Technologie Wirtschaft

Xiaomi startet in Deutschland: Das chinesische Tech-Unternehmen unter der Lupe

Xiaomi, Smartphone
Das Mi 9T Pro ist das erste Smartphone von Xiaomi, das offiziell in Deutschland verfügbar ist. (Foto: Screenshot / Xiaomi)
geschrieben von Vivien Stellmach

Mit dem Smartphone „Mi 9T Pro“ startet Xiaomi in Deutschland erstmals richtig durch. Doch was macht das chinesische Tech-Unternehmen überhaupt und wie finanziert es sich? Wir schauen uns den Konzern im Porträt einmal etwas genauer an.

Im Internet spricht man gerade sehr viel über Xiaomi, den chinesischen Smartphone-Hersteller und Konkurrenten von Huawei. Denn eigentlich konzentriert sich das Unternehmen hauptsächlich auf den chinesischen Markt, bringt jetzt mit dem Mi 9T Pro aber auch sein erstes Smartphone in Deutschland heraus.

Das Mi 9T Pro dürfte für viele Menschen interessant sein, denn es verfügt über eine sehr gute Ausstattung und kostet dabei trotzdem nur rund 450 Euro.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Homeoffice
Social Media Manager (m/w/d)
HomeServe Deutschland Holding GmbH & Co. KG in Frankfurt am Main
Praktikum im Bereich Social Media Governance ab März 2025
Mercedes-Benz AG in Stuttgart

Alle Stellenanzeigen


Das ist auch genau das, wofür Xiaomi steht: High-End-Smartphones mit unschlagbarem Preis-Leistungs-Verhältnis. Und gerade in Zeiten, in denen Apple zu schwächeln scheint, dürfte das Unternehmen mit seinen Produkten sehr gute Chancen auf dem deutschen Markt haben.

Zum offiziellen Deutschland-Start wollen wir Xiaomi deshalb nun einmal genauer beleuchten.

Xiaomi: Klein angefangen

Xiaomi wurde im April 2010 vom chinesischen Milliardär und Unternehmer Lei Jun gegründet. Der Firmenname heißt übersetzt Hirse, was im übertragenen Sinn dafür stehen soll, dass die Firma klein angefangen hat. Man spricht ihn ungefähr „Sch(i)au-mie“ aus.

Das Unternehmen hatte es schon mal innerhalb weniger Jahre an die Spitze der Smartphone-Hersteller gebracht und im Dezember 2013 sogar Großkonkurrent Huawei hinter sich gelassen. Damals avancierte Xiaomi kurzzeitig zum Marktführer in China.

Wie das möglich war? Xiaomi stellt wie gesagt Smartphones mit herausragendem Preis-Leistungs-Verhältnis her. Die Geräte verfügen über High-End-Bauteile von verschiedenen Herstellern. Die Prozessoren kommen zudem von Qualcomm – einer der ersten Investoren von Xiaomi.

In den Smartphones steckt eine angepasste Version des Android-Betriebssystems. Diese enthält eine hauseigene entwickelte MIUI-Oberfläche, die über der normalen Benutzeroberfläche liegt.

MIUI steht dabei für Mobile Internet User Interface. Xiaomi-Smartphones besitzen demnach ihren eigenen Stil und erweitere Funktionen.

Der rasante Aufstieg

Erstmals machte Xiaomi dabei im August 2011 von sich reden, als das Unternehmen sein erstes Smartphone vorstellte: das Mi 1 – ausgerüstet mit einem Vier-Zoll-Display, einer Acht-Megapixel-Kamera und Android 2.3 mit der Benutzeroberfläche MIUI V 2.3.

Nur ein Jahr später erschien der Nachfolger Mi 2, von dem Xiaomi bis September 2013 über zehn Millionen Stück verkaufte. In diesem Jahr handelte man das Unternehmen als wertvollstes Start-up der Welt mit einer Bewertung von 45 Milliarden US-Dollar.

Schon im Oktober 2014 avancierte die Firma nach dreistelligen Wachstumsraten zum drittgrößten Smartphone-Hersteller der Welt. Laut CEO Jun verkaufte Xiaomi damals etwas mehr als 61 Millionen Telefone. Das entsprach einem Plus von 227 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

2015 verkaufte das Unternehmen sogar 71 Millionen Smartphones. Allerdings hatte Jun einen Absatz von 100 Millionen Geräten erwartet. Xiaomi wuchs nicht mehr so rasant wie in den Vorjahren.

Das war aber gar nicht allzu tragisch. Denn so sehr es bis hierhin auch scheint, dass die Smartphones im Fokus der Firma stehen würden, generiert Xiaomi das meiste Geld gar nicht mit deren Verkauf.

Xiaomi: Der Amazon-Apple-Google-Hybrid

In einem Interview sagte Jun gegenüber der Nachrichtenseite Reuters einmal, Xiaomi sei eine Mischung aus einem großen Teil Amazon mit etwas weniger Apple und Google.

Das Unternehmen verdient sein Geld nämlich vor allem mit Dienstleistungen, für die die Smartphones nur die Eintrittskarte sind. Und die Attraktion dahinter heißt MIUI.

Auf dem Betriebssystem laufen mehr als 40 Anwendungen und Dienste von Xiaomi, einer der wichtigsten ist der hauseigene App-Store Mimarket. 2013 berichtete Techcrunch, dass sich Nutzer in diesem Jahr über eine Milliarde Mimarket-Anwendungen heruntergeladen haben.

Die verrückte Xiaomi-Welt

Zudem verkauft der chinesische Konzern auch ganz andere Produkte: In China gibt es eine ganze Reihe an verrückten Geräten, die es gar nicht oder nur über Umwege nach Europa schaffen.

Heimwerker und Technik-Liebhaber kommen beispielsweise mit einem Akkuschrauber inklusive USB-Anschluss auf ihre Kosten. Es gibt einen Panzer im Miniaturformat, der sich mit dem Smartphone steuern lässt, sowie eine Tasse, die nicht umfallen kann und einen intelligenten Mülleimer, der sich selbst öffnen kann.

Es gibt aber natürlich auch weniger ausgefallene Produkte wie Tablets und Notebooks, Smart-Home-Geräte, Fitnessbänder, Kopfhörer, Lautsprecher und vieles mehr.

Xiaomi startet mit dem Mi 9T Pro in Deutschland

Nun begann Xiaomi im November 2017 auch damit, Smartphones in Spanien und später in anderen europäischen Ländern zu verkaufen. So hatten es natürlich auch deutsche Händler wie Media Markt, Saturn und Amazon einfacher, Xiaomi-Smartphones in Deutschland zu verkaufen.

Diese Geräte waren aber eben Europa-Importe und eigentlich nie für den deutschen Markt bestimmt. Das ändert sich aber genau jetzt, denn Jun plant eine große Deutschland-Offensive.

Das Mi 9T Pro ist das erste Smartphone, das Xiaomi hierzulande offiziell verkauft. Es ist über Amazon* als exklusiven Online-Partner verfügbar, soll später aber auch bei anderen Händlern erhältlich sein.

ANGEBOT

Die ersten 3.000 Stück gab es zum Early-Bird-Preis von etwas weniger als 400 Euro. Das katapultierte das Mi 9T Pro kurzzeitig auf Platz Eins der Smartphone-Bestseller auf Amazon. Mittlerweile ist das Telefon zum regulären Preis von 450 Euro aber vergleichsweise auch noch günstig erhältlich.

Datenschutz und Datensicherheit

Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist bei Xiaomi also unschlagbar. Aber wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Das Unternehmen stand in der Vergangenheit in der Kritik, weil es personenbezogene Daten sammelte und automatisch auf chinesische Server übermittelte.

Im Juli 2014 war etwa bekannt geworden, dass Smartphones der Redmi-Note-Serie persönliche Daten wie Fotos, SMS und E-Mails versenden, solange sie über WLAN verbunden sind. Nutzer wurden darüber nicht benachrichtigt und konnten nicht entscheiden, ob sie mit den Datenübertragungen einverstanden sind. Auch die Kommunikation zwischen den Servern lies sich nicht deaktivieren.

Daraufhin veröffentlichte Xiaomi einen Monat später ein Update, das Nutzer die Entscheidung bot, dem Cloud-Messaging-System zuzustimmen oder es abzulehnen.

Zudem bekamen Nutzer früherer Xiaomi-Smartphones immer wieder Benachrichtigungen zu Werbung, die sich nicht abschalten ließen, weil sie laut eigener Aussage die eigenen Apps finanzierten.

Die Entwickler-Community XDA berichtete aber bereits, dass Xiaomi Werbung, die die Benutzererfahrung stört, reduzieren möchte.

Davon abgesehen hat es noch keinen großen Vertrauensbruch zwischen Xiaomi und seinen Nutzern gegeben.

Eigene Niederlassung in Düsseldorf

Aktuell ist Xiaomi der viertgrößte Smartphone-Hersteller hinter Samsung, Huawei und Apple. Und nun plant das Unternehmen laut dem Handelsblatt auch, ein eigenes Büro in Düsseldorf aufzumachen und sein Geschäft in Deutschland im großen Stil auszubauen. Eigene Läden sollen ebenfalls hinzukommen.

Und neben der Partnerschaft mit Amazon kooperiert die Firma auch mit dem Mobilfunk-Konzern Freenet und verkauft seine Produkte über Media Markt und Saturn.

Das Mi 9T Pro soll auch nicht das einzige offizielle Produkt in Deutschland bleiben: Jun möchte hierzulande weitere Geräte veröffentlichen. Ob das neben Smartphones auch Produkte aus anderen Kategorien sein werden, bleibt abzuwarten.

Auch interessant:

Über den Autor

Vivien Stellmach

Vivien Stellmach war von Mai 2019 bis November 2020 Redakteurin bei BASIC thinking.