Tinder hat sich in den letzten Jahren zu einer der beliebtesten Dating-Apps gemausert, sowohl international wie auch hier in Deutschland. Das hat gute Gründe: Die App ist leicht verständlich, im Wesentlichen aufs Optische fokussiert und bietet viele reale Chancen, tatsächlich ein Date zu bekommen. Vor allem aber ist die App kostenlos. Das soll sich nun jedoch ändern. Zahlende Kunden sollen bald mehr Möglichkeiten auf der Jagd nach Dates erhalten.
Große Nutzerbasis, auch in Deutschland
Für alle, die Tinder noch nicht kennen: Die Dating App hat ein einfaches Prinzip. Nutzer erstellen sich ein kostenloses Konto und laden ihr Foto hoch. Alsdann können sie sich durch die Profile andere Nutzer „swipen“ (wischen). Nach rechts wischen bedeutet Top, nach links bedeutet Flop. Am Ende dürfen sich diejenigen Nutzer miteinander unterhalten, die sich unabhängig voneinander gefallen (ein sogenanntes „Match“ erreicht haben). Sonst kommt kein Kontakt zustande.
Die hohen Nutzerzahlen geben dem Geschäftsmodell von Tinder Recht. Es ist zwar nicht ganz leicht, valide Zahlen zu erhalten. Die Schätzungen über die Nutzerzahlen liegen aber im Bereich von 30 bis 50 Millionen.
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Diese Nutzer sind äußerst aktiv: 1,5 Milliarden Profile rufen sie pro Tag auf (17.000 pro Sekunde!). Daraus entstehen täglich 12 Millionen „Matches“. Wie viele davon in Deutschland entstehen ist unklar, jedoch sind hierzulande ungefähr zwei Millionen Nutzer registriert.
Wo bleiben die Einkünfte?
Bisher ist das alles kostenlos. Das ist gut für die Kunden, die Investoren würden aber verständlicherweise gerne mehr sehen. Tinder gehört zu IAC, die nicht nur Besitzer zahlreicher bekannter Webseiten sind (Ask.com, about.com), sondern auch im Besitz großer Online-Dating-Plattformen, insbesondere Match.com und OKCupid. Das Umsatzwachstum mit diesen Dating-Angeboten ist jedoch aktuell eher schleppend.
Ein wichtiger Grund für mangelnde Einnahmen bei IAC ist die nach wie vor ausgebliebene Monetarisierung bei Tinder. Eigentlich hätte sich hier schon seit November letzten Jahres etwas ändern sollen. Die Idee bezahlter Konten ist bei Tinder nämlich nicht neu. Nur an der Umsetzung hakte es noch. IAC spricht im aktuellen Quartalsbericht deshalb auch von einer unerwarteten Verzögerung bei den Tinder-Umsätzen – „worse than expected dating revenues“ heißt das in Börsensprache.
Konsequente Entwicklung zum zahlenden Nutzer
So wirklich überraschend ist die Ankündigung von Tinder also nicht. Die Frage war bisher eher, wie genau das Bezahlmodell wohl aussehen wird. Im Interview mit „Spiegel Online“ verrät Firmengründer Jonathan Badeen nun, wie er sich das vorstellt.
Bald soll es ein Tinder Plus geben, das zahlenden Nutzern zusätzliche Möglichkeiten bereitstellt. Soweit im Moment bekannt, wird es zwei Neuerungen geben: Das sogenannte „Passwort“-Feature und einen „Undo-Button“. Mit ersterem möchte man Nutzern ermöglichen, ihren Suchradius selbst zu bestimmen, zum Beispiel als „Urlaubsvorbereitung“. Bisher sieht man nämlich nur andere Nutzer im näheren Umfeld, kann aber nicht gezielt an anderen Orten suchen.
Mit dem Undo-Button ermöglicht man Nutzern, potenzielle Dates wieder zurückzuholen, wenn man mal versehentlich in die falsche Richtung geswiped und damit einem Nutzer eine voreilige Absage erteilt hat.
War das schon alles?
Insgesamt nimmt sich Tinder mit diesem Feature wohl das Feedback ihrer Nutzer zu Herzen. Dennoch wundert mich sehr, dass es das Unternehmen bei diesen Erweiterungen belassen will.
Längst sind ja sogar schon die Copycats weiter – so bietet beispielsweise die App Happn zahlenden Kunden an, nicht erst auf ein Match zu warten, sondern proaktiv anderen Nutzern zu schreiben. Ich hätte fest damit gerechnet, dass dieses Modell auch bei Tinder Einzug erhält.
Weder Preis noch das konkrete Datum der Neuerungen stehen aktuell fest. Man rechnet mit einer sehr baldigen Umsetzung, vielleicht noch im Februar und mit einem Abo-Preis von 5 US-Dollar pro Monat. Bei einem geschätzten Anteil von 5 Prozent der 50 Millionen, die zum Zahlen bereit sind, könnte Tinder mit reichlichen Einkünften rechnen.
Bild: Tinder