Soziale Medien sind nicht neutral. In Zusammenarbeit mit der Forschungsorganisation Algorithmwatch hat die Süddeutsche Zeitung den Instagram-Algorithmus im Wahlkampf untersucht. Populistische Parteien und Inhalte werden demnach deutlich prominenter platziert.
Unter dem Projektnamen #wahlfilter hat die Süddeutsche Zeitung über 6.000 Instagram-Posts von mehr als 100 Politiker:innen und Parteien untersucht. Obwohl der Mutterkonzern Facebook betont, dass inhaltliche Faktoren keine Rolle spielen würden, bevorzugt der Instagram-Algorithmus bestimmte Parteien und Themen.
Über wertneutrale Faktoren wie Aktualität und Reichweite käme es demnach zu inhaltlichen Verzerrungen. Der Algorithmus würde vor allem populistische und polarisierende Themen im Newsfeed bevorzugen.
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Facebook und Instagram halten sich bedeckt
Warum der Algorithmus einigen Nutzer:innen Beiträge weiter oben im Newsfeed anzeigt, andere länger scrollen müssen und wiederum andere die Inhalte gar nicht sehen, darüber halten sich die sozialen Netzwerke bedeckt.
Instagram wiederum dementiert, dass der Algorithmus Inhalte nach politischen Faktoren sortiert. Inhaltliche Kriterien würden im Gegensatz zum Zeitpunkt von Postings und der Interaktionsrate keine Rolle spielen.
Doch die Recherchen der Süddeutschen Zeitung und Algorithmwatch ergeben ein anderes Bild. Der Instagram-Algorithmus würde demnach bestimmte Inhalte bevorzugen. Das gilt vor allem für die AfD (Alternative für Deutschland).
Der Instagram-Algorithmus bevorzugt Populismus und die AfD
Laut Datenanalyse des Projekts erhält die AfD auf der Instagram-Timeline deutlich bessere Platzierungen als andere Parteien. Das gelte laut der Recherche grundsätzlich für populistische und rechtsextreme Themen.
Während alle anderen großen Parteien bezüglich ihrer Position in der Timeline in etwa gleichauf sind, steht die AfD im Schnitt einen halben bis einen ganzen Platz besser da. Nutzer:innen nehmen AfD-Posts demnach mit einer höheren Wahrscheinlichkeit wahr.
Das bedeutet zwar nicht, dass der Algorithmus populistische Inhalte bewusst bevorzugt. Allerdings begünstigen die technischen Kriterien AfD-Posts in der Timeline. Welche Faktoren dabei eine Rolle spielen ist unklar.
Sind soziale Medien der richtige Ort für Wahlkampf?
Soziale Netzwerke waren niemals für den Wahlkampf gedacht. Dennoch kommen die Parteien nicht umhin, Wahlkampf via Social Media zu betreiben. Das zeigt auch die Tatsache, dass Politiker:innen und Parteien immer mehr Geld in Online-Werbeanzeigen investieren.
Doch wie die Recherchen von Süddeutscher Zeitung und Algorithmwatch belegen, können die Anbieter:innen keinen fairen und neutralen Wettbewerb garantieren. Dort wo populistische Inhalte gegenüber anderen bevorzugt werden, scheint ein sachlicher und ausgewogener demokratischer Diskurs unmöglich.
Soziale Netzwerke wie Instagram und Facebook fungieren dabei wie ein Katalysator von ohnehin aufgeladenen Themen. Sie bringen Härte und Hass in die Debatten und beschleunigen sie.
Um einen fairen Wettbewerb zu garantieren, darf Wahlkampf nicht von undurchsichtigen Technologien und wenigen, mächtigen Unternehmen abhängig sein. Im Sinne der Neutralität und politischen Vielfalt sollten sich allen voran die sozialen Medien für einen Wahlkampf fernab von Algorithmen einsetzen.
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