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MLS & CSL: Ernsthafte Wettbewerber oder Operettenligen?

MLS & CSL: Ernsthafte Wettbewerber oder Operettenligen?
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geschrieben von Philipp Ostsieker

Zwei Ligen, ein Ziel: Fußball im eigenen Land auf ein Top-Niveau bringen. Wie unterscheiden sich die MLS und die CSL in ihrer Strategie?

Bastian Schweinsteiger ist gut in der Major League Soccer (MLS) angekommen. Soviel kann man nach den ersten Einsätzen und Erfolgserlebnissen schon sagen. Darüber freuen sich die deutschen und natürlich auch die amerikanischen Fans. Gepaart ist diese Freude ist in den USA dennoch mit etwas Skepsis. Das liegt nicht an “Schweini” selbst, sondern an den Angst der MLS-Fans vor einer neuen Operettenliga.

Wie haben sich MLS und CSL entwickelt?

Eine kurze Zeitreise: Im Jahr 1967 wurden in den USA zeitgleich zwei Fußball-Profiligen gegründet und 1968 zur North American Soccer League (NASL) zusammengeführt. Damals versuchten die Verantwortlichen, die Amerikaner über die Show zum Fußball zu missionieren. Das Experiment, vor allem auf Alt-Stars wie Pélé oder Franz Beckenbauer zu setzen, schlug 1984 fehl.


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Als Auflage für die WM 1994 musste eine neue Profiliga gegründet werden. Das Interesse ließ jedoch schnell nach. Der Erfolg des US-Teams bei der WM 2002 sorgte für ein Wiederaufleben des Fußballs. Seitdem verfolgt die MLS einen professionellen und nachhaltigen Ansatz.

„Professionalität vielleicht, Nachhaltigkeit eher nicht“ – das denken viele Fans, wenn sie an die Chinese Super League (CSL) denken. Die CSL wurde 2004 gegründet, nachdem die 1994 gegründete Chinese Jia-A League im Jahre 2003 eingestellt wurde. Und in den ersten Jahren flog die Liga tatsächlich unter dem Radar der Fußball-Welt.

Dann fingen die Klubs an, auch außerhalb Chinas nach Talenten zu schauen, etwa in Brasilien. Ein regelrechtes Wettbieten mit europäischen Klubs begann und die CSL-Klubs zahlten deutlich über den Marktpreisen.

Star Power oder Nachwuchsförderung?

Nach der Saison 2006 wurde die Designated Player Rule von der Liga eingeführt. Die “Beckham Rule” ermöglicht es jedem MLS Franchise, einen Spieler in den Kader aufzunehmen, der über der Gehaltsobergrenze liegt. Diese Regelung ermöglichte es der MLS, Spieler wie David Beckham, Thierry Henry, Kakà, David Villa, Andrea Pirlo oder zuletzt Bastian Schweinsteiger zu verpflichten.

Über die Hälfte aller Spieler kommt aus dem Ausland. Das Durchschnittsgehalt der MLS ist ungefähr auf einem Level mit der niederländischen Ehrendivision oder der zweitklassigen Football League Championship.

2016 gaben die Vereine der China Super League 451,3 Millionen US-Dollar für ausländische Fußballer aus, 2015 waren es noch 168 Millionen. Die Top-Stars der CSL: Oscar, Axel Witsel, Jackson Martinez oder Carlos Tévez.

In China sind allerdings nur 83 der 501 Spieler Ausländer. Denn die Regeln sind mittlerweile streng:

  1. Nur noch drei statt vier Ausländer dürfen pro Klub auf dem Platz stehen.
  2. Der Kader darf maximal fünf Ausländer beinhalten, einer davon muss aus Asien kommen.
  3. Außerdem müssen pro Klub immer ein Chinese unter 23 Jahren in der Startelf und ein unter 19-Jähriger im Kader stehen.

Der chinesische Top-Klub und Meister Guangzhou Evergrande gilt mit 3.000 Schülern und 50 Plätzen bereits als größte Fußballschule der Welt – unter den Fußball-Lehrern finden sich u.a. auch ein Dutzend Trainer von Real Madrid. Bis zum Jahr 2025 sollen landesweit 50.000 Fußballakademien entstehen. Die Meilensteine sind klar: endlich wieder für eine WM qualifizieren, eine WM ins eigene Land holen und natürlich Weltmeister werden.

Die Major League Soccer gab 2015 immerhin 40 Millionen Dollar für Nachwuchsförderung aus, 15 Millionen mehr als für Spielertransfers. Für die 22 Teams gibt es mittlerweile ein Akademie-System. Den Verantwortlichen ist also bewusst, dass sie nicht nur mit Stars eine Top-Liga aufbauen können.

Wie groß ist das Zuschauerinteresse?

2014 einigte sich die MLS mit FOX Sports auf einen Deal bis 2022. FOX Sports zahlt in diesem Zeitraum 720 Millionen Dollar. Weitere Partner sind ESPN und Univision Deportes.

In China wurden die TV-Rechte der CSL 2015 für fünf Jahre (2016 bis 2020) an das chinesische Unternehmen Ti’ao Dongli verkauft. Für den Zuschlag musste die Firma acht Milliarden Yuan (rund 1,25 Milliarden US-Dollar) investieren.

Beide Ligen haben zur Spitzengruppe aufgeschlossen. In der CSL lag der Schnitt 2016 bei 24.159 Zuschauern. Die MLS erreichte in den USA pro Spiel einen Wert von 21.692. Damit stehen beide mittlerweile besser da als die italienische Serie A (rund 20.000 in der laufenden Saison) und die Ligue 1 in Frankreich (ca. 20.000). Die Bundesliga ist weltweit die Nummer eins (ca. 41.000).

Für die MLS ist ohnehin der Vergleich zu anderen nordamerikanischen Sportligen spannender. Gemessen an den durchschnittlichen Zahlen pro Spiel ist die MLS die Nummer 3 hinter der NFL und MLB. Fußball hat sich also in dieser Statistik vor Basketball (NBA) und Eishockey (NHL) gesetzt. Der Vollständigkeit halber: In der MLS werden deutlich weniger Spiele bestritten. Bei der Gesamt-Zuschauerzahl steht “Soccer” an fünfter Stelle.

Wohin geht die Reise von MLS und CSL?

Zunächst: Was haben die beiden Ligen gemeinsam? Beide sind sehr ambitioniert und versuchen zu wachsen, allerdings jeweils auf ihre Art. Die MLS setzt auf langsames, aber gleichmäßiges Wachstum in einem sehr gesättigten Markt. Die Struktur ist für eine Fußball-Liga untypisch. Alle Verträge liegen in einer zentralistischen Struktur bei der MLS, und nicht den Teams. Die Liga ist demnach sehr homogen aufgestellt,

Das Wachstum der Chinese Super League steht nach wie vor im Kontext mit massiven Transferausgaben. Die Regierung hat bereits einige Klubs kritisiert, dass diese ihr “Geld verbrennen” würden. Ob etwa Carlos Tévez seine Ablösesumme von 70 Millionen Euro sowie sein Jahresgehalt von 40 Millionen Euro ansatzweise wieder einspielen kann? Wohl kaum. Ob sich Geduld und Nachhaltigkeit in China durchsetzen können? Fraglich. Ob die Regierung ihr Projekt unendlich lange unterstützt, ebenfalls.

Die große Aufmerksamkeit ist auf Seiten der CSL. Vermutlich wird der offensive Kurs erst einmal fortgesetzt. Statt der MLS will man sich viel lieber mit der Premier League messen.

Die MLS tut gut daran, sich auf ihre Stärken zu fokussieren. Einerseits sollte finanzielle Vernunft beibehalten, andererseits die jahrelange Jugendarbeit intensiviert werden.

Nicht zu vergessen: Auch die europäischen Klubs wollen mitmischen. So ist etwa der FC Bayern München sowohl in den USA als auch in China präsent. Karl-Heinz Rummenigge spricht von 136 Millionen Fans in China. Noch werden fleißig länderübergreifende Kooperationen geschlossen, die beiden Seiten helfen sollen. Mal sehen, wann die heimischen Klubs auf Besuche von Barca, ManU & Co. lieber verzichten möchten.

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Dieser Beitrag wurde zuerst auf spielmacherkonferenz.de veröffentlicht. matchplan mag ist Medienpartner von „Spielmacher – Die Fußball Business Konferenz“ am 30. Juni in Hamburg.

Über den Autor

Philipp Ostsieker

Philipp Ostsieker ist Medien- und Digitalmanager aus Hamburg. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als selbstständiger Digital Content Strategist schreibt Philipp für BASIC thinking die Kolumne „Matchplan“, in der er über den Tellerrand blickt und durch die innovativen Ideen der Sportbranche führt.

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