Mit dem Kia EV6 hat der südkoreanische Autobauer ein neues Elektroauto präsentiert. Der Hersteller wirbt mit einer Reichweite von bis zu 528 Kilometern sowie einem Schnellladesystem, das den EV6 in unter 20 Minuten auf 80 Prozent bringt. Doch hält der EV6 was er verspricht? Ein persönlicher Erfahrungsbericht.
Entlang der Küste des sonnigen Südspaniens zwischen Malaga und Marbella, inmitten von Bergen und Tälern, gibt der Elektromotor des neuen Kia EV6 kaum einen Laut von sich. Selbst die Klimaanlage ist geräuschintensiver und dieser Tage definitiv vonnöten.
Denn im südspanischen Andalusien herrschen sommerliche Temperaturen von bis zu 29 Grad. Noch vor dem offiziellen Verkaufsstart am 23. Oktober 2021 hatten wir dabei die Gelegenheit, den Kia EV6 zu testen. An der Costa del Sol standen dafür unter anderem Teststrecken, Parcours und diverse Routen bereit. Und natürlich ganz viel Rummel und Tamtam.
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Kia will mit dem EV6 eine Ära prägen und greift die Konkurrenz an
Mit seinem neuen Elektroauto will Hersteller Kia nichts Geringeres als eine neue Ära einleiten. Vor allem aber möchte Kia die Wettstreiter rund um Platzhirsch Tesla angreifen und der Konkurrenz Kund:innen abjagen.
In puncto Design scheint Kia dabei in neue Dimensionen vorzustoßen. Denn der EV6 wirkt elegant, modern und fast schon futuristisch. Sowohl von außen als auch innen wirken Materialien und Verarbeitung äußerst hochwertig.
Kleine Besonderheit: Zahlreiche Stoffe und Materialien im Innenraum bestehen aus recyceltem Kunststoff. Pro Auto setzt Kia laut eigenen Angaben dabei über 100 recycelte PET-Flaschen ein. Je nach Ausstattung sind die Sitzbezüge zudem in veganem Leder erhältlich.
Damit setzt der südkoreanische Autobauer vor allem auch bei den Materialien auf Nachhaltigkeit. Auch wenn ich in Sachen Design eher auf Oldtimer stehe: Der EV6 ist schick und elegant, ohne allzu pompös daherzukommen.
Kia EV6: technische Daten und Ausstattung
Der Kia EV6 basiert auf dem gleichen Unterbau wie der Ioniq 5 von Mutterkonzern Hyundai – der sogenannten Electric-Global Modular Platform (E-GMP). Doch sowohl innen wie außen wirkt der EV6 von Tochterkonzern Kia deutlich sportlicher.
Beide Fahrzeuge verfügen über eine 800-Volt-Spannungsarchitektur. Das ist insofern besonders, als die meisten Elektroautos nur mit einer halb so hohen Spannung von 400 Volt auskommen. Der Vorteil einer doppelt so hohen Spannungsanlage: weniger Material, ein geringeres Gewicht und Kostenersparnisse.
Außerdem können E-Autos mit einer 800-Volt-Architektur deutliche höhere Ladeleistungen und kürzere Ladezeiten realisieren. Doch dazu später mehr.
Verschiedene Versionen mit 170 bis 585 PS
Der neue Kia EV6 ist in drei verschiedenen Versionen erhältlich. Das Einstiegsmodell verfügt über einen Heckantrieb mit 170 PS (125 KW). Mit GT-Paket (Grand Tour) kommt der EV6 als allradgetriebene-Version sogar mit 585 PS (430 KW) daher. Wem das zu viel ist, für den gibt es auch eine Version mit GT-line-Paket und einem Heckantrieb mit 325 PS (239 KW).
Die beiden Modelle mit Heckantrieb erreichen dabei eine Höchstgeschwindigkeit von maximal 185 km/h. In der Allradvariante erzielt der EV6 eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 269 km/h. Je nach Modell ist das neue Flaggschiff von Kia auf eine Anhängelast von 750 bis 1.600 kg ausgelegt.
Beeindruckende Bremskraft
Mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 120 km/h konnten wir den EV6 in puncto Höchstgeschwindigkeit auf den spanischen Autobahnen nicht testen. Beschleunigung und Bremskraft sind für ein Elektroauto jedoch enorm.
Die Bremskraft schätze ich sogar so falsch ein, dass ich bei einer Challenge auf dem Testgelände, bei der es darum ging, möglichst nah am Ziel zu stoppen, ganze sechs Meter zu früh zum Stehen gekommen bin. Grundsätzlich fuhr sich der EV6 während unseres Spanienaufenthalts äußerst zuverlässig und angenehm. So viel sei vorab verraten.
Ausstattung, Geräumigkeit und Features des Kia EV6
Erster Eindruck in puncto Geräumigkeit: Der Kia EV6 ist durchaus familientauglich. Sowohl Fahrer- und Beifahrersitz als auch die Rückbank wirken geräumig. Was einen durchschnittlichen Platzbedarf angeht, kann das neue Modell von Kia durchaus mit klassischen, geräumigen Kombis mithalten.
Mit einem Volumen von 490 Litern ist der Kofferraum für ein Elektroauto relativ großzügig und bietet reichlich Stauraum. Das Cockpit ist zudem auf die fahrende Person ausgerichtet und durchaus übersichtlich. Zusätzliche Features sind unter anderem ein Autobahn-Assistent mit Spurwechselunterstützung sowie ein autonomes Parksystem.
Vorausgesetzt, die Hände befinden sich am Lenkrad, unterstützt der Autobahn-Assistent das Lenken und hält das Fahrzeug auf der Spur, sollte die fahrende Person einmal vom Kurs abkommen. Bei Unachtsamkeit der Fahrer:innen oder drohenden Kollisionen unterstützt der EV6 zudem das Bremsen oder leitet die Bremsfunktion selbstständig ein.
Ein umfangreiches Kontrollsystem bestehend aus mehreren Außenkameras, Sensoren sowie einer Cockpit-Kamera, die die Fahrer:innen überwacht, gewährleistet die Funktionen.
Mein persönliches kleines Highlight: Der Totwinkel-Assistent, der beim Blinken via Monitoranzeige hinterm Lenkrad automatisch einen Blick in den toten Winkel gewährt.
Akku, Ladefunktion und Reichweite des Kia EV6
Die Akkuleistung und Reichweite des neuen Kia EV6 hängt vom jeweiligen Modell ab. Grundsätzlich verfügen alle drei Varianten über eine 77,4-kWh-Batterie. Für die beiden Versionen mit Heckantrieb verspricht Kia eine Reichweite von bis zu 528 Kilometern. Für das Modell mit GT-Paket gibt der südkoreanische Autobauer eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern an.
An der Costa del Sol konnten wir derweil den Kia EV6 mit Heckantrieb und 325 PS testen. Auf einer Strecke von rund 75 Kilometern sank die Akkuladung von 76 auf 60 Prozent. Hochgerechnet würde das eine Reichweite von 468 Kilometern ergeben.
Während einer zweiten Fahrt sank die Akkuladung auf einer 65 Kilometer langen Strecke von 88 auf 72 Prozent. In beiden Fällen ein Unterschied von 16 Prozent. Allerdings haben wir auf der ersten Strecke einige Zwischenstopps eingelegt und waren im Stadtverkehr unterwegs.
Schnellladefunktion und Strom-Ausspeisung
In beiden Fällen befand sich die Klimaanlage während der Fahrt auf Stufe eins von drei – bei einer bevorzugten Temperatur von 19 Grad. Hochgerechnet würde sich für die zweite Fahrt dabei eine Reichweite von 406 Kilometern ergeben.
In jedem Fall sind jedoch sowohl das Fahrverhalten, als auch die Strecken und Nutzung der Klimaanlage für die allgemeine Akku-Reichweite des EV6 ausschlaggebend. Das Versprechen von einer Ladezeit in unter 20 Minuten von zehn auf 80 Prozent hielt der Kia EV6 bei unserem Test derweil ein.
Ein besonderes Feature mit Blick auf die Batterie: Der EV6 kann mithilfe eines Adapters am Kofferraum Strom ausspeisen. Rein theoretisch kann dabei jedes elektronische Gerät mit einem 230-Volt Stecker angeschlossen werden. Ein Staubsauger zum Beispiel. Oder ein DJ-Pult, wie es während der Kia-Präsentation in Spanien der Fall war.
Letztlich handelte es sich meiner Meinung nach zwar um ein interessantes Feature. Jedoch fällt mir über eine Verwendung beim Camping keine weitere Notwendigkeit ein.
Fazit: Der Kia EV6 in puncto Preis-Leistung
Der Kia EV6 ist für einen Einstiegspreis von 44.990 Euro erhältlich. Im Rahmen der aktuell bis 2025 verlängerten Innovationsprämie der Bundesregierung, ergibt sich für den EV6 abzüglich der Prämie ein Preis von 35.420 Euro.
Mit Blick auf zahlreiche vergleichbare Verbrenner erscheint das zwar zunächst recht teuer. Im Gegenteil zu zahlreichen konkurrierenden E-Autoherstellern liegt der Preis jedoch absolut im Rahmen – mit Blick auf die Ausstattung und Leistung des EV6 sogar moderat bis preiswert.
Seine Geräumigkeit macht den neuen Kia darüber hinaus vor allem auch für Familien interessant. In Sachen Akkuleistung und Schnellladefunktion ist Kia der Konkurrenz mit dem EV6 einen Schritt voraus – vor allem wenn man dessen Leistung betrachtet. Doch ein kleiner Wermutstropfen bleibt.
Das Kia-Event in Spanien: ein emissionsgeladener Sündenpfuhl
Über mehrere Tage hinweg hat Kia Hunderte Journalist:innen, Blogger:innen und Medienschaffende ins sonnige Südspanien eingeladen, um den neue EV6 zu testen. Doch so löblich der EV6 in puncto Nachhaltigkeit und Klimaneutralität auch ist: Das Event war ein Sündenpfuhl!
Denn um Hunderte Medienschaffende aus über einem Dutzend Nationen nach Spanien zu befördern, waren wohl weitaus mehr als 1.000 Flüge vonnöten. Fraglich, wie viele EV6 Kia letztlich verkaufen muss, um diesen Emissionsausstoß zu kompensieren.
Alles in allem ist der Kia EV6 jedoch ein interessantes Elektroauto, das sich durchaus mit der Konkurrenz messen kann. Vor allem in Sachen Akkukapazität und Ladefunktion ist er ihr sogar voraus. Von einer neuen Ära, wie Kia so vollmundig ankündigt, kann jedoch höchstens bedingt die Rede sein.
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