Spätestens seit den NSA-Leaks von Edward Snowden hat es auch der Letzte verstanden: Mithören und Mitschneiden jeglicher Kommunikation ist nicht nur möglich, es wird auch gemacht. Nicht nur Öffentliches kann eingesehen werden, auch Privates ist nicht mehr privat. Auf Regierungen sollte man sich da nicht verlassen, wie wir alle wissen.
Dort setzt der neue Messenger heml.is an, der jetzt um Startfinanzierung wirbt. Geplant ist, ein Kommunikationstool mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für iOS und Android zu entwickeln, das nicht nur funktioniert, sondern auch noch gut aussieht. Von den ersten Screenshots her fügt sich heml.is perfekt in das gängige App-Design ein: ein bisschen bunt, aber vor allem recht reduziert und geradlinig.
Alte Bekannte
Das Team hinter heml.is („hemlis“ heißt übrigens heimlich auf Schwedisch) besteht aus bekannten Köpfen: Eines der prominentesten Zugpferde ist dabei Peter Sunde, Mitbegründer von The Pirate Bay und Flattr. Ebenfalls an Bord sind zudem Leif Högberg und Linus Olsson – gleichermaßen bisher bei Flattr aktiv. Für die Startfinanzierung sind 100.000 Dollar anvisiert, über 40 Prozent sind davon aktuell bereits sicher. Und ein Abebben des Geldflusses ist nicht zu erkennen – im Gegenteil. Sollte der benötigte Betrag allerdings tatsächlich nicht erreicht werden, wollen die Schweden trotzdem versuchen, so viel wie möglich von heml.is zu vollenden oder als letzten Ausweg alle Gelder zurücküberweisen.
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Für Spenden ab 5 Dollar gibt es Unlock-Codes, mit denen man alle Features der App freischalten kann; ab 10 Dollar darf man Nutzernamen einrichten, bevor die App für alle zugänglich wird. Und wer 50 Dollar oder mehr investiert, darf seinen Namen sogar in der App bewundern. Wo wir gerade beim Geld sind: Heml.is wird übrigens nicht unbedingt kostenlos sein – je nachdem, wofür man den Messenger nutzen will, werden Gebühren fällig. So heißt es:
Wir finden, dass verschlüsseltes Messaging für alle zugänglich sein sollte. Aber da wir die App nicht mit Werbung oder dem Verkauf eurer Daten finanzieren, planen wir Gebühren für zusätzliche Features, wie dem Versand von Bildnachrichten etc.
Macht es!
Die Idee ist so sympathisch wie nachvollziehbar: Sicherheit ist normalerweise nur über komplexe Prozesse zu erlangen. Sichere Technik wird also nur dann wirklich benutzt, wenn sie nutzerfreundlich ist. Und um wirklich große Nutzerkreise zu erreichen, muss die Bedienung einfach gehalten sein, ohne manuelle Konfiguration oder andere langwierige Einrichtung.
Niemand soll bei privater Kommunikation mithören, sagen Sunde & Co. Sie bauen ihren Messenger mit bestehender, erprobter Technologie auf. Heml.is soll sich von WhatsApp und Co. zudem dadurch unterscheiden, dass alles in einer Hand liegt – von der Firmenstruktur bis zur endgültigen Software – und nicht der Profit im Vordergrund steht, sondern die Sicherheit. Klingt erst einmal nach hehren Zielen. Um den eigenen Anspruch zu unterstreichen, soll heml.is so programmiert werden, dass nicht einmal die Betreiber selbst mithören können.
Killerargument: Glaubwürdigkeit
Für den Fall, dass offiziellen Stellen dennoch einen Zugang zu den Daten einfordern, gibt man sich bereits jetzt betont kompromisslos:
Wir machen den Service eher dicht, bevor wir irgendjemanden reinlassen.
Kann man dem Getöse trauen? Wahrscheinlich schon. Denn aus dem Mund eines Peter Sunde dürfen diese Worte einfach als glaubhaft gelten. Und genau das ist neben der nötigen Anschubfinanzierung und einer funktionierenden Technologie wohl der wichtigste Aspekt bei einer schnellen Verbreitung von heml.is. Denn die Idee an sich ist nicht unbedingt neu.
Anwendungen wie etwa Wickr und iCrypt bieten ähnliches zumindest für iOS, sind aber bisher kaum verbreitet. Es gilt daher, schnell eine kritische Masse an Nutzern zu überzeugen und so einen neuen Standard zu setzen. Ob heml.is dieses Kunststück auch dann noch gelingt, wenn NSA, PRISM und Co. vielleicht längst aus den Schlagzeilen verschwunden sind, muss sich noch zeigen.
Auf jeden Fall ist es zu begrüßen, dass es Initiativen wie die von Sunde und seinen Kollegen gibt, und dass die Frage nach privater Kommunikation jetzt immer öfter gestellt wird.
Update, 11. Juli
Kaum berichten wir, explodieren die Spenden. Aber ernsthaft: Mittlerweile ist die 100.000-Dollar-Marke nicht nur erreicht, sondern bereits deutlich überschritten worden. Die App kann und wird also kommen. (Danke Sven für den Hinweis!)
Bild: Heml.is
Bleibt echt zu hoffen, dass die den Datenschutz tatsächlich ernst nehmen, zumindest ernster als Whatsapp. Wobei, eigentlich auch egal, mit PRISM ist eh alles lesbar 🙂
Bei diesem Thema würde ich gern Threema erwähnen. http://threema.ch/de/
Macht genau das selbe, nämlich End-zu-End-Verschlüsselung. Ist bereits für iOS und Android erhältlich und wird von einem Schweitzer Unternehmer entwickelt.
Wer gern mehr über die Hintergründe und Technik erfahren möchte sollte sich diese Podcast-Folge anhören:
http://monoxyd.de/20130118-die-wahrheit-017-threema-smartphone-messenger-mit-verschlusselung
Hier ist einer der Threema Entwickler zu gast und redet ausführlich über die App.
Versuchen Wickr kostenlos verschlüsselten Messaging für iPhone: http://bit.ly/12KRMtd
Wird am Ende halt ein Nischenprodukt. So wie App.Net eine Alternative zu Twitter werden wollte, so wie Messenger X, Y oder auch Z sich gegen Whatsapp positionieren wollten, so wie Diaspora gegen Facebook angehen wollte.
So unterstützenswert der Gedanke dahinter ist, so gut und nachvollziehbar die Idee ist, so werde ich am Ende wohl nicht einfach mit einem Freund von Zuhause schreiben können. Da er die App nicht hat. Kennt. Haben will.
Das ist zwar traurig, aber es ist nunmal die „Wahrheit“, die man akzeptieren muss.
Die Schweizer geben die Daten dann einfach unverschlüsselt auf Daten-CDs weiter. Darin ist man inzwischen geübt.
Selbst wenn die Daten auf irgendeine Weise weiter gegeben werden, so sind diese Verschlüsselt und müssten erst einmal geknackt werden.
Weiterhin speichert der Server die Nachrichten nur bis sie zugestellt wurden und löscht diese dann, bzw. wenn nicht zugestellt wird nach spätestens einer Woche.
Ich im Podcast wurde noch was wegen der Gesetzeslage in der Schweiz erwähnt. Ich weiß nicht mehr was genau das war, aber auf jeden Fall muss man dort irgendetwas nicht speichern, was in z.B. Deutschland Pflicht währe.
Es wird zeit;-)
Hat schon jemand mal kontalk ausprobiert, haben wohl einen ähnlichen Anspruch: http://kontalk.org/
Die Finanzierung ist durch, heute morgen um 9 waren es schon mehr als 100.000
Die Heml.is-Gründer haben sich ja in ihrem bisherigen Leben als Flattr-Vorstände nicht gerade mit Datenschutz-Ruhm bekleckert.
Datenschutz wird total überbewertet 😉
Keine Ahnung warum man für etwas was schon mehrfach existiert soviel Geld zusammen bekommt.
Und daneben schaffen wirkliche Neuentwicklungen nicht mal ein Bruchteil. Menschen muss man nicht verstehen….
zusatz:
https://www.xda-developers.com/android/heml-is-this-just-isnt-security