Wenn Akkus länger halten, sparst du Geld und schonst die Umwelt. Eine neue Software vom Start-up Twaice kann dir dabei helfen. Sie sagt dir, welche Lebensdauer ein Akku hat und vieles mehr. Das könnte den Elektroauto-Markt gewaltig ins Rollen bringen.
Der Akku ist ohne Frage die wertvollste Komponente in einem Elektroauto. Umso erstaunlicher ist es, dass man von außen so gut wie gar nichts zum Akku-Zustand sagen kann. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn du dir ein gebrauchtes Elektroauto kaufen willst, aber auch wenn du im Alltag dein Auto fährst.
Denn während natürlich das Alter und die Kilometerzahl gute Hinweise zur Lebensdauer von Akkus sind, kann ein Faktor von außen gar nicht bewertet werden: das Fahrerprofil. Genau das ist aber ein entscheidender Faktor. Wie jemand ein Elektroauto fährt, wirkt sich stark auf den Akku-Zustand aus. Nur: sehen kann das niemand und Selbsteinschätzungen sind schwierig.
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So gibt es keine Möglichkeit vorherzusagen, wann genau der Akku den Geist aufgeben wird. Bis jetzt.
Denn das Münchner Start-up Twaice hat nun eine Software entwickelt, die ins Innere des Akkus blicken kann und so verlässliche Aussagen zum Zustand, verbleibender Lebensdauer und Wert machen kann. Diese Technologie könnte den kompletten Elektroauto-Markt neu aufstellen.
Digitaler Zwilling spiegelt Akku-Zustand in Echtzeit
Twaice hat eine voraussagende Software entwickelt, die mit einem digitalen Zwilling arbeitet. Dazu füttert Twaice zunächst den Digital Twin mit verschiedenen wichtigen Parametern aus einer Batterie-Bücherei. Das ist das Grundwissen, mit dem die Software am Akku angedockt wird.
Im Betrieb misst die Software dann permanent wichtige Systemdaten zu Strom, Spannung und Temperatur. Das geht sehr tief in die Batterie. Bis auf Zellenebene wird hier gemessen.
Die Software lässt sich übrigens an so gut wie jeden Akku-Typ andocken, sodass es keine Rolle spielt, ob dein Elektroauto beispielsweise Pouch-Zellen (etwa: Jaguar), zylindrische Zellen (Tesla) oder prismatische Zellen (BMW i3) hat.
Bei Twaice landet dann in jedem Fall per Cloud ein digitaler Spiegel des herumfahrenden Akkus. Kombiniert mit dem Hintergrundwissen der Software, können so mit den Betriebsdaten in Echtzeit verlässliche Vorhersagen zur Abnutzung getroffen werden.
So lässt sich zum einen aufgrund der Daten gut erkennen, in welchem Zustand der Akku ist und welche Lebensdauer noch zu erwarten ist. Das hilft beim Kauf von Gebrauchtwagen.
Gleichzeitig können aber auch die aktuellen Fahrer von diesen Informationen profitieren. Schließlich ermöglicht die Twaice-Software auch sofortiges Feedback zur Fahr- und Nutzungsweise, die dann entsprechend angepasst werden kann, um die Lebensdauer der Akkus zu optimieren.
Somit bietet die Software gleich zwei enorme Vorteile.
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Akkus werden nachhaltiger, Gebrauchtwagenmarkt transparenter
Erstens können Fahrer selbst so die Lebensdauer ihrer Akkus verlängern. Damit lässt sich bares Geld sparen. Denn neue Akkus sind teuer.
Wenn der Akku länger hält, würde das wiederum die Nachhaltigkeit der Batterien verbessern, was ein wichtiger Schritt wäre, um die Akkus in Elektroautos klimafreundlicher zu machen.
Zweitens macht dies den Gebrauchtwagenmarkt für Elektroautos sehr viel transparenter. Denn es ist hier vor allem der Akku, der den Preis beeinflusst.
Kann man nun mit der Software von Twaice präzise Aussagen zum Akku-Zustand machen, gibt dies Verbrauchern verlässlichere Informationen. Händler wiederum können Preise präziser bestimmen und das Vertrauen ihrer Kunden durch mehr Transparenz gewinnen.
So ist es nicht verwunderlich, dass Twaice mit dem TÜV Rheinland zusammenarbeitet. Schließlich ist aufgrund der staatlichen Förderungen zu erwarten, dass nicht nur die Nachfrage nach E-Fahrzeugen steigt. In einigen Jahren bedeutet das auch, dass der Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos wächst.
Twaice-Software auch für Stromspeicher interessant
Die Software von Twaice wäre dafür ein sehr wertvolles Tool. Das zeigt sich auch im Umsatz. Twaice kann schon einen Millionenumsatz verzeichnen und konnte in einer Finanzierungsrunde beispielsweise elf Millionen Euro vom Risikokapitalgeber Creandum einsammeln.
Dabei hat sich das Start-up erst 2018 gegründet. Die beiden Gründer, Michael Baumann und Stephan Rohr arbeiteten davor an ihrer Promotion an der TU München. Ihr Thema: Zweitverwendung von Lithium-Ionen-Batteriezellen.
Daraus ergab sich die Entwicklung der KI-basierten Software und schließlich die Gründung von Twaice. Das Start-up beschäftigt schon jetzt 50 Ingenieure und Programmierer, die die Software konstant verbessern.
Denn bislang ist Twaice noch in einer Art Beta-Phase. Die Software fährt bei einigen ausgewählten Elektroauto-Modellen mit. Welche, will das Start-up aber nicht verraten. Für die eigene Arbeit nutzt das Unternehmen einen Tesla, den sich das Start-up eigens für seine Tests angeschafft hat.
Tatsächlich wäre die Technologie aber nicht nur für Elektrofahrzeuge interessant, sondern auch für Großspeicher, die schließlich ebenfalls Akkus zur Stromspeicherung nutzen.
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