Der Micro-Blogging-Dienst Twitter aktualisiert seine Richtlinien. Künftig können Nutzer:innen ungenehmigte Fotos von sich einfacher löschen lassen. Kritiker:innen befürchten einen Missbrauch der neuen Funktion. Wir erklären die Hintergründe.
Twitter erweitert seine „Richtlinie zu privaten Informationen„. Sie deckt bisher nur persönliche Inhalte zu Personen ab. Künftig ist aber auch das Teilen von Fotos und Videos ohne Erlaubnis grundsätzlich verboten.
Es gibt dennoch Ausnahmen. So reicht es beispielsweise, die Erlaubnis der betroffenen User einzuholen, um ein Foto oder Video von ihnen posten zu dürfen. Auch bei Personen des öffentlichen Lebens drückt die Plattform ein Auge zu.
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Viele Ausnahmen bei der neuen Twitter-Richtlinie
So streng sich die neue Twitter-Richtlinie zunächst anhören mag, gibt es jedoch viele Sonderregeln. Wenn ein öffentliches Interesse am geteilten Inhalt besteht oder es sich um öffentlich relevante Personen handelt – wie beispielsweise Politiker:innen – dürfen User Fotos und Videos auch weiterhin ohne Erlaubnis teilen.
Die neue Richtlinie bedeutet also nicht, dass du dir immer die Einwilligung von abgebildeten Personen einholen musst. Das soziale Netzwerk nimmt außerdem grundsätzlich an, dass eine Einwilligung vorhanden ist, bis ein Tweet gemeldet wird.
Mit den neuen Regeln zielt Twitter also auf eine bestimmte Art von Inhalten ab. Die Plattform will vor allem Tweets einschränken, deren einziges Ziel es ist, Personen zu schaden, sie zu belästigen oder bloßzustellen.
So lässt du ungenehmigte Fotos und Videos löschen
Um Inhalte entfernen zu lassen, bedarf es einer direkten Meldung an Twitter. Sie muss direkt durch die betroffene Person oder durch einen Bevollmächtigten erfolgen.
In einem englischsprachigen offiziellen Blogpost beschreibt der Microblogging-Dienst ausführlich, warum er diesen Schritt unternimmt. Die neue Richtlinie sei demnach Teil der laufenden Anpassung der Community-Standards an die Menschenrechte.
Laut Twitter decken die bereits bestehenden Regeln zwar viele weitere Aspekte ab. Die neuen Vorgaben soll Nutzer:innen allerdings noch stärker vor Missbrauch, Belästigung und Bedrohung im Netz schützen.
Kritik der Urheber:innen – Angst vor Zensur
Die neue Twitter-Richtlinie scheint berechtigt. Trotzdem gibt es bereits erste Kritik. In einem Interview mit dem britischen Nachrichtensender BBC äußerte der Londoner Straßen-Fotograf Nick Turpin beispielsweise Bedenken.
Er mache sich unter anderem Sorgen darum, die Öffentlichkeit zu dokumentieren. Denn vor allem in der Straßenfotografie werden Fotos aufgenommen, ohne zuvor die Zustimmung der abgebildeten Personen einzuholen. Turpin bezeichnete die neue Richtlinie zudem als „plötzlich und schockierend“.
Die britische Bürgerrechtsorganisation Big Brother Watch hält die neuen Regeln außerdem für „schlecht verfasst und zu weit gefasst“. Sie würde „unweigerlich“ zu einer Online-Zensur führen und könne „missbraucht“ werden.
Missbrauch durch rechtsextreme Gruppen
Die Washington Post berichtet zudem über den ersten Missbrauch der neuen Regelung. Demnach haben Rechtsradikale und Neonazi-Gruppierungen die Regel kurz nach Inkrafttreten gegen Extremismus-Forscher:innen eingesetzt.
Laut Twitter haben diese Gruppen ihre Follower dazu aufgerufen, Posts von Konten zu melden, die die Teilnehmer:innen von Hassdemos identifizieren wollen.
Twitter-Sprecher Trenton Kennedy nahm diesbezüglich Stellung. Das Team sei demnach von einer „bedeutenden Anzahl“ von falschen Meldungen „überfordert“ gewesen. Bei der Überprüfung und Sperrung einiger Accounts sei es dabei zu Fehlern gekommen.
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