Wirtschaft

Best Practice: So fördert Würzburg Start-ups

Würzburg, Mainfranken, Gründen@Würzburg
Würzburg ist es gelungen, eine Start-up-Szene zu etablieren. (Foto: Pixabay.com / falco)
geschrieben von Carsten Lexa

Welche allgemeinen Bedingungen können Städte schaffen, um für Start-ups attraktiver zu werden? Damit habe ich mich ersten Teil dieser Mini-Serie beschäftigt. Im heutigen zweiten Teil erkläre ich aus der Praxis, welche Maßnahmen die Stadt Würzburg ergriffen hat und was andere Städte davon lernen können.

Damit sich eine florierende Start-up-Szene entwickeln kann, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Doch das alleine reicht nicht.

Die genannten Bedingungen sind natürlich „nice to have“. Aber durch ihr Vorhandensein wird keine Startup-Szene geschaffen. Sie sind vielmehr die Voraussetzung dafür, dass sich eine Start-up-Szene etablieren kann.


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Sie sind aber meiner Ansicht nach notwendig für eine lebenswerte Stadt – und eine solche ist natürlich auch ohne Start-up-Szene viel wert. Ich glaube, dass man nun noch bestimmte Trigger – also Auslöser braucht – damit eine Start-up-Szene entsteht.

Würzburg hatte das Glück, dass die Stadtverwaltung der Ansicht war, die einzelnen schon vorhandenen Angebote in Würzburg für Gründer auf einer Plattform zusammenzubringen. Das war der Startschuss für „Gründen@Würzburg“. Im Nachgang haben wir dann diverse Maßnahmen ergriffen, um die Start-up-Szene zu befeuern.

1. Regelmäßige Möglichkeiten, sich zu treffen

Wichtig war uns, dass die Gründer und Gründungswilligen Möglichkeiten erhalten, sich in einem ungezwungenen Umfeld zu treffen. Dabei sollte es eine Möglichkeit sein, die regelmäßig stattfindet. (An dieser Stelle ein riesiger Dank an Therese Gedda aus Schweden, die mir diesen Tipp 2015 auf der SME Assembly in Luxemburg gab.)

Es gab glücklicherweise in Würzburg schon eine Veranstaltung, die versucht hat, den Gründern einen regelmäßigen Treffpunkt zu bieten – den Gründerstammtisch. Die Veranstalter, Jan Wiesner und Markus Sommer, haben schnell erkannt, dass ihre Veranstaltung unter dem Dach von Gründen@Würzburg für alle Beteiligten einen Nutzen bringt.

Die Gründer bekommen eine Veranstaltung, die alle zwei Monate stattfindet und ihnen eine Möglichkeit für Treffen bietet. Gründen@Würzburg bekommt eine fertig organisierte Veranstaltungsmöglichkeit und die Initiatoren bekommen über Gründen@Würzburg mehr Reichweite für ihren Stammtisch.

Gut, dass hier niemand versucht hat, für sich einen größeren Vorteil zu erlangen. Zusammen bekamen alle Beteiligten größere Vorteile.

Im Laufe der Zeit kamen dann noch weitere Treffpunkte für Gründer hinzu. So veranstaltet die Vogel Communications Group regelmäßig die Social Media Business Lounge. Das ist eine Veranstaltungsreihe mit dem Schwerpunkt auf Social-Media-Aktivitäten. Diese findet seit 2017 in Kooperation mit Gründen@Würzburg statt.

Außerdem bieten mehrere Coworking-Spaces öffentliche Vortragsveranstaltungen und einmal im Jahr wird der Start-up-Preis von Gründen@Würzburg verliehen, der regelmäßig im Juni mehr als 150 Interessierte anzieht.

2. Ein Kennzeichen für die Würzburger Start-up-Szene

Auch an dieser Stelle gleich vorab noch einmal ein Riesendank an die schon oben genannte Theresa Gedda. Denn sie brachte mich auf die Idee, für Würzburg einen Hashtag zu kreieren, damit alle Postings und alle Artikel, die mit der Würzburger Gründerszene in Verbindung stehen, gekennzeichnet werden können.

Dabei sollte er griffig und auch ein bisschen „komisch“ sein, damit er im Gedächtnis bleibt. Meine Wahl fiel dabei auf #wuekannstartup. Inzwischen hat sich dieser Hashtag herumgesprochen und wird von immer mehr Akteuren der Würzburger Gründerszene verwendet.

Das war aber nicht alles. In einem demokratischen Prozess mit vielen Beteiligten wurde ziemlich schnell – schon Anfang 2015 – für Gründen@Würzburg ein Logo entworfen. Dieses Logo findet man ebenfalls auf allen Veranstaltungen und Events, die mit der Würzburger Gründerszene in Verbindung stehen.

3. Die Szene zeigen und weiterentwickeln

Schließlich ist es wichtig, einerseits die Gründer und die Gründerszene zu zeigen. Eine der ersten Ideen, die ich dazu entwickelt hatte, war die Videoserie „GründerTalk“.

In regelmäßigen Abständen führe ich Interviews mit Gründern, spreche über ihre Start-ups und die Herausforderungen, die sie meistern mussten. Inzwischen sind so schon über 80 Videos zusammengekommen und es geht immer weiter.

Die Stadt Würzburg gestaltete 2017 zum ersten Mal das „Gründermagazin Mainfranken“. Ebenfalls seit 2017 berichtet die Kommunikationsexpertin Rebecca Hümmer auf der Webseite www.gruenden.wuerzburg.de regelmäßig über die Aktivitäten der Würzburger Gründerszene berichtet.

Darüber hinaus hat es der Start-up-Preis geschafft, in der regionalen und überregionalen Presse viel Aufmerksamkeit auf die Würzburger Gründer und ihre Unternehmen zu lenken.

Auf der anderen Seite ist es meiner Meinung nach wichtig, sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen. Die Szene muss sich weiterentwickeln und muss auch weiterentwickelt werden.

Die Unterstützer von Gründen@Würzburg treffen sich dazu regelmäßig alle zwei Monate, um sich zu besprechen und neue Aktivitäten anzustoßen.

Insbesondere das IGZ Würzburg ist dabei zu nennen, deren Mitarbeiter sich insbesondere um die Organisation dieser Treffen und die Umsetzung der dort beschlossenen Maßnahmen kümmern. Ohne diese Organisation wäre die Entwicklung von Gründen@Würzburg sicher nicht so strukturiert verlaufen.

Ein vorläufiges Fazit

Kann man nun einfach die Bedingungen benennen, die vorherrschen müssen, um eine Start-up-Szene zu schaffen? Muss man einfach nur die entsprechenden Bedingungen schaffen, wenn sie nicht schon vorhanden sind, und die Szene etabliert sich? Meiner Ansicht nach geht das leider nicht so einfach.

Ich denke zwar, dass ich in der Lage bin, abstrakt viele der Bedingungen zu nennen, die erforderlich sind, damit überhaupt die Chance auf das Entstehen einer Start-up-Szene besteht. Ob die Entstehung dann aber letztendlich klappt, steht auf einem anderen Blatt Papier.

Letztendlich kann ich sagen, dass es insbesondere auf eine nicht unbedingt große, aber doch zumindest sehr engagierte Gruppe von Personen ankommt, die über einen längeren Zeitraum ein Ziel verfolgen – wie es in Würzburg mit der Schaffung von Gründen@Würzburg der Fall war.

Es kann sein, dass vielleicht nicht immer erkennbar ist, ob man Erfolg haben wird. Man darf allerdings nicht aufgeben, sondern muss am Ball bleiben. Und das ist ja dann schon wieder „Start-up-like“ …

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.