Nachdem es bereits seit einigen Wochen durchs Internet geisterte und die Spekulationen anheizte, hat Rovio gestern den Vorhang offiziell aufgezogen: Das nächste Spiel der finnischen Spieleschmiede heißt „Angry Birds Go“ und wird – angesichts der bisherigen Wutvögel-Teile durchaus ungewöhnlich – ein Kart-Rennspiel. Spielerisch will man so ein paar neue Akzente setzen – und die Gelddruck-Maschine erneut anschmeißen. Innovativ ist der Ansatz allerdings nicht: Als Vorbild dient ein alter Klassiker des Konsolen-Genres: „Mario Kart“ von Nintendo.
Altbewährtes neu verpackt
Das Spielprinzip hat daher nur wenige Überraschungen zu bieten, was den Spaß aber keineswegs mindern muss. Bestärkt wird dieser Eindruck beim Blick den ersten Trailer mit Ingame-Szenen: Wie beim Vorbild rast man mit Go-Karts durch dreidimensionale Landschaften und versucht als Erster ins Ziel zu kommen.
Dabei zählen nicht nur fahrerisches Können, sondern – natürlich – auch diverse fiese Mittel. Zum Beispiel können Gegner mit Blitzen beschossen und durch Riesenvögel im Bowlingkugel-Format platt gewalzt werden. Oder man düst mit einem Raketenantrieb am Fahrerfeld vorbei. All das kennt man schon aus den unzähligen „Mario Kart“-Teilen – Never change a running system. Erscheinen wird „Angry Birds Go“ am 11. Dezember zeitgleich für iOS, Android, Windows Phone 8 und Blackberry 10.
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Lukratives Geschäft mit Telepods
Das Spiel selbst ist aber längst nicht (mehr) der einzige Umsatzbringer, wobei „Angry Birds Go“ offensichtlich sogar kostenlos erhältlich sein wird. Neben diversen Merchandising-Produkten setzt Rovio daher wieder und verstärkt auf die Vermarktung der sogenannten Telepods. Die bereits von „Angry Birds Star Wars 2“ bekannten Plastikfiguren dienen nicht nur als Spielzeug, sondern bringen handfeste Vorteile im Spiel – und viel Geld für Rovio und Kooperationspartner Hasbro.
Wird ein solcher Charakter auf die Kamera von Smartphone oder Tablet gestellt, erscheint dieser in Sekundenschnelle auch auf dem Bildschirm. Wer hier exzessiv zulangen will, muss aber ein vielfaches des Spielepreises investieren. Dieses fette Zusatzgeschäft lässt sich Rovio natürlich auch bei „Angry Birds Go“ nicht entgehen. Die dafür vorgesehenen Sets bestehen in der Regel aus mindestens einer „Angry Birds Go“-Spielfigur in einem Kart und einem Plastik-Aufbau drumherum, beispielsweise Schleudern und Sprungschanzen. Die Preise bewegen sich im Bereich von 20 bis 50 Euro.
Das neue Disney?
Passend dazu kündigte Rovio an, dass das Abkommen mit Hasbro nicht der einzige Lizenz-Deal sei, den die geschäftstüchtigen Finnen abgeschlossen haben. Verschiedene Franchise-Partner stehen bereits mit Produkten in den Startlöchern, um den Wutvögel-Kult weiter anzuheizen. So wird es beispielsweise Shirts, Taschen, Grußkarten, Sammelalben oder Sportartikel geben. Wer jetzt schon genervt ist, muss nun tapfer sein: Denn dies ist nur der Anfang eines wahren Vermarktungstsunamis.
Business-Analysten haben sich bereits vor einem Jahr gefragt, ob Rovio das nächste Disney werden könnte. Und tatsächlich sind die Parallelen mittlerweile unübersehbar: Vom Energie-Drink über TV-Serien bis hin zu eigenen Freizeitparks gibt es kaum noch ein Produkt, dass nichts mit den wütenden Vögeln zu tun hat.
„Angry Birds“ ist längst mehr als nur ein erfolgreiches Smartphone-Spiel – es ist zu einer weltweit angesagten Marke geworden. Und mit „Angry Birds Go“ geht Rovio einen weiteren, konsequenten Schritt zum Entertainment-Konzern. Man darf gespannt sein, wann Disney die ersten Offerten macht, den bedrohlich wachsenden Konkurrenten aufzukaufen.
Bilder: Screenshot; Rovio