Seit zwei Jahren soll Hulu verkauft werden, nun könnte es tatsächlich bald so weit sein. Drei bindende Gebote von potentiellen Käufern sind inzwischen eingegangen – doch Yahoo fehlt, obwohl Marissa Mayer die Video-Plattform gerne im Portfolio gehabt hätte. Stattdessen buhlen nun DirecTV, AT&T gemeinsam mit der Chernin Group und das Investment-Konsortium Guggenheim Partners um das VoD-Portal.
DirecTV bot mehr als eine Milliarde Dollar
Favorit im Rennen um Hulu ist der DirecTV, der große amerikanische TV-Satellitenbetreiber, der in einer vorherigen Runde bereit war mehr als 1 Milliarde Dollar auf den Tisch zu legen. Dabei ist immer noch nicht ganz klar, was der endgültige Käufer für den Batzen Geld am Ende überhaupt bekommt. Auch ist derzeit nicht bekannt, in welchem Rahmen sich die jetzigen Übernahmegebote bewegen.
Denn Hulu schöpft seinen Wert vor allem aus den TV-Rechten der Eigentümer 21st Century Fox, Walt Disney und Comcast. Die Plattform, der Name und Infrastruktur selbst sind vielleicht nicht gänzlich wertlos, aber sicherlich keine hohen Millionenbeträge wert.
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Eigentümer wollen TV-Rechte beschränken
Inzwischen ist allerdings durchgesickert, dass die TV-Unternehmen wohl jeweils mindestens eine ihrer Top-5-Shows einer TV-Saison nur über das kostenpflichtige Hulu Plus vertreiben wollen. User, die nicht über einen Pay-TV-Zugang verfügen, sollen sogar erst 30 Tage nach der Ausstrahlung eine Serienfolge kostenlos und werbefinanziert sehen dürfen.
Darüber hinaus wollen die TV-Networks die Laufzeit der Senderechte ihrer Formate beschränken: Statt wie gefordert für 3-4 Jahre sollen die Rechte für Hulu Plus nur für zwei Jahre gelten. Für das kostenlose Anschauen sollen die Rechte fünf Jahre lang gelten – doch zweifelsohne leidet unter den Restriktionen die Attraktivität der Plattform.
Da der gesamte Bieter-Prozess hinter verschlossenen Türen stattfindet ist es äußerst schwer zu prognostizieren, wer tatsächlich den Zuschlag erhält. Doch was sind die Szenarien?
Bundling mit DirecTV oder AT&T?
Für DirecTV wäre Hulu vermutlich nur ein weiterer Vertriebskanal, um eine größere Reichweite zu erreichen. Der Anbieter könnte das Online-Portal mit seinem Satelliten-TV-Angebot bündeln und somit sich besser gegenüber Dish Network und der Cable-Konkurrenz positionieren. Dabei könnte es durchaus sein, dass Hulu nur noch für DirectTV-Kunden zugänglich ist oder diese deutlich bessere Konditionen als der gemeine Durchschnittsuser ohne DirecTV-Vertrag erhalten.
Sollte AT&T gemeinsam mit der Chernin Group den Zuschlag erhalten ist ähnliches denkbar. Der amerikanische Mobilfunkanbieter könnte Hulu mit seinen eigenen Services bündeln und somit weitere Kunden zu überzeugen, über AT&T zu telefonieren und zu surfen. Auch hier wäre unklar, was für Nicht-AT&T-Kunden übrig bleibt.
Lassen Guggenheim Partners Hulu am Leben?
Dritter im Bunde ist die Investorengruppe Guggenheim Partners, zu der auch KKR gehört. KKR wiederum ist Eigentümer der ProSiebenSat.1 Media AG, will die Sendergruppe aber über die Börse veräußern. Die Hoffnung, dass Hulu bei einer Übernahme durch KKR schnell nach Deutschland kommt, ist also unbegründet.
Ausgeschlossen ist das allerdings nicht, denn die Investoren würden Hulu höchstwahrscheinlich als eigenständige Plattform und Marke weiterführen und sicherlich auch mit der internationalen Expansion liebäugeln. Ob dann Deutschland ganz oben auf der Liste steht, ist wohl eher unwahrscheinlich, aber möglich ist es immerhin.
In den nächsten zwei Wochen soll das Geheimnis gelüftet werden, wer den Zuschlag erhält und was derjenige mit dem Video-Portal vorhat. Doch dass es so schnell geht, dachte man auch schon 2011 – insofern erst mal abwarten und Tee trinken.
Bild: Hulu