Der Hype nimmt ab: Auf Kickstarter sinken deutlich die Einnahmen für Games-Projekte. Ein Fachmagazin schreibt sogar, dass der Zenit überschritten sei. Ist die Crowdfunding-Party nun vorbei?
Die Kurve zeigt nach unten
Laut einer Analyse der Consulting-Agentur ICO Partners scheint dieses Jahr das Interesse an Gaming-Projekten auf Kickstarter nachgelassen zu haben. Nachdem 2013 ein Hochjahr war, in dem 446 Projekte erfolgreich unterstützt wurden, könntenn es dieses Jahr nach Hochrechnungen nur 350 sein. Das wären 20% weniger.
Noch deutlicher als die Anzahl der gefundeten Projekte scheint die investierte Summe einzubrechen: So werden laut der Beratungsfirma dieses Jahr nur 27 Millionen US-Dollar (rund 21,5 Millionen Euro) zusammenkommen, was zu den 57,9 Millionen Dollar (45,8 Millionen Euro) von 2013 nicht mal die Hälfte wäre. Das liegt unter anderem daran, dass es in 2014 bislang deutlich weniger Projekte mit Zielen über 500.000 Dollar gab. Während im Vorjahr 21 Games-Projekte eine halbe Million oder mehr einnahmen, gab es im ersten Halbjahr 2014 nur drei derartige Titel.
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Wer sich tiefer in den Zahlen der Analysen vertiefen möchte, kann sich hier die Slides von ICO zu Gemüte führen:
Rasanter Aufstieg
2012 und 2013 waren die Hochzeiten von Kickstarter: Branchenveteranen wie Richard Garriott („Lord British“, bekannt durch die „Ultima“-Spiele), David Braben („Elite“) oder Tim Schafer („Monkey Island“) sorgten mit ihren Projekten für Aufmerksamkeit. Sie ebneten den Weg, dass Crowdfunding unter Gamern bekannt wurde und dass sie ihre Geldbeutel öffneten. Es folgten immer mehr Studios diesem Weg der Schwarmfinanzierung, um sich von Publishern unabhängig zu machen. Mit Erfolg: Teilweise kamen Summen von einer Million und deutlich mehr zusammen.
Nach diesem Rausch folgte die Ernüchterung: Nicht alles, was auf Kickstarter angeboten wurde, sorgte zwangsläufig für einen Erfolg. Zunehmen scheiterten selbst interessante Projekte von namhaften Designern. Einerseits, weil hier und dort die Erwartungen der „Investoren“ nicht erfüllt wurden. Andererseits, weil das Angebot an Projekten zunahm – und das nicht nur auf Kickstarter selbst. Andere Crowdfunding-Plattformen wie Indiegogo oder Ulule buhlen ebenso um die Gunst der Masse. Und dann fand auch noch Steam mit seinem Early-Access-Programm zunehmend Zuspruch.
Die Gründe, warum auf Kickstarter weniger Geld für Games-Projekte gegeben wird, sind also vielfältig. Warum auch immer: Unterm Strich schwächelt die Plattform. Deswegen aber zu sagen, dass der Zenit überschritten sein, halte ich für voreilig.
Party is over?
Ja, 2014 mag bislang kein gutes Jahr gewesen sein. Aber es ist noch nicht vorüber. Vielleicht kommt in den nächsten Tagen oder Wochen noch ein Top-Projekt, das die Flamme des Hypes wieder entfacht?
Zudem gehören Höhen und Tiefen zu allem im Leben dazu. Gerade bei einer noch recht jungen Plattform wie Kickstarter. Nach dem Run der vergangenen zwei Jahre folgte dieses Jahr eine Delle. Und dann … mal schauen. Vielleicht geht es 2015 wieder steil bergauf, vielleicht sinken die umgesetzten Summen weiterhin, vielleicht stagniert es? Wie es weitergeht, kann keiner wirklich sagen.
Oder doch? Der CEO von ICO lässt sich zu dieser Aussage hinreißen:
Overall, as I said earlier, it looks like crowd funding for games has declined. I take it as step towards maturity – it will possibly steadily grow from there and be a bit more sane than it has been in the past two years.
Wie seht ihr das?
Bild: Screenshot / Kickstarter