Social Media

Empfehlung für Threema: Stiftung Warentest nimmt WhatsApp-Alternativen unter die Lupe

geschrieben von Tobias Gillen

Über WhatsApp-Alternativen wurde seit dem Kauf durch Facebook mehr geschrieben denn je. Warum, das wusste kaum ein Medium wirklich. Stiftung Warentest hat nun fünf Messenger-Apps, inklusive WhatsApp, auf den Prüfstand gestellt.

Whatsapp

Das Fazit ist eindeutig: Nur eine der fünf getesten Apps stufte Stiftung Warentest als datenschutztechnisch „unkritisch“ ein. Die anderen Messenger waren teils sehr bedenklich. Aber der Reihe nach:

WhatsApp: Sehr kritisch

WhatsApp wird von den Testern als „sehr kritisch“ eingestuft. Nachrichten werden ohne Ende-zu-Ende-Verschlüsselung versendet. Auch gibt WhatsApp Daten der Nutzer ungefragt an Dritte weiter. Zudem kritisiert Stiftung Warentest die AGBs und die mangelnde Transparenz des Dienstes. So gestatte sich das Unternehmen einfach, die AGBs ungefragt zu ändern oder die Daten seiner Nutzer an den Strafverfolgung weiterzugeben. Insgesamt decken sich die Ergebnisse mit dem, was über WhatsApp seit jeher bekannt ist. Und dennoch wird der Dienst weiter von Millionen genutzt – schließlich sind ja auch die Freunde da. Ein Dilemma.


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Line: Sehr kritisch

Auch Line kommt nicht unbedingt besser weg: Keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, unverschlüsselte Weitergabe der Gerätenummern an Dritte, keine Benachrichtigungen über Änderungen der AGBs und mangelnde Transparenz stehen hier auf dem Plan. Line ist eben nie als „sichere Variante von WhatsApp“ an den Start gegangen, sondern als „Variante von WhatsApp“ – und das macht sich beim Test dann auch bemerkbar. Nach dem WhatsApp-Kauf durch Facebook und die damit entstehende Übermacht an Daten seitens Facebook ist Line im direkten Vergleich aber – so meine Meinung – immernoch die bessere Variante (und dazu kostenlos).

BlackBerry Messenger: Sehr kritisch

Die paar Nutzer, die den BBM regelmäßig nutzen, jubeln stets über die große Sicherheit. Das beruht dann meist auf der Tatsache, dass der BBM eben nur mit IDs hantiert. Aber nicht mal eine wirklich flächendeckende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung setzt der Messenger in der iOS-Version ein. Zudem erlaubt er sich per AGBs, genaue Nutzerprofile durch die Kombinierung mit anderen Datenquellen zu erstellen – also das, was man auch von Facebook ft. WhatsApp erwarten darf.

Telegram: Kritisch

Telegram wird von Stiftung Warentest nur als „kritisch“ eingestuft. Das liegt an der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die aber gezielt mit dem „Secret Chat“ ausgewählt werden muss. Das Speichern der Adressbucheinträge und ein fehlendes Impressum für Datenschutzanfragen stießen den Testern negativ auf, der teilweise quelloffene Code punktete hingegen.

Threema: Unkritisch

Wenig überraschend ist der Erfolg der App Threema: Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, Weitergaben nur in pseudonymisierter Form, alles nur mit Zustimmungen der Nutzer. Einziger Haken: Threema ist nicht quelloffen und kann somit nicht in Gänze eingesehen werden. Zudem kostet der Dienst einen kleinen Betrag – der es aber wert ist, wie ich finde. Leider bisher nur für Android und iOS verfügbar.

Fazit: Keine Überraschungen

Das Fazit fällt wenig überraschend aus: Threema ist die beste Alternative zu WhatsApp, die anderen Player sind nur Nebenbuhler, die sich aber sicherheitstechnisch auch nicht unbedingt beliebter machen. Da aber keines der Programme komplett quelloffen ist, konnten die Tester längst nicht alles einsehen – was einige Fragen unbeantwortet lässt. Also: Wer Sicherheit sucht, wechselt zu Threema, zur Not zu Telegram. Ob man dort genügend Chatpartner zusammen bekommt, bleibt zu hoffen – ist aber aktuell noch fraglich. Aber auch WhatsApp hat ja irgendwann klein angefangen. Also: Einfach mal eine oder mehrere Alternativen installieren – der Rest ergibt sich von allein.

Bild: WhatsApp

Über den Autor

Tobias Gillen

Tobias Gillen ist Geschäftsführer der BASIC thinking GmbH und damit verantwortlich für BASIC thinking und BASIC thinking International. Seit 2017 leitet er zudem die Medienmarke FINANZENTDECKER.de. Erreichen kann man ihn immer per Social Media.

14 Kommentare

  • Schade dass beim Test scheinbar nicht geprüft wurden welche Rechte die jeweiligen Apps benötigen bzw. einfordern. Hier schlagen einige (u.a. auch Threema) ja auch sehr über die Stränge

  • Es gibt keinerlei Anlass, den Machern von Threema irgendetwas schlechtes nachzusagen, aber ich finde es ist eine vertane Chance zur weiteren Aufklärung der Masse der unbedarften User, dass die App jetzt so undifferenziert in allen Medien in den Himmel gelobt wird.
    Man hätte hier gezielt auf den Gedanken hinter Open Source in solchen Anwendungsbereichen hinweisen können. Denn Fakt ist doch: Wenn man den Code nicht sehen kann, können auch Experten schwerlich _wissen_, was im Hintergrund noch passiert, sondern nur den Machern _glauben_.
    Viele Leute mit denen ich persönlich darüber spreche ist einfach nicht so ganz klar, dass Ihnen Open Source selbst dann einen Vorteil bringt, wenn sie selbst, so wie auch ich, den Code gar nicht verstehen können.

  • Rechte hin oder her. Am Ende sitzen die Firmen meist in Freihandelszonen und als normaler User hat man das Nachsehen, wenn es um die Weiterverwendung von Infos zur eigenen Person geht. So ist das nun mal

  • Dumm nur das so viele einfach aus Dummheit und Bequemlichkeit weiter Whatsapp nutzen!
    Auch Whatsapp hat mal ganz klein angefangen, wie eben jetzt Threema.
    Ich kann nur allen raten zu Threema zu wechseln, und so der Aufwand ist es ja nun nicht!
    Aber nicht vergessen Whatsapp Account löschen, nicht nur einfach die App.!

  • Lucas fasst zusammen, warum ich bis dato keinerlei Messenger App auf meinem Smartphone habe und auch nicht vorhabe nun Threema zu nutzen.

    Die Rechtegier der meisten Apps, auch abseits von Messengern, ist ein ernstzunehmendes Problem. Leider ist dies aber zumeist der Unachtsamkeit und Unbekümmertheit der Programmierer geschuldet, die da nicht viel drüber nachdenken oder aus Zeit-(und damit Geld-)gründen einfach den „kürzesten Weg“ gehen („Gibt ja ’ne API Funktion für XY“).
    Schade, schade.

    Whistle.im macht rechtemäßig ein gutes Bild, aber..das war es dann leider auch fast schon wieder, da die Verschlüsselung und der aktuelle Stand stark zu wünschen übrig lässt. Falls diese App überhaupt aktiv weiterentwickelt wird.
    Bisher sehe ich nur den typischen Symbolaktivismus seitens Nutzer und Firmen, die großspurige Versprechungen machen aber schon am Anfang versagen, indem sie das Sicherheitsversprechen ad absurdum führen mit ihrem „Ich will alle Rechte haben“.
    Ich sehe hier nach wie vor Nachholbedarf.

  • Blöd nur, dass zig andere gute Apps weggelassen wurden …
    Was ist z.B. mit Hangouts? Was ist mit Viber? usw…

  • Habe Whats App auch gelöscht nach dem Kauf von FB. Ich wollte mit FB eigentlich nie etwas zu tun haben und möchte daher auch nicht, dass sie meine Handynummer bekommen. Ich bin gespannt wieviele Nutzer sich jetzt tatsächlich abmelden von Whats App und ob sich der Kauf für Zuckerberg letztlich überhaupt lohnt? Ich werde Telegram mal testen.

  • WhatsApp und Co… Für mich absolut unnötig und nicht wirklich brauchbar. Klar, es stellt ein neues „Spielzeug“ dar, wo man weiterhin seine kostbare Zeit mit vertreiben kann, bis man irgendwann merkt, für was eigentlich ?

  • Also ich nutze WhatsApp schon lange, bin soweit zufrieden. Sehr viele Freunde benutzen es, deshalb hab ich mich auch für WhatsApp entschieden.

  • Ich war bisher auch recht treuer Whatsapp-Nutzer. Der Kauf durch Facebook hat mich aber auch dazu bewogen, mich nach einer Alternative umzusehen. Ist schon Wahnsinn, was Internetriesen wie Facebook für Geld auf den Tisch legen, um an persönliche Daten von Nutzern zu gelangen. Wollte mir eigentlich mal Viber näher anschauen.

  • Sich nach Alternativen umzuschauen, ist ja völlig in Ordnung, alles bringt es einen kaum weiter, wenn die eigenen Bekannten und Freunden nicht gewillst sind, zu wechseln, denn mit wem soll man dann über die Alternative kommunizieren. Ein Wechsel als Einzelner lohnt sich daher überhaupt nicht.