„Jedes Datenpaket ist gleich“, lautet der Grundsatz der Netzneutralität. Als die Deutsche Telekom diese Woche versuchte, diesen Grundsatz mit Drosselpaketen und weiteren Späßen mit Füßen zu treten, trat die Netzgemeinde zurück und verhalf ihr zum zweifelhaften Ruhm eines deftigen Shitstorms bis hin zu der neuen Firmenbezeichnung „Drosselkom“. Doch ist es für wenige Nutzer wirklich greifbar, wie sich eine Drosselung auf 384 Kilobit anfühlt – die alten Zeiten der Anfänge sind schließlich schon etwas her. Zu diesem Zweck gibt es zwei Programme, die die Vorhaben der Telekom etwas anschaulicher machen.
Was passt noch durch meine Leitung?
Mit „Drossl„, einem Tool von OpenDataCity und M-Net, kann man sich seinen Telekom-Datentarif auswählen und sich so ausrechnen lassen, wie lange man mit den gegebenen Megabits auskommt, bevor die Telekom die Leitung drosselt. Wer also etwa den Tarif DSL 16000 hat, der kann mit seiner 16 Megabit-Leitung bei voller Nutzung mit einer „schnellen Zeit“ von etwa 10 Stunden und 40 Minuten rechnen – danach hat er die Grenze der 75 GB erreicht und surft langsamer auf nicht-Telekom-eigenen Diensten. Bei VDSL 200 surft man mit 200 Megabit und hat bis zur Drosselung (hier: ab 400 GB) nur noch knapp über viereinhalb Stunden Zeit. Zudem gibt Drossl noch weitere Informationen an, hier etwa zum VDSL 200-Paket:
Die tatsächliche durchschnittliche Geschwindigkeit Ihres Zugangs beträgt somit nur 1,619 Mbit/s. Sie können pro Monat maximal 520 GB übertragen (Ungedrosselt wären es 64204 GB). Die Drosselung schränkt Ihren Internetzugang in seiner wichtigsten Funktionalität ein (Datenübertragung) von 100% runter auf 0,2% und macht ihn damit funktional kaputt.
Wer Drossl auch auf seiner Website nutzen möchte, kann dies via Embed-Code tun und unter CC-BY 3.0 verwenden.
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Simulieren mit Charles
Das zweite Programm, um die Einschränkungen der Netzneutralität greifbarer zu machen, nennt sich Charles und ist eigentlich für die Analyse der Netzwerkverbindungen gedacht. Wie „CHIP“ in einer Bilderstrecke aber anschaulich erklärt, kann man Charles auch dazu nutzen, eine Drosselung auf 384 Kilobit pro Sekunde einzurichten und sich so mal an die Grenzen der Geduld zu bringen.
Ein kleiner Test ergab bei mir (DSL 3000) eine Ladezeit der Startseite von „BASIC thinking“ von etwa 2,2 Sekunden ohne Drosselung. Mit Drosselung komme ich hier schon auf eine Dauer von über 12 Sekunden – fast das Sechsfache. Bei „SPIEGEL ONLINE“ ergibt sich ein ähnliches Bild: Mit 6 Sekunden ohne Drosselung und 13 Sekunden mit Drosselung verdoppelt sich auch hier die Ladezeit. Mit meinem Telekompaket könnte ich laut Drossl übrigens 56 Stunden und 53 Minuten frei surfen – immerhin.
Unbehagliches Bauchkribbeln
Mit Charles und Drossel kann man sich die Drosselungspläne der Telekom wenigstens ein bisschen besser vorstellen. Für viele Nutzer dürfte mit ihnen erst klar werden, wie heftig die Einschnitte in der zukünftigen Mediennutzung sein könnten. Es macht sich ein unbehagliches und ungeduldiges Bauchkribbeln breit, wenn ich nur an die Zeiten der Internetanfänge denke. Daran, wie langsam alles mal war und daran, dass es jetzt eigentlich ganz anders sein könnte.
Es stehen harte Zeiten für die Netzneutralität bevor.
Ich kann den Shitstorm nciht nachvollziehen. Die meisten Leute, die sich an dem Shitstorm beteidigen, dürften überhaupt nicht davon betroffen sein.
Bei einem gängigen VDSL-Anschluss wird erst ab 200 GB „gedrosselt“. Welche Privatpersonen kommen da drüber? Viele, die jetzt laut schreien, dürften ncihtmal wissen, wie hoch ihr derzeitiger Verbrauch pro Monat überhaupt ist.
Und natürlich ist alles ein Mischkalkulation. Das bedeutet:
Fast alle normalen nutzer querfinanzieren den exorbitanten Traffic von einigen Ausnahme-Nutzern.
Kilobite? Soll das nicht byte oder bit heißen?
Stimmt – war ein e zuviel. Ist korrigiert. Danke! 🙂
@nyks:
der vdsl 200 kostet 70€ und ist nur in 7 Städten (Zentrum) verfügbar.
@mini er hat geschrieben, dass bei VDSL(50) erst ab 200GB gedrosselt wird.
Mein Problem bei der Drosselung ist, dass in meinem Wohngebit einfach nicht weiter ausgebaut wird und wir seit Jahren bei DSL 16000 stehen geblieben sind. VDSL50 mit 200 GB würde mir locker reichen. Dennoch unterstütze ich diese Drosselungspolitik auch nicht. Vor allem die Drosselung auf 384 Kilobites ist ein Witz!
In meiner Familie (3 Personen) wird im Monat zwischen 100 und 120GB Traffic verbraucht.
Der Bedarf für VDSL50 ist nur deshalb vorhanden, da Entertain die Leitung doch stark belastet.
@Nyks
Also ich habe heute einen Livestream von einem Fanfest geschaut. Dauer ca. 9h 1080p
Durchfluss: 33,56GB
So, jetzt sag mir wie du mit deinen 200GB auskommen willst!
Da ist nichts weiter dabei, lediglich der Livestream. Wenn man das mit DSL 16k schaut sind die 70GB natürlich in 2 Tagen alle.
Nur weil einige ihren Internetanschluss als Tageszeitung nutzen, bedeutet das nicht das alle anderen den selben „wenigen“ Traffic verbrauchen.
@Nyks
Also ich habe heute einen Livestream von einem Fanfest geschaut. Dauer ca. 9h 1080p
Durchfluss: 33,56GB
So, jetzt sag mir wie du mit deinen 200GB auskommen willst!
Da ist nichts weiter dabei, lediglich der Livestream. Wenn man das mit DSL 16k schaut sind die 70GB natürlich in 2 Tagen alle.
Nur weil einige ihren Internetanschluss als Tageszeitung nutzen, bedeutet das nicht das alle anderen den selben „wenigen“ Traffic verbrauchen.
… manche verstehen halt nyks.
Meine Frau arbeitet jeden Tag mit dem Internet und ist darauf angewiesen. Sie ruft als Bloggerin viele Seiten auf, recherchiert, vernetzt sich uswusf. Mit der Drosselung wird sie wahrscheinlich sehr schnell an das Maximum unseres Pakets kommen – und danach kann sie ihren Job nicht mehr wirklich ausüben. Ich finde das äußerst grenzwertig und wir werden wohl wechseln. Allerdings dürfte das ja auch nur eine Frage der Zeit sein, bis andere Anbieter nachziehen…
Naja, da hat sich die Telekom echt blöd angestellt bei der Kommunikation der ganzen Geschichte…Für die meisten User ist die Info nicht mal wirklich relevant, da die mit dem Volumen dicke auskommen werden. Die würden nicht mal merken, wenn die Telekom da was umstellt. Die Hardcore streamer trifft es natürlich hart…wenn ich oben lesen, dass Leute an einem Tag fast 40 GB an Traffic verursachen, ist das schon krass… 🙂
Naja, ist doch ne super Möglichkeit für Vodafone und Co an neue Kunden zu kommen…aber ob man diese Art der Kunden wirklich im eigenen Netz haben will? 😉
Wow, sehr guter Artikel. Bin gespannt, ob die Telekom da nochmal nachbessert. Allein die Idee ist in Zeiten von AlwaysOn Konsolen, Datenträgerlosen Spielen und Online Videotheken sehr suspekt.
Also manche Kommentare hier verstehe ich nicht…ich buche ja eine Flatrate (also einen Pauschaltarif) damit ich mir KEINE Gedanken machen muß, selbst wenn ich mein Nutzungsverhalten ändere.
Das hinterhältige an der Ankündigung ist ja das sie „erst“ 2016 zu Ausführung gelangt. Nachdem sich nun Youtube schön langsam mit HD-Videos füllt werden 2016 wohl die ersten UltraHD Videos drin stehen (4K). Selbst 200 GB sind „nichts“ wenn man bedenkt das alleine W7 rund 2 GB an Updates&Upgrades beim Neueinspielen herunterlädt, ich habe vor ein paar Tagen ein Upgrade auf Ubuntu 13.04 gemacht – 1,3 GB Downloadvolumen,das sind aber die fasst täglichen Updates der einzelnen Applikationen noch nicht eingerechnet, ein HD Film aus dem Netz (legal wohlgemerkt) 2- 4 GB und jetzt vielleicht noch in 3D oder in 4k Auflösung, ein klein wenig die Cloud genutzt, ein paar Webradios gehört, das neue W8 für Testzwecke heruntergeladen (4GB) und in der VM installiert etc…und schon ist die Leitung „tot“.
Überhaupt nehmen es die Telekom-Betriebe mit der Wahrheit nicht so genau VDSL 35 bedeutet (bei mir jedenfalls) in der Realität 2-3 MB/s, jaa ich weiß da steht was von bis zu im Vertrag, der Fiat Seicento schafft auch bis zu 12.000 km/h – bevor er in der Stratossphäre verglüht…..
Warum geht es also ? Es deutet sich ja schon in den Aussagen an, die Telekom möchte nicht mehr Infrastrukturanbieter sein sondern schielt neidisch auf die Gewinne der Inhalteanbieter, und möchte eben einen Kuchen davon haben. Deshalb sollen, Google, MS, Apple aber auch Maxdome&Co nicht nur für die Einspeisung ins Internet zahlen sondern auch noch mal vom Internet bis zum Endkunden; schon das was sich mit dem iPhone angekündigt hat zieht sich jetzt bis zum DSL-Anschluß durch ein „Walled Garden erverywhere“, ich muß mir also keine Sorgen machen wenn entsprechender Dienst einen Vertrag mit der T-Kom hat. Wie das ein Start Up oder z.B. eine unabhängiger Web-radio/TV Sender zahlen soll interessiert nicht.
Bin mal auf Internetbanking mit 384 kb/s gespannt („time out“ – sie wurden zur ihrer eigenen Sicherheit abgemeldet..)
Meiner Meinung nach hat die Bundesnetzagentur völlig versagt; die Netzneutralität gehört festgeschrieben, beim Internet handelt es sich um eine lebenswichtige Infrastruktur, hier muß sich das Gewinnbestreben eines Unternehmens bzw ein Handvoll Aktionäre dem Wohl der Gesellschaft unterordnen.
Warum die DB ihre Netze (Gleise) den Konkurrenten zum selben Preis überlassen muß wie ihrem eigenen Fuhrpark (ICE etc.) aber
die DT ihre eigenen Datenverkehr (Entertain, Telefonate) herausrechnen darf bleibt wohl ein Rätsel der Herrn aus der Bundesnetzagentur.
Wenn ich daran denke, wie lange es damals gedauert hat mit meinem 28 k Modem ein einziges Foto zu laden. Oder die Zeit mit ISDN, wo der Download mit Kazza fünf Minuten pro mp3 Datei gedauert hat. Fubar. Da wollen wir doch nicht wieder hin.
Aber ein Gutes könnte das ganze vielleicht haben, wenn ich in Zukunft keinen Werbeblocker mehr brauche, da es sich für Unternehmen nicht mehr lohnt Flash-Werbung einzusetzen. Es ist jetzt zwar etwas ofTopic, aber ein kleiner Hinweis an alle Webseitenbetreiber und Werbende: Ich verwende nur einen Werbeblocker, weil mich diese zappelige und blinkende Flash, bzw. animatedGifs, Werbung extrem stört. Gegen Werbung an sich habe ich nämlich nicht das geringste!!!
Leider sind auch brauchbare Alternativen zur Telecom Interntanbindung rar gesät.
Bei meiner Kabel Internetverbindung hab ich morgens 31.507 kbit/s und abends 9.557 kbit/s.
Was im Umkehrschluss bedeutet, dass ich abends keine HD Filme auf lovefilm schauen kann (da brauchst nämlich min. 12 kbit/s) morgens hingegen schon…
Also ich bin seit längerer Zeit bei KabelBW, wenn man nicht in einem Mehrfamilienhaus wohnt ist das kein Problem!
Ich wollte schon lange komplett weg von der Telekom, aber das D1 Netz ist einfach das Beste!
Aber wenn jetzt schon wieder so eine Unverschämtheit kommt…..
Wie viele Nutzer wissen wirklich wie viel Volumen Sie monatlich wirklich erzeugen?
Ich würde sagen das 2/3 null Ahnung haben und viele sich jetzt aufregen, aber in Wahrheit kaum jeher mehr wie 30 oder 40 GB haben.
Manche glaube das es schon reicht ein paar HD Videos bei You Tube zu schauen und schon sind die 75 GB voll.
Leider scheint aber auch die Telekom nicht bereit hier mal eine für alle Seiten gangbare Lösung zu suchen.
Dies wäre.
Zumindest die angedachte Drossel Geschwindigkeit zu überdenken.
Wenn es nach ausschöpfen der Grenze zumindest weiter mit ein DSL 6000er oder mindestens DSL 3000er Geschwindigkeit weitergehen würde, wäre alles halb so schlimm.
Dazu vielleicht nochmals überlegen ob die angedachten Grenzen z.B 75 GB bei ein 16 000er Anschluss wirklich noch zeitgemäß sind.
Dann noch ein paar klare Angaben zu die kommende Preisstruktur in wieweit Extra Pakete kosten werden.
Dann wüssten die Nutzer wo sie stehen und vieles würde sich wieder legen.
Die anderen Anbieter werden wohl aber ähnlich handeln. Entweder mit eine Volumen Grenze oder das, die Preise ein wenig nach oben gehen.
Wer glaubt das es hier noch billiger wird, der glaubt wohl auch noch daran, das Sprit demnächst nur noch 1 Euro an die Tanke kosten wird.