Lange Zeit stand fest: Neuer Computer? Automatisch Windows vorinstalliert. Apple hatte seine Fans, und es wurden in den letzten Jahren mehr. Aber um Alternativen musste man sich meistens selbst kümmern. Linux, vor allem Ubuntu, hatte immer schon seine feste Gemeinde. Das Gratis-OS ist mittlerweile auch Nicht-Nerds bekannt und wird vor allem wegen seiner Open-Source-Basis geschätzt. Nichtsdestotrotz schien das Windows-Monopol lange ziemlich unangreifbar. Wer einen Computer verkaufen wollte, musste das Microsoft-System mitliefern.
Dieses Quasi-Gesetz steht inzwischen zur Disposition. Mit dem Aufkommen der Tablet-Welle und dem gleichzeitig kontinuierlich sinkenden PC-Absatz (laut Gartner -8,6 Prozent im dritten Quartal; IDC spricht von -7,6 Prozent) verschieben sich zusehens die Gewichte, wenngleich Windows zumindest bei Desktop-Geräten immer noch über rund 90 Prozent Marktanteil verfügt.
Dennoch vollzieht HP, immerhin zweitgrößter PC-Produzent der Welt, nun im Privatkundensegment einen bemerkenswerten Schritt und fächert – angesichts schwächelnder Umsätze auch gezwungenermaßen – sein Angebot weiter auf. Neben Windows und Intel – kurz Wintel – will der US-Konzern nun verstärkt auf Alternativen wie Android, Chrome OS oder Ubuntu setzen. Erst gestern hat HP dazu passend sein zweites Chromebook, das Chromebook 11, vorgestellt, das in enger Zusammenarbeit mit Google entworfen wurde.
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Wintel muss Federn lassen
„Der Markt ändert sich gerade mehr als in den 30 Jahren vorher“, sagte Dion Weisler von HP CNET zufolge bei einem Treffen mit Analysten. Mit dem Schrumpfen des Wintel-Marktes hätten sich sämtliche Marktbedingungen geändert:
Der einst hochprofitable Verkauf von Windows-PCs ist deutlich gestört. Wintel-basierte Geräte werden aggressiv ersetzt durch ARM-PCs und mobile Geräte mit alternativen Betriebssystemen. Langfristige HP-Partner wie Microsoft und Intel werden mehr und mehr zu direkten Konkurrenten.
HP glaubt an eine wachsende Nachfrage nach alternativen Betriebssystemen und will darauf reagieren. Vor allem die Entwicklung in den asiatischen Märkten spielt dabei eine Rolle. So werden etwa in China mehr Tablet-PCs verkauft als in den USA – die wenigstens davon laufen mit Windows. In Indien scheinen derweil Ubuntu-Systeme gut anzukommen – zumindest verwies Weisler bei dem Treffen auf einen aktuellen Großauftrag für HP.
Windows bleibt das dominierende System
Natürlich wird man aber auch Windows unverändert anbieten – lediglich die Zeit der babylonischen Gefangenschaft geht offensichtlich zuende. Und diese Strategie ist durchaus sinnvoll, schließlich ist es für ein Unternehmen niemals erstrebenswert, auf Gedeih und Verderb an ein Produkt gekoppelt zu sein. Solange sich Windows aber gut verkaufte, war diese Abhängigkeit zweitrangig. Nun wird sie zum Problem.
Gleichzeitig sind die Kunden offenbar stärker bereit als je zuvor, beim PC-Kauf nach links und rechts zu schauen. Dies bietet auch Chancen, die HP nun nutzen will. Derweil gebe Windows laut Weisler bei All-in-One-PCs, Workstations und Thin Clients weiterhin den Ton an. Und auch der Gamesmarkt abseits der Konsolen steht nahezu komplett auf Windows-Fundament. So schnell kommt an Microsoft da keiner vorbei. Für die Redmonder ist die Wende dennoch ein Alarmsignal: eine neue Zeit ist angebrochen.
Bild: wlodi / Flickr (CC BY-SA 2.0)