Der Hövding stellt das Konzept des Fahrradhelms auf den Kopf. Statt einem festen Helm ist er ein um den Hals getragener Kragen-Airbag aus reißfestem Nylonstoff, der sich bei einem Unfall in einer Zehntelsekunde aufbläht. Wir haben den Hövding getestet.
Der Hövding schützt fast den gesamten Kopf, während das Sichtfeld frei bleibt – und das ganz ohne Helm. Das ist der Anspruch der Macher aus Schweden. Er bietet laut Herstellerangaben dreimal mehr Stoßdämpfung als herkömmliche Helme und ist bequemer zu tragen, was ein großer Vorteil für jemanden wie mich ist, der sonst kein großer Fan von Helmen ist. Auf der offiziellen Webseite sieht das dann so aus:
Auf der linken Seite sieht man den Hövding im passiven Zustand. Über einen Regler neben dem Reißverschluss schaltet man ihn vor der Fahrt an. Von da an gleicht er sämtliche Bewegungen mit festen Mustern ab, die laut den Machern durch Tausende Unfälle von Stuntfahrern oder Crashtest-Dummies gewonnen wurden. Somit sei der Hövding sehr präzise im Erkennen von Unfallsituationen und im Unterscheiden von normalen, ungefährlichen Bewegungen.
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Löst er dann doch einmal aus, weil die Sensoren, die die Bewegungen des Fahrers analysieren, anschlagen, wird – vereinfacht dargestellt – in kurzer Zeit viel Gas aus einem Generator im Nacken des Hövdings in den Airbag geblasen. Der Druck hält für mehrere Sekunden, sodass der erste Sturz und auch Folgestürze abgefangen werden können (Bild rechts).
Hövding: Inbetriebnahme einfach und schnell
Die Inbetriebnahme des Hövding ist denkbar einfach. Nach dem Auspacken muss man zunächst die Batterie laden, die hält etwa 10 Stunden. Das Laden erfolgt mit einem USB-Kabel oder einem Standard-Handy-Ladegerät mit Micro-USB. Letzteres ist nicht im Paket für 299,- Euro enthalten.
Um den Hövding zu verwenden, legt man ihn einfach um den Hals, schließt den Reißverschluss und dann einen zusätzlichen Knopf, der gleichzeitig auch als Ein/Aus-Schalter fungiert – ziemlich smartes Produkt-Design. Und so sieht es dann bei mir aus:
Der Tragekomfort hängt von der Jacke ab. Mit einer schweren Winterjacke fühlt sich die dreieckige Gasgenerator-Einheit auf der Rückseite ziemlich unbequem an (aber immer noch besser als ein normaler Helm). Ohne eine schwere Jacke ist es prima.
Hövding: Wie sicher ist der Fahrrad-Airbag?
Die wichtigste Frage ist sicherlich die nach der Effektivität und Sicherheit im Fall eines Unfalls. Das wiederum ist naturgemäß für einen Endverbraucher wie mich ziemlich schwierig zu testen, denn der Hövding ist nur einmal verwendbar. Wenn er jemals bei einem Unfall verwendet wird, muss man einen neuen kaufen (das Unternehmen bietet den Umtausch zu reduzierten 199 Euro an, wenn man den Hövding nach einem Unfall austauscht).
Bis heute wurden weltweit über 50.000 Hövding-Airbags verkauft und das Unternehmen sagt, dass es „mindestens 800 Fälle kennt, in denen der Hövding einen Radfahrer bei einem Unfall geschützt und vielleicht sogar Leben gerettet hat“. Das klingt nach keiner schlechten Quote. Online gibt es ein paar lustige und auch weniger lustige YouTube-Videos von Hövding-Testern. Und auch Stefan Raab hat live bei TV Total (ab Minute 5:40) einmal den Hövding ausprobiert.
Ich persönlich vertraue da eher auf eine Stanford-Studie. Die Wissenschaftler dort stellten in ihrer Forschungsstudie fest, dass die Dicke und die Festigkeit des Hövding „so gut wie ideal“ seien, um vor Gehirnerschütterungen und Schädel-Hirn-Traumata bei Verkehrsunfällen zu schützen. Sie kamen zu dem Fazit, „dass Hövdings Airbag das Risiko für Hirnschäden im Vergleich zu herkömmlichen Fahrradhelmen um bis zu acht Mal reduziert“.
In der Stanford-Studie “Modelling and optimization of airbag helmets for preventing head injuries” heißt es:
Most conventional helmets are made of extended polystyrene (EPS) foam with a thin plastic shell. In contrast to a traditional helmet, when turned on a Hövding records the cyclist’s movements 200 times a second. In the event of an accident, the cyclist’s abnormal movement is detected and the airbag fully inflates in 0.1 seconds. Crucially, the airbag will protect both the head and neck covering a much larger area than a traditional cycle helmet, therefore minimising harmful impact.
Klingt plausibel.
Fazit: Teuer, aber gut durchdacht
Mir gefällt das Produkt und es ist gut durchdacht. Ich vertraue auf seine Effektivität und werde es nutzen. Billig ist der Hövding mit seinen 299,- Euro sicher nicht. Aber selbst bei einer nur kleinen Wahrscheinlichkeit eines Unfalls lohnt er sich – insbesondere für Menschen, die lieber ohne Sicherung fahren, statt einen Helm aufzusetzen. Zu hoffen bleibt, dass der Preis sinkt, damit der Hövding in Zukunft mehr Menschen erreicht.
Zu teuer. Ansonsten nähme ich ihn sofort, weil viel angenehmer als ein Helm – stelle ich mir jedenfalls vor.
Wie ist das Tragegefühl im Hochsommer bei mehrstündiger Fahrt? Bekommt man das Teil in ein Flugzeug rein? Kann das Teil noch auslösen, wenn es schon mal auslösen musste? Also ist man plötzlich schutzlos, weil nicht genügend Gas mehr da ist? Wer wechselt die Gaskartuschen? Der Normalnutzer oder doch der Fachhandel? Leider steht da nicht, was für eine Kapazität der Akku hat. Aber 10 Stunden sind für Vielfahrer zu wenig. Man könnte zwar den Akku während der Fahrt via Nabendynamo laden. Aber dann stranguliert man sich am Ende noch beim Sturz
Ich fahre mit dem Hövding jetzt seit 2 Monaten und bin glücklich damit.
Für meine Sicherheit ist er mir nicht zu teuer. Ich trage keinen Helm und werde keinen tragen, trotz eines üblen Radunfalls, der mich über 4 Monate ausser Gefecht gesetzt hatte. und glücklicherweise ohne schwere Kopfverletzungen ablief. Da kam der Hövding genau richtig. Ich merke ihn kaum beim Fahren und habe 2 Überzüge zum wechseln, damit ich sie regelmäßig waschen kann. Auch das Schwitzen im Hochsommer ist nicht das Problem für mich. Mit oder ohne, ich schwitze gleich im Nacken und am Kopf. Das Gewicht des Kragens nehme ich nicht wahr. Ich denke, da sind manche Rucksäcke deutlich schwerer wie der Kragen, der auf Schulter und Nacken ruht.
Wenn es morgens frisch ist und am Hals zieht, bieter der Hövding einen angenehmen Nebeneffekt. Ich hoffe, daß ich es nie erleben werden, daß er auslöst, aber er beruhigt mich ungemein, wenn ich auf der Straße unterwegs bin.
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Ich benutze den Hövding seit 5 Monaten und bin sehr zufrieden. Der Preis ist zwar hoch aber viele Regenjacken sind teurer und schützen eigentlich nur vor Wasser. Natürlich muss man darauf vertrauen, dass er im Ernstfall seinen Dienst verrichtet, wie im Auto halt.
Seit 3 Jahren haben wir den Hövding. Jetzt lässt sich der Akku nicht mehr laden. Eine Anfrag ergab, dass der Akku selbst vom Hersteller nicht getauscht werden kann. Man hat uns einen Preis von 220 EUR angeboten, wenn wir einen neuen kaufen. Ich fühle mich betrogen. Alle 3 Jahre 220 EUR sind über 70 EUR pro Jahr. Der Hersteller hat auch irgendwann einmal den Akku eingebaut, dass er jetzt nicht wechselbar ist, glaube ich nicht.
Hallo Tim, Danke erstmal fuer den geschriebenen Artikel zum Thema Hoevding. Fuehle mich da angesprochen, da ich Kunde bin. Grundsaetzlich finde ich das reine Trageverhalten sehr angenehm, gerade im Winter wenn es kuehler wird und man quasi noch eine „halskrause“ als schutz hat.
Vielen Things to improve:
1) Besserer Reisverschluss (einen Verschluss den an einfacher zumachen kann) – wenn man keinen Spiegel hat und im Zeitdruck ist kann die „fieselei“ dazu fuehren, dass man den Hoevding „helm“ einfach zu hause laesst, da das aktivieren zwecks reisverschluss etwas nervig ist
2) manchmal habe ich den Hoevding „helm“ auf und vergesse Ihn zu „aktivieren“ – ggf. warnsignal wenn bspw der Sensor spuert, dass man los radelt und der helm nicht aktiviert ist
3) wenn man unterwegs ist und eine Pause macht, ggf eine modische „tragetasche“ anfertigen, die man leicht ueber die Schulter tragen kann
4) auch Kinderversion anfertigen
5) ggf. Preisguenstiger produzieren (oder noch bessere Features einbauen wie verbesserte Batteriezeit oder anregungen oben genannter punkte, die Preissegment justified)