Wirtschaft

Gründen bedeutet … 5 Aufgaben, die Gründer gerne vergessen

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Auf Gründer kommen auch zahlreiche unangenehme oder herausfordernde Aufgaben zu. (Foto: Pexels.com / Minervastudio)
geschrieben von Carsten Lexa

Gründen – das klingt nach TV-Auftritten in der „Höhle der Löwen“ und massig Interviews mit Medien. Die Realität ist eine andere. Der Gründer-Alltag ist hart und nicht immer angenehm. Deswegen möchte ich fünf Punkte vorstellen, die gerne unter den Tisch fallen.

Ihr habt euch entschieden zu gründen? Das ist großartig, denn jetzt geht es also richtig los!

Ihr werdet mit eurem Produkt zeigen, was der Welt bislang gefehlt hat. Investoren werden Schlange stehen und euch ihr Geld anbieten. Und natürlich werdet ihr eingeladen, in Magazinen und Talkshows über euch, euer Start-up und über euren Werdegang zu berichten.


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Vielleicht jedoch kommt es auch etwas anders. Möglicherweise ist das Leben als Gründer doch nicht so glamourös. Um euch ein wenig auf das vorzubereiten, was nun passiert, nachdem ihr den Entschluss gefasst habt zu gründen, habe ich – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – fünf Tipps für euch.

1. Gründen bedeutet, ein Unternehmen zu schaffen

Gründen bedeutet nicht, ein schönes Büro zu haben, Tischkicker zu spielen und am Telefon mit Zeitungen über euer Unternehmen zu sprechen. Gründen bedeutet, ein Unternehmen zu schaffen.

Ihr müsst ein Unternehmen leiten. Ihr müsst Vertrieb machen, Kundenfragen beantworten, mit dem Finanzamt reden und ihr müsst Mitarbeiter einstellen und entlassen. Ein Unternehmen zu schaffen, kann anstrengend sein. Vielleicht bleibt gar keine Zeit für den Tischkicker.

2. Gründen bedeutet, ein Team zu führen

Viele Unternehmen werden von mehreren Gründern gestartet. Die Dynamiken in so einem Gründer-Team werden jedoch nicht immer von Anfang an richtig eingeschätzt. In einem Gründer-Team kommen Menschen zusammen. Und wie immer gilt: Wo Menschen sind, da menschelt es.

Das heißt: Die ganze Bandbreite der Emotionen wird in einem Gründer-Team durchbrechen. Doch es geht nicht nur um das Gründer-Team. Denn irgendwann gibt es die ersten Mitarbeiter. Auch mit denen muss man umgehen, sie motivieren, sie anleiten.

Diese Mitarbeiter aber haben ihr eigenes Leben und ihre eigenen Motivationen, die vielleicht nicht unbedingt mit den Zielen des Unternehmens oder des gesamten Teams übereinstimmen.

Wenn dann die erste Kündigung ansteht und der Mitarbeiter diese nicht einfach so hinnimmt, zeigt sich wieder die ganze menschliche Seite in einem Unternehmen.

3. Gründen bedeutet, mit Unerwartetem umzugehen

Muhammad Ali soll einmal gesagt haben: „Ein Plan ist so lange gut, bis dir dein Gegner ins Gesicht haut.“ So ähnlich ist es mit den Plänen, die Gründer machen. Auf dem Papier sehen diese sehr gut aus – bis dann die ersten Schwierigkeiten auftreten und der Plan ins Wanken gerät. Und das geht schnell.

Vielleicht kommen die Fördergelder nicht so schnell wie geplant, ein Investor sagt sein Investment ab oder das Produkt hat doch nicht die Verkaufszahlen, mit denen man gerechnet hat. Was macht man dann?

Gründer sein fordert einiges und es wird viele Frust-Momente geben. Manchmal scheitert sogar das ganze Unternehmen. Man fühlt sich als totaler Versager. Gründer müssen darauf vorbereitet sein, dass es immer anders kommt als gedacht. Dann zeigt sich, aus welchem Holz sie wirklich sind.

4. Gründen bedeutet, Formalien neu zu denken

In Deutschland wird immer über die Bürokratie geklagt. Überraschung: Es ist wirklich nicht einfach. Die Menge an Vorschriften, die Unternehmen zu beachten haben, ist gewaltig. Und dabei geht es nicht nur um solche Dinge wie die Durchführung der Unternehmensgründung oder die Steueranmeldung.

Vielleicht hat euer Unternehmen nämlich Büroräume angemietet und möchte an der Hausfassade ein Schild mit dem Unternehmenslogo anbringen. Dann kann es Vorgaben des Vermieters, aber auch städtische Vorschriften hinsichtlich des Schildes geben.

Viele Regelungen sind oftmals einfach nicht bekannt. Werden diese aber nicht beachtet, kann schnell ein Brief mit einer Abmahnung im Briefkasten liegen. Wer gründet, braucht eine gewisse Frustrations-Toleranz gegenüber Bürokratie und Verwaltung.

5. Gründen bedeutet, auf sich aufzupassen

Viele Gründer sind jung, wenn sie ihr Unternehmen starten. Lange Nächte, schnelles Essen zwischendurch und kaum soziale Kontakte sind keine Ausnahmen, sondern können schnell zur Regel werden.

Das ist anfangs auch kein Problem. Doch irgendwann fordern die Belastungen ihren Tribut. Diese reichen von einfacher Unkonzentriertheit über erhöhte Aggressivität bis hin zu gesundheitlichen Problemen. Gründen bedeutet deshalb auch, den Umgang mit sich selbst neu zu denken.

Es ist nicht selbstverständlich, darauf zu achten, was man isst, wie man sich in Form hält – und damit sind nicht nur Muskeln gemeint. Es geht auch darum, wie lange man schläft und wie man sich allgemein fit hält – und ob man noch Menschen außerhalb seines Unternehmens trifft.

Auf sich selbst zu achten, ist eine Herausforderung. Das gilt insbesondere für die aufkommenden Belastungen durch ein neues Unternehmen. Trotzdem achten nur wenige Gründer darauf.

Fazit

Das Gründer-Dasein wird teilweise in rosigen Farben dargestellt. Doch jeder, der gründet, sollte sich bewusst machen, was er damit macht: Nämlich ein Unternehmen erschaffen.

Jeder Gründer muss mit allen Konsequenzen – den positiven wie den negativen – und mit allen Folgen für sich und für sein Umfeld zurechtkommen. Je schneller ihr euch das als Gründer verdeutlicht, desto besser könnt ihr mit den Herausforderungen umgehen.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.

2 Kommentare

  • Danke für den Beitrag, er wird sicherlich einigen jungen Gründern helfen. Punkt 5 kann ich auch aus eigener Erfahrung bestätigen. Wer gründet hat einen unglaublich starken Antrieb nach Erfolg und arbeitet dementsprechend viel und hart. Doch irgendwann muss man das wieder ein bisschen drosseln und effizienter arbeiten, denn es gibt auch andere wichtige Dinge im Leben.

    Beste Grüße
    Valentin

    • Hallo Valentin, vielen Dank für deinen Kommentar. Insbesondere das, was ich unter Punkt 5 geschrieben habe, sehe ich bei Gründern immer wieder. Vor allem, weil man so schleichend „reinrutscht“: Am Anfang macht ja auch alles Spaß, alles ist neu und man will ja auch, dass das junge Unternehmen „abgeht“. Problematisch wird es dann, wenn man nicht mehr auf sich selbst achtet und insbesondere die Warnsignale des Körpers ignoriert…. Viele Grüße, Carsten