Wie erreicht man Software-Piraten, ohne mit der Keule zu schwingen? Greenheart Games wollte nicht den üblichen DRM-Weg gehen und entschied sich für eine andere Herangehensweise. Subtil und hintergründig spricht das Spiel in-game den Nutzer an, in einer Art und Weise, wie es nur eine Game-Entwicklungssimulation machen kann.
Nur knapp 7 Prozent zahlen
Nur Minuten, nachdem die offizielle Version von „Game Dev Tycoon“ verfügbar war, platzierten die Entwickler zusätzlich noch einen Torrent-Link zu einer gecrackten Version auf einer der größten Sharing-Seiten. Mit dem Ergebnis hatten selbst sie nicht gerechnet: Nach ein paar Minuten liefen bereits die ersten Downloads und nach kurzer Zeit war das Upload-Limit erreicht.
Nach einem Tag hatten 214 Nutzer das Spiel für 7,99 Dollar gekauft, 3.104 luden sich hingegen die gecrackte Version von Greenheart Games herunter. Oder anders ausgedrückt: Rund 93 Prozent der innerhalb eines Tages neu hinzu gekommenen Nutzer hatten „Game Dev Tycoon“ für lau abgegriffen. Um nachvollziehen zu können, welche Variante sich wie verbreitet, hatten die Entwickler zuvor sowohl die legale als auch illegale Version im Programmcode durch eindeutige IDs markiert.
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Selbstverschuldeter Bankrott
Aber wo liegt denn jetzt der Unterschied zwischen dem Original und dem Crack? Das ist eigentlich das Brillante und höchst Ironische an der ganzen Geschichte. Nach ein paar Stunden spielen, wenn man richtig drin ist und die eigene Firma wächst, erscheint eine völlig normal aussehende Meldung auf dem Bildschirm. Doch hier wird nicht etwa der Schwarzkopierer plump an sein böses Tun erinnert – die Botschaft ist viel subtiler:
Boss, es spielen zwar viele Leute unser Game, aber sie laden eine gecrackte Version runter anstatt es legal zu kaufen.
Wenn Spieler nicht die Games kaufen, die sie mögen, werden wir früher oder später pleite sein.
Und genau so läuft das Spiel auch weiter: Neue Spiele werden kopiert, die Firma macht immer weniger Umsatz und geht irgendwann bankrott.
Böse Schwarzkopierer machen meine Firma kaputt
Doch die Ironie hinter dieser Meldung scheint bei vielen Spielern nicht wirklich anzukommen. Patrick Klug, einer der Gründer und Programmierer von Greenheart, hat ein paar Reaktionen aus dem Netz in seinem Blog gesammelt – von Fragen nach Tips: „bla bla unser Game wurde kopiert und so weiter. Kann ich ein DRM erforschen? … Was mache ich jetzt?“ bis zu verzweifelten Hilferufen: „Warum gibt es so viele Leute, die Spiele kopieren? Das ruiniert mich!“
Als Gamer hätte er laut gelacht, schreibt Klug, aber als Entwickler, der ein Jahr lang an diesem Spiel gearbeitet und noch keinen Gewinn daraus bekommen hat, wollte er lieber weinen.
Die meisten Reaktionen von Spielern sind positiv, sowohl in Bezug auf die witzige Idee als auch das Signal an „Raubkopierer“ – aber die werden selbst wohl auch kaum ihren Unmut offen posten. Prinzipiell hat Klug sogar Verständnis für die Spieler der gecrackten Version: „Als ich jünger war, war es normal, illegal Spiele runterzuladen“, und er sieht durchaus ein, dass es Menschen gibt die die 7,99 Dollar nicht bezahlen können. Aber er hofft, dass sich die Filesharing-Freunde ein paar Gedanken machen:
Wenn ihr euch in ein paar Jahren wundert, warum es solche Spiele nicht mehr gibt, sondern nur noch Pay-to-Play-Games und Social Games, die euch das Geld aus der Tasche ziehen sollen, dann guckt mal in den Spiegel – da seht ihr den Grund.
Doch inwieweit sich der auf illegalen Wegen wandelnde Nutzer angesprochen fühlt, kann man nur spekulieren. Klug hofft, dass sie zumindest bei ein paar Leuten etwas bewegt haben.
Bild: Screenshot „Game Dev Tycoon“ / Greenheart Games
Wenn sich ein 13-jähriger Schüler eine gecrackte Version von einem E* Titel holt, der 60€ kostet und der Singleplayer in 6 Stunden durchgespielt ist, ist das zwar auch nicht richtig, aber man kann das zumindest vor sich selbst irgendwie innerlich rechtfertigen.
Aber bei der dauernden Empörung über DLC-Abzocke etc. dann zu sehen, dass ein Indie-Game ohne Onlinezwang oder sonstige Gängelei für 8USD zu über 90% gecracked bezogen wird … das hätte ich wirklich nicht für möglichgehalten, und da kann ich nur noch sagen, wir bekommen genau das was wir verdienen.
Ich sehe das genau so wie Christian,
wer nicht bereit ist, solch einen kleinen Betrag an eine Indie-Gameschmiede zu zahlen, soll sich nicht wundern, warum es bald keine guten Spiele mehr gibt.
Gerade bei digitalen Gütern fehlt oft der Bezug dazu, dass diese auch einen Wert haben. Im Geschäft ist es jedem bewusst, dass Diebstahl einen Schaden anrichtet, aber im Web ist dafür die Hemmschwelle viel geringer. Kein Wunder, dass die „Großen“ da auf DRM und Online-Zwang setzen, worüber sich dann wieder alle empören.
Wenn euch ein Spiel gefällt, dann entlohnt den Entwickler auch ordentlich (notfalls eben im Nachhinein)!
„Kein Wunder, dass die “Großen” da auf DRM und Online-Zwang setzen, worüber sich dann wieder alle empören.“
DRM, Microtransaktionen, one day DLC, Vorbestellerboni, drölf verschiedene Sammlereditionen, Onlinezwang, fehlende dedizierte Multiplayerserver, kein LAN-Support und dann darf ich 60€ Spiele mit 10h Kampagne nicht mal mehr verkaufen oder gucke bei MP-Spielen nach 2-3 Jahren in die Röhre, weil der Anbieter seine MP-Unterstützung beendet.
Ich bin doch nicht bekloppt und kaufe so etwas!
Mit Raubkopien hat all das nichts zu tun, hier geht es ausschließlich um das Auspressen der Kunden, zumal DRM-Spiele genauso im Netz stehen wie alles andere auch. Das die Kunden bereit sind für gute Spiele zu zahlen, sieht man z.B. an der Witcher Serie, die sich auch ohne Kopierschutz gut verkauft.
Früher habe ich viele Spiele gekauft, heute höchstens Gold-Versionen für 5-10€. Mehr sind so vernagelte Spiele nicht wert. Das scheinen immer mehr Kunden so zu sehen, EA trudelt gerade Richtung Grund, dafür boomen Kickstarterprojekte. Die Kunden sind bereit für Spiele zu zahlen, wenn sie fair behandelt werden.
Das so ein Spielchen im 64er Style nur ein paar Mal verkauft wird hat nicht unbedingt etwas mit der Torrent-Version zu tun…
Spiele wurden schon seit den C64 oder Amiga Zeiten gecrackt, nach der Logik dürfte es ja gar keine PC-Spiele mehr geben weil alle Herstellerfirmen längst Pleite sind.
Natürlich werden gerade bei Unbekannteren Spielen mehr gecrackte illegal gezogen als vielleicht legal gekauft, nur bleibt die Frage ob diese Spieler das Spiel auch wirklich gekauft hätten gäbe es keine illegale Version, einfach jede gezogene Illegale Kopie als ein entgangenen Umsatz anzusehen ist auch nicht Richtig.