Der Fahrdienst Uber schafft es in der letzten Zeit immer wieder in die Schlagzeilen. Sonderlich gut kommt das Unternehmen dabei meistens nicht weg. Immer wieder war von fragwürdigen Maßnahmen die Rede, um dem direkten Konkurrenten Lyft das Wasser abzugraben. Uber soll beispielsweise in großem Stil Fahrten bestellt haben, um sie dann wieder zu stornieren. Uber hat das bisher immer bestritten. Nun ist aber klar: die Vorwürfe stimmen – und sind sogar Teil einer größeren Strategie um Fahrer abzuwerben. Ist das schlechter Stil oder legitime Geschäftspolitik?
Endlich Bewegung auf dem Taximarkt
Taxifahren in Deutschland ist keine billige Angelegenheit. Das liegt sicherlich auch daran, dass ein guter Teil des Preises zahllose Kosten für Lizenzen, Versicherungen, etc. abdeckt. In der Konsequenz bin ich deshalb bislang Taxi immer nur gefahren, wenn es unbedingt sein muss.
Insofern war es toll, dass endlich mal ein bisschen Bewegung in einen verstaubten Markt kommt. Das sieht aber naturgemäß nicht jeder so. Zuallererst gingen die Taxifahrer auf die Barrikaden und beschwerten sich über die unbeliebte Konkurrenz.
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Viel Gegenwind – auch von politischer Seite
Vor allem das Personenbeförderungsgesetz wird dabei in Stellung gebracht. Die neuen Fahrdienste bieten nur mangelnde Sicherheit für die Fahrgäste, sie laden zum Steuerbetrug ein und zu allem Überfluss halten sich die Fahrer nicht an ihre Rückkehrpflicht, denn ohne Beförderungsgenehmigung muss der Fahrer nach der Tour eigentlich zum Betrieb zurückfahren.
Vor dem Hintergrund dieser Argumente hatten die neuen Fahrdienste jüngst viel Gegenwind erhalten, auch von politisch-juristischer Seite. Ob es Uber noch lange in Berlin und Hamburg geben wird, ist immer noch nicht klar. Ich persönlich hatte bisher immer gehofft, dass solche Verbote scheitern und war überzeugt, dass im überteuerten Taximarkt etwas Konkurrenz mehr als gut tut.
Heftiger Konkurrenz-Krieg
Das mit der Konkurrenz nimmt man bei Uber aber offenbar etwas zu ernst. So war Uber in der letzten Zeit immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, dass man beim Hauptkonkurrenten Lyft Tausende von Fahrten gebucht und dann wieder storniert hat. Uber wies diese Vorwürfe weit von sich.
Seit neuestem ist aber klar: die Vorwürfe stimmen nicht nur, die Fake-Fahrten sind sogar Teil einer fiesen Gesamtstrategie. „Supplying Long-term Operations Growth“, kurz: SLOG, nennt man sie im Hause Uber.
Im Zuge dieser Strategie wird nun klar, dass die falschen Fahrten nur ein Kollateralschaden bei der Abwerbung von Lyft-Fahrern sind. Uber beschäftigt nämlich eigene Recruiter, die mit unterschiedlichen Kreditkarten und Mobiltelefonen ausgestattet werden. Um nun aber die Namen der Lyft-Fahrer herauszubekommen, muss erst einmal eine Fahrt gebucht werden. Ziel des Ganzen: mit attraktiven Angeboten sollen die Fahrer abgeworben und so das Wachstum der Konkurrenz verlangsamt werden.
Zu spätes Eingeständnis
Mittlerweile gibt Uber zu, dass es das SLOG-Programm gibt. Auf dem Firmenblog gibt man sich aber unschuldig, schließlich arbeite man mit fairen Mitteln. In der Tat scheint das Vorgehen legal zu sein, ob es fair ist, bleibt aber zu bezweifeln. Guter Stil sieht auf jeden Fall anders aus.
Ich persönlich finde daran vor allem schade, dass Uber das ohnehin schon miese Image der noch jungen Branche weiter verschlechtert. Es ist auf jeden Fall an der Zeit, die Lyft-App auf meinem Telefon zu installieren.
Bild: Matti Blume, CC-BY-SA 3.0, Wikipedia
Ich bin mit meiner eher distanzierten Ansicht scheinbar der Einzige im gesamten Internet, aber ich finde, soweit das Geschäftsmodell auf der Umgehung ungefähr aller gesetzlichen Vorgaben für den Betätigungsbereich und dazu fehlendem Versicherungsschutz basiert, tu ich mir schwer, von einer „Branche“ zu reden.
Ganz einfache Lösung: An die geltenden Gesetze halten. Fertig. Dann ist man aber leider auch nicht mehr täglich in den Medien…
Und noch was: Das Personenbeförderungsgesetz wird nicht „in Stellung gebracht“ – wir wollen ja nicht in den Krieg ziehen – sondern gilt nunmal in Deutschland. Einfach so, weil es ein Gesetz ist. Überlasst das Neusprechen doch den Politikern 🙂