heizungskörper
Man stelle sich folgende Situation vor: Morgens um 6 Uhr möchte man es warm im Badezimmer haben, geht aber gegen 21 Uhr ins Bett. Was macht man? Man schaltet um 21 Uhr die Heizung ein, die dann bis 23 Uhr läuft, bis sich die Heizung abschaltet. Zudem läuft sie von 3 Uhr bis 6 Uhr, wenn sich die Heizung wieder einschaltet. Bedeutet: Die Heizung läuft insgesamt fünf Stunden, um morgens für 15 Minuten ein warmes Badezimmer zu haben.
Die Heizungsthermostate sollen dieses Problem lösen. Über einen Zeitplan, den man für jeden Raum, Heizkörper und Tag individuell einstellen kann, kann ich nun etwa festlegen, dass die Badheizung um 5 Uhr angeht und sich um 5:45 Uhr automatisch wieder abschaltet. So macht man aus fünf Stunden nur noch 45 Minuten. Selbiges gilt, wenn ich um 17 Uhr von der Arbeit komme. Entweder ich verzichte während der Arbeitszeit auf die Heizung – dann ist es eiskalt, sobald ich zurück komme. Oder ich lasse sie laufen – für nichts. Warum nicht einfach von 7 Uhr bis 16 Uhr die Heizung runterfahren und ab dann wieder anschmeißen?
Hier ist in der App ziemlicher Initialaufwand gefragt, um das alles flüssig und funktionierend einzurichten und es braucht mehrere Tage, bis man wirklich zufrieden damit ist. Läuft es einmal, dann hat man mit der Heizung keine Probleme mehr, aber bis dahin ist das nichts für ungeduldige Menschen (wie mich). Das war beim Test von vergleichbaren Geräten und Systemen stets ähnlich, wobei mir die Steuerung in der Telekom-Smart-Home-App hier nicht intuitiv genug ist und deutlich simpler sein könnte.
Positiv fällt aber auf, dass alle Änderungen, fast in Echtzeit passieren. Schalte ich in der App um, sehe ich das eine Sekunde später auch auf dem Thermostat. Hier habe ich bei anderen Systemen schon Zeiten von mehreren Minuten erlebt, entsprechend zufrieden bin ich damit. Ebenso mit der Verlässlichkeit: Sagt mir die App, der Heizkörper springt an Zeitpunkt X an, springt er auch dann an. Auch hier habe ich bei anderen Systemen schon große Enttäuschungen erlebt.
Symbiose zwischen Heizung und Fensterkontakt
Gerade im Winter hat man teils sehr lange und oft die Heizung laufen. Irgendwann will man dann aber doch mal lüften und reißt die Fenster auf. Kennt ihr das schlechte Gewissen? Die Folge: Man dreht alle Heizkörper runter, dann öffnet man die Fenster, nach 10 Minuten dreht man sie wieder auf. Hier kommen die Tür- und Fensterkontakte ins Spiel. Die kann ich nach der Einrichtung mit der App einem Raum zuordnen.
Das System versteht nun: Im Schlafzimmer gibt es ein Fenster und einen Heizkörper. Sobald ich das Fenster nun öffne, schalten sich die Heizungen automatisch auf den so genannten Frostschutzmodus von 6 Grad runter (oder auf Deutsch: Sie gehen aus). Darüber hinaus kann ich von unterwegs aus sehen, ob ich die Fenster geschlossen habe, zum Beispiel bei einem spontanen Regenschauer.
Automatisierte Situationen
Über automatisierte Situationen kann ich für bestimmte Situationen Automatismen festlegen. Beispiel: Bei der Situation „Büro“ sollen meine Elektrogeräte im Home-Office angehen, sobald ich auf den Knopf drücke. Bei der Situation „Feierabend“ sollen sie wieder ausgehen, bei „Nacht“ sollen alle Gerätschaften im Haus ausgehen und bei „Multimedia“ nur der Fernseher inkl. Wohnzimmer-Stehlampe eingeschaltet werden.
Die Situationen lassen sich dann auch per Widget in die Mitteilungszentrale legen und sind darüber schneller ansteuerbar. Habe ich zudem Gerätschaften wie einen Wandtaster, kann ich festlegen, dass Situation „Nacht“ beim Drücken des Tasters eingeleitet werden soll und mir den Wandtaster etwa an den Nachttisch kleben. Zudem lassen sich zeitliche Automatismen einstellen, was für meine Zwecke und Situationen aber hinderlich wäre – außer etwa bei einer Lampe („ab 17:30 Uhr Stehlampe einschalten“).
Alarmsystem mit Türkontakt und Wandtaster
Der Wandtaster kommt auch beim Alarmsystem zum Einsatz, weil ich hier einen sinnvollen Einsatzort für ihn gefunden habe. Zunächst einmal: An die Tür habe ich einen Tür- und Fensterkontakt installiert, damit man nachvollziehen kann, ob die Tür offen oder geschlossen ist. In der Smart-Home-App der Telekom kann man nun die so genannten Anwesenheitsoptionen einstellen. Dort habe ich festgelegt, dass das System auf „Abwesend“ schalten soll, wenn der Wandtaster, den ich neben der Tür angebracht habe, gedrückt wird.
Zudem wurde unter dem Menüpunkt „Alarmsystem“ der Türkontakt bei Abwesenheit auf Alarmmodus geschaltet. Gehe ich nun also aus dem Haus, drücke ich den Wandtaster. Dadurch fahren a) alle Heizkörper herunter, b) werde ich per Push-Nachricht benachrichtigt, falls noch ein Fenster offen sein sollte und c) aktiviere ich den Alarm. Öffnet nun jemand die Tür, fängt mein iPhone lauter an zu plärren als ein Baby in der Quengelzone im Supermarkt. Alternativ ist das noch mit sämtlichem Sirenen- und Alarmanlagen-Zubehör kombinierbar. Für Telekom-Kunden kann außerdem ein SMS-Service eingerichtet werden, für mich als E-Plus-Kunde ist das leider nicht möglich, aber durch die Push-Nachricht auch nicht nötig.
Klar, das Alarmsystem ist nicht für alle nötig. Es eignet sich besonders, wenn man etwa ein schlecht einsehbares Haus hat, öfter auf Reisen ist oder ein anderweitig besonders gesteigertes Sicherheitsbedürfnis hat. Dann aber muss man einiges an Geld investieren, um das Alarmsystem auch wirklich sicher zu machen – eben mit Sirenen, einem Kamerasystem, noch mehr Tür- und Fensterkontakten und anderen Spielereien. Für mich reicht das so, wenn ich das nächste Mal in den Urlaub fahre.
Im nächsten und damit letzten Teil der Mini-Serie gibt es eine (Ab-)Rechnung und ein Fazit. Hier gibt es Teil 1 mit einem Hands-on und der Installation der Komponenten.
Eine Sache fällt mir auf, die weniger mit Smart Home als mit dem Heizverhalten zu tun hat: immer wieder lese ich, dass die Heizung bei Abwesenheit aus- und bei Anwesenheit – dann aber nur so kurz wie möglich – eingeschaltet werden soll. Das ist nicht unbedingt die ideale Lösung. Denn auf diese Weise kühlen Wände und Böden jedesmal stark aus und es dauert dann umso länger, bis wieder ein angenehmes Raumklima herrscht. Das kennt mancher, der sich wundert, weshalb die Luft im Raum dann zwar warm ist, aber man trotzdem fröstelt. Weil nämlich die Wände, Decken und Böden die Kälte lange noch speichern. Man braucht dann relativ viel Energie, bis das Haus oder die Wohnung wieder angenehm warm wird. Von möglichen Schimmelproblemen zu schweigen. Besser ist es deshalb eigentlich, bei Abwesenheit nur etwas runterzuregeln statt ganz abzuschalten. (Bei längerer Abwesenheit wie Urlaub sieht das natürlich anders aus.) Man muss da einen guten Kompromiss finden. Davon abgesehen ein sehr interessanter Artikel, wie ich finde. Danke dafür.
Absolut richtig.
Aber die Smarten Home´ ler wollen doch was zu schalten haben.
Wie langweilig wäre es da ein so schön einfach zu schaltendes Element wie die Heizung aussparen zu müssen.
Und fürs Geschäft der Hersteller der schaltbaren Heizungsthermostaten wäre es auch schlecht.
Das sehe ich ähnlich. Zum einen sprechen die Hersteller von einer Kosteneinsparung von bis zu 30 %, wenn SmartHome zur Anwendung kommt. Das kann man sicher nachrechnen und wird auf ein ähnliches Ergebnis kommen. Aber Grundlage kann hier ja nur sein, dass die Heizung so programmiert wird, dass bei einer Abwesenheit nicht mehr geheizt wird. Bedeutet also, dass die Wohnung, die Wände, der Boden etc. tagsüber auskühlen wenn keiner da ist.
Wird dann rechtzeitig vor Feierabend wieder geheizt, ist umso mehr Heizleistung erforderlich,
damit dann die gewünschte Temperatur erreicht wird, wenn sich die Wohnung wieder mit Leben füllt. Also: es gibt Argumente auf beiden Seiten.
Mein Fazit: mit programmierbaren Heizkörperthermostaten steigt der Wohnkomfort und eine gewisse Heizkostenersparnis mag sicher möglich sein. Wir wollen alle im digitalen Leben teilhaben. Lassen wir unsere Heizung auch mit daran teilhaben 🙂