Technologie

Was ist eigentlich aus Apples selbstfahrendem Auto geworden?

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Unsplash / zhang kaiyv
geschrieben von Marinela Potor

Lange war es ruhig um das Apple Car. Jetzt scheint etwas Bewegung ins fahrerlose Autoprojekt gekommen zu sein. Können wir damit bald Apples selbstfahrendes Auto erwarten? Ein Statusbericht.

Seit dem Projektstart im Jahr 2014 gibt es um Apples Bemühungen rund um selbstfahrende Autos immer wieder Gerüchte, Spekulationen und vor allem Personalwechsel, doch wenig Konkretes.

Doch jetzt hat Apple Car wieder kräftig am Personalrad gedreht und unter anderem mit Ulrich Kranz (ehemals BMW i3), Tim Cheng (ehemals Drive.ai) und Hans Lee (ehemals Freedom Robotics) einige namhafte AI- und Autoexperten ins Team geholt.


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Das zeigt nach einer langen Ruhephase: Es kommt wieder Bewegung rein bei Apple Car. Ein guter Anlass, um sich einmal genauer anzuschauen, wo Apples Projekt zum fahrerlosen Auto derzeit steht.

Großes Rätselraten um Apple Car

Dazu muss man vorab sagen: Bislang weiß wirklich keiner so genau, woran Apple Car wirklich arbeitet. Die Personalwechsel legen nahe, dass der Fokus immer wieder verändert wurde. Mal lag er eher auf Hardware und Design, mal eher auf Software und dann wieder auf Künstlicher Intelligenz (KI).

So spekulierte zum Beispiel das Wall Street Journal im Frühjahr 2021, dass Apple sich vor allem auf die Entwicklung von KI-Chips für fahrerlose Autos konzentriere. Apple könne demnach seine Expertise in diesem Bereich geltend machen, um Software zu verkaufen.

Nur ein Software-Projekt?

Das Software-as-a-Service-Modell könnte sicherlich lukrativ sein, wenn Autobauer sich dazu entscheiden die KI für ihre fahrerlosen Modelle einzukaufen, anstatt selbst zu entwickeln.

Theoretisch könnte Apple auch verschiedene smarte Chips für Entertainment-Systeme, für Assistenzsysteme und vieles mehr entwickeln und so jedem Autobauer ein passendes (Abo-)Paket verkaufen.

Doch viele bezweifeln, dass Apple Car sich allein auf die Software beschränken will. So gibt es in der Tat immer wieder Hinweise aus Insider-Kreisen, die darauf hindeuten, dass Apple auch an einem eigenen selbstfahrendem Auto arbeitet.

Apples Akku-Pläne

Die Nachrichtenagentur Reuters will etwa erfahren haben, dass Apple in Verhandlungen mit den Batterieentwicklern CATL und BYD steht. Offenbar wolle Apple eine eigene Akku-Produktion in den USA starten, bestätigten US-Regierungssprecher gegenüber Reuters.

Wenn es Pläne für Software und Akkus gibt, wäre es naheliegend, dass Apple an einem fahrerlosen Auto arbeitet.

Denn das Apple „lediglich“ Akkus und smarte Software ohne Fahrzeuge herausbringen will, wäre höchst unwahrscheinlich. Auch wenn das natürlich nicht ganz ausgeschlossen ist.

Und dann schwirrt seit Jahren auch das hochgeheime „Projekt Titan“ von Apple Car in der Luft.

Projekt Titan

Hierbei ging es angeblich ursprünglich darum, mithilfe von Volkswagen einen VW-Transporter mit Apple-Software und -Elektronik zu einer Kleinserie von Versuchsträgern umzubauen, wie das Manager Magazin berichtet.

Das Fahrzeug sollte elektrisch betrieben sein, Lenkrad und Fahrersitz aufweisen, aber schon mit Sensoren für autonomes Fahren ausgestattet sein.

Das war allerdings 2018. Dann wechselte Doug Field, der vorher an Teslas Model 3 mitgearbeitet hatte, ins Team von Apple Car und das Projekt Titan wurde plötzlich abgebrochen und es blieb lange sehr ruhig um Apples Auto-Bemühungen.

Das unkapputbare Auto

Seit einigen Monaten tauchen aber neben den Personalwechseln auch immer wieder neue Berichte auf, die behaupten, Apple stünde in Verhandlungen mit Autoherstellern und Zulieferern, bei denen es um Technologie für autonomes Fahren geht.

Das Manager Magazin will zudem von Ingenieuren und Insidern erfahren haben, dass Apple momentan an einem unkapputbaren Auto („a car that will not crash“) arbeite.

Jedes neue Gerücht führt zu einem Anstieg der Apple-Aktie, da viele offenbar große Hoffnungen in das Top-Technologie-Unternehmen setzen. Mit seinem Know-how, seiner Marktmacht und natürlich einem riesigen Budget traut man es Apple einfach zu, das Auto der Zukunft zu entwickeln.

Möglicherweise ist auch das genau das Problem von Apple Car.

Zu ehrgeizige Pläne für das iCar?

Tim Cook sagte in einer Rede im Januar 2021 zu den Apple-Car-Plänen: Der Maßstab dafür sei, ob man es bei Apple selbst nutzen würde. Für Apple sind das hohe Maßstäbe. Es ist daher gut möglich, dass Apple sich nicht mit irgendeinem Auto-Prototyp zufriedengeben will.

Wenn es ein Apple Car geben soll, dann muss das iCar so spektakulär sein wie das iPhone oder das MacBook. Eine Stufe darunter geht es nicht. Das lässt sich immerhin aus Aussagen von Insidern deuten, die über die hohen Ansprüche und den hohen Druck bei Apple Car berichten.

Viele sagen aber auch, dass Apple darum so wenig vorweisen könne, weil das Unternehmen wirklich Hilfe bei der Entwicklung eines hochwertigen iCars brauche. Doch für derartige Kooperationen sei das Unternehmen nicht wirklich offen, weil es keinem Außenseiter Einblicke in die Software geben wolle.

Doch ob Apple es wirklich ohne Hilfe schafft, ist fraglich. Zumindest wird es in einem kurzfristigen Zeitrahmen sehr schwierig. Das zeigt ein Blick auf die fahrerlosen Autos, die das Unternehmen bereits testet.

Apples Testflotte

Denn Apple hat durchaus bereits eine Testflotte auf der Straße. Dabei handelt es sich aber nicht um ein iCar, sondern vielmehr um rund 70 umgebaute SUVs von Lexus, die in Kalifornien und Arizona Testfahren ausführen.

2020 konnte Apple die Testfahrten im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppeln. Die mit Sensoren und Kameras ausgestatteten Fahrzeuge absolvierten insgesamt 18.805 Meilen (30.264 Kilometer).

Dabei mussten Fahrende etwa alle 233 Kilometer eingreifen. Das ist verhältnismäßig häufig. Auch wenn das eine positive Entwicklung zum Vorjahr ist. 2019 musste das Sicherheitspersonal hinterm Steuer alle 189 Kilometer eingreifen. Doch Spitzenwerte sind das auch nicht.

Starke Konkurrenz beim autonomen Fahren

Waymos „Disengagement-Zahl“, wie das Eingreifen offiziell genannt wird, lag nach dem offiziellen Disengagement Report der kalifornischen Verkehrsbehörde 2020 bei 47.911 Kilometern. Das heißt: So lange waren die Waymo-Fahrzeuge autonom unterwegs, ohne dass jemand eingreifen musste.

Darin sieht man auch, dass Apple ein weiteres großes Problem mit Apple Car hat: Die Konkurrenz fährt Apple bereits davon.

Hat Apple Car noch eine Chance?

Waymo hat beispielsweise bereits fahrerlose Taxis in den USA und Tesla dominiert zweifelsohne den Elektroauto-Markt – und überzeugt dabei sowohl mit dem Design als auch mit seinen smarten Assistenzsystemen. Und das sind genau die Bereiche, in denen Apple sich vermutlich ebenfalls etablieren möchte.

Abseits von Waymo und einigen autonomen ÖPNV-Projekten, die allerdings in geschützten Zonen agieren, hat bislang noch niemand ein wirklich fahrerloses Auto auf die Straße gebracht.

Auch haben sich viele Unternehmen wie Uber, die viele Marktbeobachter im Rennen ums fahrerlose Auto weit vorn gesehen haben, mittlerweile von ihren fahrerlosen Projekten abgewandt.

Wenn Apple geschickt Wissen einkauft, könnte es aber durchaus eine Chance haben, ein konkurrenzfähiges Fahrzeug auf die Straße zu bringen. Der Zeitplan wäre natürlich ambitioniert. Doch das hält ein Unternehmen wie Apple sicherlich nicht davon ab es zu versuchen.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.