Wirtschaft

„Ich bin doch nicht blöd“: Media Markt will mit mehr Kundenfreundlichkeit und neuen Ideen gegen Amazon punkten

geschrieben von Jürgen Kroder

Der Druck durch den Online-Handel wird immer größer, deswegen muss der Metro-Konzern handeln: Media Markt soll mit einem neuen Konzept einen deutlichen den Schritt nach vorne wagen. Kann das klappen?

Von „Die Mutter aller Schnäppchen“ über „Lasst euch nicht verarschen“ bis hin zum berühmten „Ich bin doch nicht blöd“: Seit vielen Jahren wirbt der Media Markt um seine Kunden mit teils witzigen, teils stumpfsinnigen Slogans. Auch wenn diese definitiv streitbar sind, so verfehlen sie nicht ihre Wirkung. Die Marke Media Markt ist bekannt und fast schon ein Synonym für Elektronik-Einkäufe. Doch die große Aufmerksamkeit hilft nur bedingt gegen die mächtige Konkurrenz. Diese sitzt nicht nebenan, sondern ist überall: im Web.

Der Kunde von heute kauft zunehmend online, das nächste Schnäppchen ist nur einen Klick entfernt. Das spüren alle stationären Läden – auch der Gigant mit dem rot-weißen Wirbel-Logo. Eine Reaktion darauf war die Eröffnung eines eigenen Onlineshops – im Januar 2012. Reichlich spät und gefühlt Jahrzehnte hinter der Konkurrenz.


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Quo vadis?

Wir schreiben nun das Jahr 2014 und die Konzernspitze von Media Markt ruft eine neue Strategie aus. Mit den Sätzen „Media Markt muss sich neu erfinden. Die alten Erfolgsrezepte greifen nicht mehr“ wird der Chef Wolfgang Kirsch nun zitiert. Zurecht.

Die neue Richtung heißt: Online und stationärer Handel müssen komplett Hand in Hand gehen. Das bedeutet: Da sich die Kunden heutzutage ohnehin online informieren, sollen sie dort zuerst auch bleiben. Wer über die Media-Markt-Webseite oder via App einkauft, soll nicht – wie beim Onlineshopping üblich – warten, bis der Postbote klingelt, sondern selbst zur nächsten Filiale aufbrechen. Dort kann man seine Bestellung abholen. Und das einfacher als bisher: Wie bei McDonald’s wird es einen Drive-In-Schalter geben, wo man sich seine Ware ohne das Verlassen seines Fahrzeuges in den Kofferraum laden lassen kann. Der erste derartige Markt steht in Ingolstadt, weitere sollen entsprechend umgerüstet werden.

Auch für die Media Märkte an sich gibt es ein neues Konzept: Kostenloses W-LAN, Ladestationen für Smartphones, Multimedia-Wände, mehr Beratung durch das Personal, elektronische Preisschilder mit regelmäßigen Anpassungen – „Offline-Shopper“ sollen sich in Zukunft wohler fühlen. Zudem wird am Gesamtauftritt gearbeitet. Das Logo, die Webseite, die App und das gesamte Corporate Design erfahren ein Redesign.

Ein interessantes Konzept

Media Markt will sich erneuern. Besser gesagt: Es muss umgekrempelt werden, um besonders gegen Amazon bestehen zu können. Keine leichte Aufgabe. Mission Impossible? Ich denke nicht.

Dass wir Kunden zunehmend schnell und einfach im Web oder über Apps einkaufen – dieser Trend lässt sich sicherlich nicht mehr stoppen. Da wir Windeln, Tampons, Lebensmittel und andere Dinge unseres Lebens immer mehr „on demand“ einkaufen, gibt es neben dem Preis mittlerweile einen weiteren Entscheidungsfaktor: die Lieferzeit.

Amazon Prime hat sich etabliert und wird durch immer mehr „Features“ (z.B. kostenlose eBooks, Videostreaming, etc.) attraktiver. Dagegen anzukommen ist schwer. Außer man kann mit einer noch schnelleren Verfügbarkeit punkten. Eine Lösung sind die Drive-In-Schalter, die Media Markt einführt. Die benötigten Produkte auf der Arbeit bestellt und auf dem Nachhauseweg mit dem Auto schnell abgeholt – so stelle ich mir das vor. Eine gute Idee. Am liebsten hätte ich solch eine Lösung für alle meine Einkäufe, nicht nur für DVDs, Fernseher und Notebooks.

Hilf. Mir. Jetzt.

Wer heutzutage einen Laden besucht, hat meist ein Bedürfnis. Entweder ist man auf der Suche nach Schnäppchen in der Krabbelkiste. Oder man will sich über bestimmte Produkte informieren. Genau hier liegt oft die Krux: Wenn ich einen Media Markt betrete, fühle ich mich meist verloren. Entweder findet man keinen freien Mitarbeiter. Oder man kriegt keine kompetente Beratung.

Immer öfter ertappe ich mich dabei, dass ich meinen Ausflug in die Niederlassung um die Ecke bereue, zunehmend gleich zuhause bleibe und lieber auf der Couch mit meinem Tablet auf dem Schoß auf die Suche nach dem besten Produkt gehe. Und dass, obwohl ich eigentlich „oldschool“ bin und gerne in echten Läden einkaufe. Somit bläst Media Markt mit seiner Beratungs-Offensive bei mir ins richtige Horn.

Fazit: Ich bin doch nicht blöd!

Die neue Strategie der Elektro-Kette ist mehr als bitter nötig. Für mich klingt sie wie ein gangbarer Weg aus der Krise. Aber nur, wenn die Konzepte konsequent umgesetzt werden. Sollte es bei einzelnen Testballons und Konzept-Papiertigern bleiben, dann kann ich nur zurückgeben: Ich bin doch nicht blöd – und kaufe lieber komplett bei der Online-Konkurrenz.

Wie gut oder schlecht findet ihr das neue Konzept von Media Markt? Würde es euch dazu bewegen, weniger bei Amazon & Co. zu kaufen? Könnte Media Markt euer Vertrauen zurück erobern, wenn die Vorhaben konsequent umgesetzt werden?

Bild: Screenshot / Media Markt

Über den Autor

Jürgen Kroder

Jürgen bezeichnet sich als Blogger, Gamer, Tech-Nerd, Autor, Hobby-Fotograf, Medien-Junkie, Kreativer und Mensch. Er hat seine unzähligen Hobbies zum Beruf gemacht. Und seinen Beruf zum Hobby. Obwohl er in Mainz wohnt, isst er weiterhin gerne die Maultaschen aus seiner Heimat.

11 Kommentare

  • Dies ist mal eine wirklich gute Idee. Allgemein ist, wie ich finde, die Gefahr eines Kundenverlustes beim Multi-Channel-Retailing einfach viel zu groß. Wenn man schon online informiert und die Preise vergleicht, lass ich mir das Produkt auch direkt Liefern. Ein solcher „Media-Drive-In“ wäre schon ein großer Pluspunkt für den stationären Einkauf. Vorausgesetzt die Öffnungszeiten sind hier auch deutlich länger als die üblichen Ladenöffnungszeiten.

  • Ich würde mich noch mehr über ein „kaufe im Laden und bekomme nach Hause geliefert “ freuen, dass mit Amazon konkurrieren kann (preislich und Lieferzeit). Ich kaufe auch gern „offline“, will aber gekaufte Staubsauger nicht mit der Bahn nach Hause transportieren, oder danach weiter shoppen ohne viele Beutel – die Lieferpreise von Media Markt liegen aber deutlich zu hoch in der Konkurrenz zu Amazon.

  • Es gibt für mich ein Primär Problem des stationären Handels.

    Wenn ich was möchte, haben die Läden es meist nicht da.

    Ich kaufe vor Ort eigentlich gar nicht mehr. Der Spruch können wir bestellen. Beantwortete ich immer damit „das, kann ich selber“

    Der vor Ort Handel hat einfach das Problem, das Sie als Zwischenhändler nicht mehr gebraucht werden.

    Ich kenne massenweise Leute, die haben das Einkaufen vor Ort komplett aufgegeben, weil Sie stundenlang in der Stadt rumgelatscht sind. Und das, was sie wollten, nicht bekommen habe,

    Zugegeben früher war es auch so. Also das vieles nicht lagernd war. Da hatte man aber eben keine Wahl, als die Läden abklappern. Oder die Alternative nehmen zähneknirschend.

    Warum sollte man sich das heute noch antun.

    Zugegeben ich weiß auch nicht, wie man das Problem lösen soll. Mir ist klar, dass ein Laden nicht alles da haben kann. Aber letztendlich kaufe ich ja nicht für andere.

    Und Online beim Händler vor Ort kaufen. Wer guckt den ob der Laden eine Online Seite hat. Da geht man gleich auf die Große, die alles hat. Die Stärke von Amazon ist ja nicht nur der Preis, sondern das ist ein ultimatives Warenhaus. Da gibt es eben alles an einem Ort.

    Daher werden auch Kaufhäuser immer weniger. Die haben ne menge aber gegen Amazon stink Karstadt simpel ab.

    Und warum sollte man Online bestellen und es abholen gehen. Wenn die Ware meist eh nicht lagernd ist. Da dauert es auch 2-3 Tage, bis die Ware da liegt. Da kann die Ware auch gleich zu mir nach Hause kommen.

    Ich sage das mal so. Der Handel vor Ort wird größtenteils verschwinden. Und da geht die Welt nicht unter von. Die Zeiten ändern sich.

  • Da bin ich ja mal gespannt. Media Markt und Konsorten werden es schwer haben, ihr Ramsch-Image als Kistenschieber loszuwerden. 100 Kundenrezensionen finde ich persönlich deutlich glaubwürdiger als das „Beratungsgespräch“ eines MM-Mitarbeiters. Musik und Filme kauft man ohnehin nicht mehr physisch, bleibt eigentlich nur noch Elektronik. Und da sorgt das Netz für 100%ige Preistransparenz.

  • Ich denke, wenn Media Markt konsequent bleibt, könnte es ihnen mit Sicherheit aus der Krise helfen. Dennoch glaube ich nicht, dass sie Amazon vom Thron stürzen werden.

  • Letzten Monat war ich nochmal in einem der großen Elektronikläden, weil mir mitten beim Rasieren der Rasierer verreckte und ich _sofort_ einen neuen brauchte. Was da los war – unglaublich! So lange diese teuren (nur die Sonntagsblättchen liegen auf Web-Niveau) Ketten den Kunden mit aggressiver Werbung weismachen können sie wären günstig, werden sie noch lange existieren. Denn es wird immer Menschen geben die eine Ware live erleben wollen, statt nur auf Bildern im Netz und da punkten die Ketten mit großer Auswahl (im Vergleich zu anderen offline Händlern).

    Ansonsten verstehe ich die ständige Versteifung auf Amazon und Media Markt nicht. Klar, Amazon ist bequem, die Auswahl riesig und der Service super. Aber diesen Service bekomme ich mittlerweile (auch Dank Amazon) bei jedem größeren Webhändler und deren Preise sind oft deutlich günstiger und sie bieten oft einen Gratisversand ohne Abo. Und ob Prime wirklich immer attraktiver wird, wenn den Kunden zum doppelten Preis ein Videoportal aufgezwungen wird, wage ich zu bezweifeln. Persönlich kenne ich zwei, die Prime gekündigt haben und einer der nur flucht, weil er Prime halten will, aber mit seiner 2Mbit-Leitung nun 50€ mehr für Nichts zahlt.

    Wer Beratung sucht, ist bei MM und Co sowieso ganz schlecht aufgehoben. Meiner Erfahrung nach haben die überhaupt keine Ahnung. Aber das ist bei kleinen Einzelhändlern nicht anders. Die verkaufen einem stets das, was sie da haben. Logisch. Es sei denn man landet bei echten Freaks, wo der Chef aus dem Hobby einen Beruf machte und noch selbst berät. Der hat dann wirklich nur das gute Zeug da und weiß wovon er spricht. Da zahle ich auch gerne mal mehr als im Netz.

    Diesen Drang zu immer mehr Bequemlichkeit kann ich eh nicht nachvollziehen. Zu viel Bequemlichkeit ist selten gut: 890€ für einen TV, der bei Amazon 970€ kostet. Wie viele würden wohl aus Bequemlichkeit trotzdem bei Amazon kaufen? Ist ja so schon einfach, kurz über die (gefakten) Sterne geschaut und auf „Ein Klick Kaufen“ gedrückt. Sich mühsam in Fachforen informieren, vergleichen? Neee…. 😉

  • Erst auf Billig-Image setzen, dann den Kundeservice in den Vordergrund schieben, um gegen Amazon zu bestehen? Wenn es doch so einfach wäre. Ein jahrelang aufgebautes Image läßt sich nicht über Nacht und qua Erklärung abstreifen. Zumal die MM-Kunden ja auch täglich nach wie vor andere Erfahrungen machen: Wer etwa Gewährleistungsansprüche geltend machen will, hat in den allermeisten MM-Filialen schlechte Karten. Davon berichten reihenweise genervte Kunden auf http://www.ichbindochbloed.de. Würde mich wundern, wenn sich so ein großer Tanker wie MM einfach so herumreißen ließe. Wandel muß kommuniziert werden – und braucht seine Zeit, um sich in den Köpfen der Mitarbeiter einzunisten. So er denn überhaupt ehrlich gemeint ist.

  • […] Ich gebe es zu: Obwohl ich ein Web-Bewohner bin, der Internet, Smartphones und Tablets liebt und fast rund um die Uhr nutzt, so bin ich in manchen Dingen noch ziemlich „oldschool“. Ich fahre zum Beispiel noch in die Stadt zum Shoppen und gehe in den Supermarkt. Ja, ich kaufe sogar hin und wieder elektronische Geräte beim “Ich bin doch nicht blöd”-Markt um die Ecke. […]