Wenn man den Namen Disney hört, denkt man an Donald Duck, Mickey Maus, Disneyworld oder Hanna Monatana. Also familienfreundliche Unterhaltung. Dass aber hinter den Marken ein Konzern mit seiner eigenen, nicht unbedingt positiven Logik steckt, wurde jüngst wieder klar.
Sensenmann im Mickey-Maus-Kostüm
Zum Disney-Imperium gehören nicht nur die genannten Lizenzen, sondern seit Ende 2012 auch „Star Wars“. Erfinder George Lucas hatte sein „Baby“ für vier Milliarden US-Dollar verkauft. Ein Deal, der bei den Fans nicht gerade für gute Laune sorgte. Man befürchtete, dass Disney das Kult-Franchise ausschlachten oder ausbluten lassen würde.
So kam es dann auch: Disney schwang im April 2013 die Sense, schloss die Kultschmiede Lucas Arts und stoppte alle Games-Entwicklungen. Positive PR ist etwas anderes. Nun trat Disney erneut ins Fettnäpfchen. Vor ein paar Tagen wurden ohne Ankündigung zwei „Star Wars“-Titel aus den App Stores entfernt.
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Abruptes Ende trotz hoher Qualität
Einerseits löschte man „Star Wars Assault Team“ für iOS und Android. Hierbei handelte es sich um eine interessante Mischung aus Abenteuer- und Kartendeck-Spiel, bei der man mit Han Solo, Luke Skywalker und anderen Charakteren aus den alten Filmen auf Streifzug durch die Galaxis gang. Auch wenn ich eigentlich kein großer Fan derartiger Games bin, so hat mich „Assault Team“ einige Zeit gefesselt.
Ebenso sehr gut hat mir „Star Wars Tiny Death Star“ gefallen. Bei dem im Pixel-Stil gehaltenen Management-Titel handelte es sich um eine charmante Abwandlung von „Tiny Tower“. Statt einem Turm baute man hier den namensgebenden Todesstern auf, indem man unter anderen neue Stockwerke in Auftrag gab und den Bewohnern Jobs zuwies. Ein launiges Spielchen für Smartphones und Tablets, das – wie man an der Vergangenheitsform meiner Beschreibung ablesen kann – auch nicht mehr in den App Stores weilt. Denn „Tiny Death Star“ wurde ebenfalls in einer Nacht- und Nebel-Aktion beseitigt.
Harsches Vorgehen
Das Perfide an der Aktion: Der Hersteller NimbleBit wurde über die Entfernung nicht informiert. Ebenso seltsam ist die Begründung, warum die Spiele gelöscht wurden: Disney möchte sich lieber auf das kürzlich veröffentlichte „Star Wars Commander“, ein „Clash of Clans“-artiges Strategiespiel, konzentrieren.
Das klingt in meinen Ohren so, als hätte Disney mit den zwei gelöschten Apps viel Aufwand gehabt. Oder gar Verluste gefahren. Letzteres kann zumindest bei „Tiny Death Star“ nicht der Fall sein: Laut NimbleBit soll das Game signifikante Umsätze erwirtschaftet haben.
Egal, was die Gründe sein mögen – auf jeden Fall hat „Star Wars“-Inhaber Disney seine Macht (die dunkle Seite?!) ausgenutzt, um die Games ohne großes Tamtam abzuschalten. Schade für die Entwickler, ebenso für die Spieler.
Müdes PC-Portfolio
Während der Konzern „Star Wars“-Apps entfernte, veröffentlichte er beim Onlinedienst Steam einen Teil seines PC-Spiele-Portfolios. Hierbei handelt es sich aber größtenteils um angestaubte Titel, echte Gassenhauer sucht man mit der Lupe.
Komisch: Einerseits werden Top-Apps gelöscht, auf der anderen Seite versucht man seinen durchwachsenen Backkatalog zu verschachern – was ist denn das für eine seltsame Politik? Ich verstehe das nicht. Ihr?
Bild: Wikia
Bei Comics läuft es auch richtig super. Jahrelang hat der Verlag Dark Horse Star Wars Comics veröffentlicht. Jetzt kommt Disney, stampft alles ein. Egal ob eine Story beendet ist oder nicht. Freunde bei Star Wars Fans macht sich Disney im Moment nicht gerade.
Signifikanter Umsatz ist nicht gleich Ertrag! Klingt wie Amazon und Ebay, die versuchen Händler zu ködern: verkaufen Sie bei uns, da machen Sie mehr Umsatz. Also muss der von NimbleBit proklamierte signifikante Umsatz nicht automatisch Erträge abwerfen. Zusam ihr selber hohen Aufwand vermutet.
Zusätzlich dürfte signifikanter Umsatz für NimbleBit auch eine andere Bedeutung haben als für Disney.
Da hast du Recht, Oliver: Der Umsatz mag für einen kleinen Entwickler wie NimbleBit viel gewesen sein, aber im Disney-Konzern nur ein Rundungsfehler.
Heftig an der Sache finde ich, dass Disney einfach das Spiel abschalten konnte, ohne den Entwickler – für den wahrscheinlich die Umsätze wichtig sind – zu informieren. Die scheinen echte Knebelverträge zu haben.
Also deine Argumentation kann ich nicht nachvollziehen Jürgen. Du hast Angst dass Disney das star wars Franchise ausschlachten könnte? Weil LucasFilm das nicht ohnehin schon gemacht hat bevor Disney damit etwas am Hut hatte?
Oder als was, wenn nicht „ausschlachten“, würdest du LucasArts bezeichnen? Profane, gesichtslose Massenware die unter dem label star wars verkauft wird weil die spiele selber zu unscheinbar waren, als dass man damit eine Marke hätte aufbauen können. Spiele wie tiny deathstar und anderer ramsch sind in der Hinsicht doch genau die Definition von ausschlachten.
Dass Disney gleichzeitig den backkatalog auf steam verramscht, hat weniger mit Disneys Strategie zu tun, sondern damit dass Valve die Regeln für publisher auf Steam gelockert hat und infolge dessen viele große publisher angefangen haben ihren gesamten backkatalog auf Steam zu werfen. Seither ist Steam ständig mit teils 20 Jahre altem mist zugemüllt.
@negativity
Kleine Anmerkung: Ich schreibe „Man befürchtete, dass Disney das Kult-Franchise ausschlachten oder ausbluten lassen würde“ – das Wörtchen „man“ bedeutet nicht, dass ich das auch so sehe.
Mir ist klar, dass Lucas sein Franchise schon immer ausgeschlachtet hat. Von Anfang an warf George die Merchandise-Maschinerie an, die fortan Spielzeugfiguren, Shirts, Poster, Comics, Bücher, Spiele, etc. ausspuckte.
Somit teile ich die Befürchtung vieler Fans oder was auch immer nicht, dass Disney die Marke weiter ausquetschen würde – mehr wie früher geht ja kaum noch.
Dass Disney maximal viel Geld mit StarWars verdienen will, ist bis zu einem gewissen Grad legitim. Das ist ja kein Wohlfahrtsverein, sondern ein Großkonzern. Der _muss_ Geld verdienen.
Was mich aber sehr wundert ist, dass man einerseits mittelmäßige Games bei Steam anbietet, andererseits erstklassige Apps still legt. Das ist komisch. Und das Verhalten den Entwicklern gegenüber war nicht fair.