Die beiden Biontech-Gründer Özlem Türeci und Uğur Şahin sind mit Sicherheit Deutschlands berühmtestes Gründerpaar. Doch wie gelingt es (Ehe-)Partnern, gemeinsam ein erfolgreiches Unternehmen zu gründen? Mit diesen acht Tipps legst du die wichtigsten Grundlagen.
Während der Beratung von Start-ups und Gründer:innen sehe ich natürlich auch immer wieder Paare, die gemeinsam ein Unternehmen starten oder – wenn sie schon gestartet sind – erfolgreich machen wollen.
Und gleich vorweg: Das kann genauso gut gelingen wie bei Gründer-Konstellationen, bei denen die Gründer:innen kein Gründerpaar sind.
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Aus meiner Erfahrung gibt es bei Gründerpaaren jedoch ein paar Besonderheiten, die beachtet werden sollten, weil es eben nicht nur die unternehmerische Seite zu beachten gibt, sondern in besonderem Maße auch die persönliche. Nachfolgend möchte ich ein paar meiner Beobachtungen und eigenen Erfahrungen wiedergeben.
1. Die Rollen sollten definiert sein
Unternehmen, die von Paaren gegründet werden, unterscheiden sich in einem Punkt nicht von anderen Unternehmen ohne Gründerpaar: Es sind verschiedene Rollen innerhalb des neuen Unternehmens zu besetzen. Paare sollten deshalb ebenfalls ihre Rollen im Unternehmen definieren.
Das aber reicht nicht. Es ist dann auch wichtig, dass diese Rollenverteilung von beiden akzeptiert und umgesetzt wird – genauso wie man es machen würde, wenn es sich eben nicht um den Partner, sondern nur um einen Mitgründer handelt.
2. Der Umgang mit Kritik ist wichtig
Auch bei einem von einem Paar gegründeten Unternehmen geht mal etwas schief. Das ist völlig normal. Es kommt dann aber darauf an, wie mit diesen Fehlern und Fehlschlägen beziehungsweise wie mit Kritik an dem, was getan oder nicht getan wurde, umgegangen wird.
Was nicht getan werden sollte: Einen sachbezogenen Vorfall mit persönlichen Vorwürfen vermischen. Denn genau das liegt nahe, ist doch ein Gründerpaar nicht nur über das Unternehmen, sondern auch über die persönliche Beziehung verbunden.
Stattdessen sollte die unternehmerische und die persönliche Ebene mit Blick auf den Umgang mit Fehlern und daraus folgender Kritik getrennt behandelt werden.
3. Streiten will gelernt sein
Manchmal bleibt es nicht bei der Äußerung von Kritik, sondern eine Situation entwickelt sich zu einem Streit. Auch hier ist es wichtig, nicht auf die persönliche Ebene zu wechseln und verschiedene Situationen während des Streits zu vermengen. Leider kann das im Eifer des Gefechts nämlich passieren.
Darüber hinaus sollten Paare beachten, dass sie sich selbst zum einen nicht zu wichtig nehmen. Zum anderen sollten sie verstehen, dass sie beide zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Ein Streit hindert nur den Fortgang des Unternehmens.
Wichtig ist, dass beide versuchen, die Schärfe aus der Situation zu nehmen und nach Lösungen zu suchen, um eine Situation nicht eskalieren zu lassen.
4. Kommunikation ist das A und O
Immer wieder stelle ich fest, dass gute Kommunikation dafür sorgt, dass sich Situationen entspannen oder Spannungen erst gar nicht auftreten. Aus diesem Grund sollten auch Paare sich klarmachen, dass es entscheidend auf ihre Kommunikation ankommt.
Wenn es sich jedoch um ein Gründerpaar handelt, gibt es ein paar Besonderheiten. Diese Ausgangslage unterstellt vielleicht Dinge, Emotionen oder ein Verständnis von einer Situation, die in Wirklichkeit gar nicht besteht.
Durch diese Unterstellung werden aber wichtige Punkte gar nicht erst angesprochen, bis dann dieser Fehler zu spät bemerkt wird. Ich rate deshalb immer dazu, lieber mehr anzusprechen als zu wenig.
Das gilt übrigens nicht nur für Dinge oder Situationen, die nicht gut laufen, sondern ist auch dann wichtig, wenn es um Lob oder Erfolge geht. Auch diese sollten nicht als normal betrachtet, sondern vielmehr als herausragend angesprochen werden.
5. Der gemeinsame Weg erfordert Toleranz
Wenn ein Paar ein Unternehmen gründet und sich vielleicht noch nicht so gut kennt, wird es im Laufe des unternehmerischen Weges immer wieder zu Überraschungen hinsichtlich der Person des Partners kommen. Man wird diesen in neuem Licht sehen.
Wichtig ist dann, dass man den Partner erst einmal als das akzeptiert, was er oder sie ist: Ein Mensch, der sich von einem selbst unterscheidet – mit Unzulänglichkeiten und Fehlern. Das jedoch macht ihn oder sie jedoch gerade aus und sorgt für die positive Spannung in einer Beziehung.
Es bedeutet aber auch, dass man Toleranz gegenüber dem Partner benötigt. Denn anders als bei sonstigen Mitgründer:innen geht man abends nicht getrennter Wege, sondern ist weiterhin auch räumlich zusammen.
Sich selbst nicht zu ernst nehmen, sondern vielmehr das Verständnis für die Andersartigkeit und das Positive, das dies mit sich bringt, führt zu einem viel entspannteren Verhältnis untereinander.
6. Ohne Vertrauen geht es nicht
Dieser Punkt sollte klar sein, weshalb ich gar nicht viel dazu schreiben möchte: Die Partner in einer Beziehung sollten sich gegenseitig vertrauen. Das bedeutet insbesondere, dass sie akzeptieren, dass der oder die andere etwas anders macht und es trotzdem gut und sinnvoll ist.
Vertrauen ist der Schlüssel. Diese Einstellung lässt viele Unzulänglichkeiten in einem besseren Licht erscheinen. Sich selbst nicht zu wichtig nehmen, kann auch bei einem Gründerpaar das Vertrauen ineinander stärken.
7. Man selbst bleiben
Ich erlebe leider immer wieder, dass Paare in gemeinsamen Aktivitäten aufgehen. Man hat das Gefühl, es gibt keine eigenständigen Persönlichkeiten mehr. Das ist ein Fehler. Jeder Mensch braucht seinen eigenen Bereich, in dem er seinen eigenen Interessen, Aktivitäten oder Kontakten nachgeht.
Aus diesem Grund sollten Paare darauf achten, dass sie über die Beziehung und die unternehmerische Verbundenheit hinaus eigene Räume schaffen, die ihnen alleine gehören.
Schließlich fällt das getrennte berufliche Umfeld bei ihnen – anders als bei sonstigen Paaren – weg. Dadurch fehlt ihnen aber dieser sonst natürlich vorhandene Umgang mit anderen Personen oder Situationen. Und wichtig für beide Partner: Dem anderen diesen Freiraum auch zugestehen und diesen gut finden.
8. Gemeinsame Freude und Lachen vereinfachen viele Situationen
Dieser letzte Tipp ist ein ganz persönlicher. Manchmal erlebe ich Paare, die viel miteinander lachen. Und damit meine ich nicht das Lachen übereinander, sondern das Lachen und die Freude mit- und füreinander.
Ich glaube das ist ein ganz entscheidender Punkt: Wer sich füreinander freut und gemeinsam über etwas lachen kann, der sorgt dafür, dass aufregende Situationen viel entspannter angegangen werden können.
Deshalb wäre mein abschließender Tipp: Paare sollten nach Dingen suchen, die ihnen gemeinsam das Herz aufgehen lassen. Dies hilft, auch als Gründerpaar schwierige Situationen gemeinsam zu meistern.
Fazit
Wenn Paare gründen, dann gilt es nicht nur die unternehmerische Seite zu meistern, sondern auch die persönliche. Was es herausfordernd macht, ist dabei die Vermischung dieser beiden Umstände. Jedoch zeigen erfolgreiche Unternehmerpaare, dass dies möglich ist.
Wichtig sind eine gute Kommunikation und viele Gespräche – auch über die nicht so guten Dinge, ein Verständnis des Partners als Mensch mit eigener Persönlichkeit und eine gemeinsame Ebene, die von Freude an dem, was man macht, getragen ist. Dann ist Erfolg zwar nicht vorprogrammiert, aber er ist leichter möglich.
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