Das Marketing ist dynamisch und bringt immer wieder Phänomene zum Vorschein, die uns irritiert zurücklassen – ob analog oder digital. Was also tun? Die Luft rauslassen! Aus diesem Grund gibt es an dieser Stelle in regelmäßigen Abständen unsere Kolumne: Einer geht noch – Der Marketing-Nachtritt zum Sonntag. Heute: die Lücke zwischen Storytelling und die wohl nie enden wollende permanente Aussendung von PR-Botschaften.
Ein Satz des DFB-Chefscouts Urs Siegenthaler bleibt mir immer bestens in Erinnerung.
Sinngemäß sagte er: „Jede Nationalmannschaft hat ihren eigenen Code, auf den sie gerne in einer Drucksituation zurückgreift. Bei uns Deutschen ist es, den Ball blind nach vorne zu schlagen, wenn wir hinten von den Gegnern eingezwängt werden. Und das kann häufig fatal enden.“
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So oder so ähnlich waren seine Worte. Und an diese muss ich immer wieder denken, wenn ich die Advertorials und Artikel mancher Marketer lese, die in jeder einzelnen Zeile alle möglichen Schnipsel und Wörter reinpressen, um daraus eine in ihren Augen beeindruckende und überzeugende PR-Botschaft auszusenden.
Es nervt. Gewaltig.
Denn: Wer will das noch lesen?
Warum dieser Druck? Warum dieses Geschwurbel?
Viele Marketer und Unternehmen allgemein lechzen nach Zahlen und Erfolgen. Gezwungenermaßen. Und bedingt ist das auch verständlich. Doch manchmal hilft es, inne zu halten und die ganze Sache strategisch anzugehen.
Mittlerweile sollte bei jedem angekommen sein, dass klug aufgebautes Content Marketing erfolgsversprechender ist, als das blanke Auskotzen von selbstbeweihräuchernden Botschaften.
„Unser Produkt ist innovativ.“ Wer will es euch abstreiten? „Wir sind Pioniere und seit dreißig Jahren Marktführer.“ Die Zeit ist also stehen geblieben und Produkt und Branche haben sich nicht verändert? Gratuliere!
Mir scheint es nach wie vor so zu sein, dass der Köder immer noch gern vom Angler verspeist werden will und nicht vom Fisch. Zieht es doch mal aus einer anderen Perspektive auf – mit Mehrwert und Nutzen. Hammer, Nagel, Wand, Bild: Klingelt es?
Mit Geschichten ins Herz: Warum ist Storytelling denn so schwierig?
Wir empfehlen unseren Kunden immer häufiger, Advertorials zu verfassen, die Geschichten erzählen. Sie sind lebendig, werfen das spannende Kopfkino an und rufen in uns Lesern Emotionen hervor, die dazu führen, uns intensiv mit der Story auseinanderzusetzen – und über Produkt und Unternehmen nachzudenken.
Doch vielen Marketern fehlt anscheinend die Zeit und Muße, strategisch ihre Maßnahmen zu entwickeln und sich mit Storytelling auseinander zu setzen. Ebenso verpassen sie es, ihren Geschäftsführern deutlich und unmissverständlich zu belegen (!), was heutzutage wirkt und was nicht.
Wenn die eigene Bauchbepinselung gewünscht ist, sollte vielleicht ein Werbeplakat das geeignete Medium darstellen. Überlebensgroß – am Kölner Dom zum Beispiel.
Alternative: Geht rein in den Schmerz eurer Kunden, fühlt es ihnen nach, versetzt euch in ihre Köpfe und Lebenssituationen und entwickelt Geschichten, die emotional abholen und begeistern.
Aber bitte bleibt ruhig und denkt strategisch nach. Denn wie sagte noch der Börsen- und Finanzexperte André Kostolany seinerzeit: „Einen Tag strategisch denken, bringt mehr als 30 Tage Arbeit.“
Und jetzt ran ans Werk.
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