Der Begriff „Innovation“ ist in aller Munde. Unabhängig von der Branche geht es eigentlich „nur“ darum, Probleme zu lösen. Fest steht: Der eine „wahre“ Weg zur Innovation existiert dabei nicht. Viele Marktteilnehmer im Sportbusiness versuchen, im sich verändernden Markt dank neuer Innovationen weiterzuentwickeln. Dank welcher Ansätze können zum Beispiel Fußball-Klubs innovativ sein?
Allzu oft tun wir so, als ob es die eine Universal-Lösung gäbe, um innovativ zu sein. Wir schließen uns in eine Art von Strategie ein und sagen: „So innovieren wir.“
Wenn nun etwa Fußball-Klubs mit Hackathons oder Innovation Labs voran gehen, ist das super. Die Gefahr besteht darin, dass ein undurchdachter Ansatz zu einer Reihe von Lösungen führen kann, die nicht zu den eigentlichen Problemen passen.
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„Innovativ sein“ kann viele Formen annehmen, je nach dem, welche Ziele ein Unternehmen erreichen möchte. Auch im Sportbusiness kann es sinnvoll sein, ein Portfolio von Innovationsstrategien aufbauen, die auf bestimmte Aufgaben zugeschnitten sind.
Greg Satell hat eine Innovationsmatrix entwickelt, die Führungskräften hilft, die richtige Strategie zur Lösung eines Problems zu finden, indem sie zwei Fragen stellt:
- Wie gut können wir das Problem definieren?
- Wie gut können wir die Fähigkeiten definieren, die wir benötigen, um es zu lösen?
In diesem Beitrag versuche ich beispielhaft in der Matrix zu veorten, wie Fußball-Klubs innovativ sein können.
1. Nachhaltige Innovationen
- Definition des Problems: Klar.
- Definition der benötigten Fähigkeiten: Klar.
Die meisten Innovationen finden hier statt. Denn: Die meiste Zeit versuchen wir, das zu verbessern, was wir bereits tun.
Wir wollen bestehende Fähigkeiten in bestehenden Märkten verbessern. Dabei haben wir eine ziemlich klare Vorstellung davon, welche Probleme gelöst werden müssen und welche Kompetenzbereiche erforderlich sind, um sie zu lösen.
Im Fußball muss ein Klub die notwendigen Spieler beschaffen (1). Diese werden anschließend im Training (2) auf den sportlichen Wettkampf (3) vorbereitet. Diese Wettkämpfe müssen sowohl im Vorhinein (4), als auch während des Events (5) vermarktet werden, erklärt Ralf Leister von Fussballwirtschaft.de.
Fußball-Klubs konzentrieren sich also in erster Linie auf diese Wertschöpfung, um ihr Kerngeschäft rund um den Spieltag zu optimieren.
Grundsätzlich sind für diese Art von Problemen herkömmliche Strategien wie strategisches Roadmapping in der Regel effektiv. Methoden des Design Thinkings können ebenfalls enorm hilfreich sein, wenn sowohl das Problem als auch die zur Lösung notwendigen Fähigkeiten verstanden werden.
Lesetipp: Das Buch* „Creative Confidence: Unleashing the Creative Potential Within Us All“ von David Kelley.
2. Bahnbrechende Innovationen
- Definition des Problems: Klar.
- Definition der benötigten Fähigkeiten: Unklar.
Manchmal stoßen wir auf ein genau definiertes Problem, das aber unglaublich schwer zu lösen ist. In solchen Fällen sollten Fußball-Klubs auch unkonventionelle Kompetenzbereiche erforschen.
Ein einfaches Beispiel: die Zusammensetzung eines modernen Trainer- und Betreuerstabs. Fußball-Lehrer treffen nicht nur auf Athletik-Trainer und Ernährungsberater, sondern auch auf Mathematiker und Physiker.
Abseits des Platzes punkten speziell die Top-Klubs mit Hackathons. Prominente Beispiele sind Manchester City sowie der FC Bayern München.
220 ausgewählte Teilnehmer aus über 40 Ländern nahmen im Januar an den FC Bayern Hack Days teil. Dabei wurden etwa personalisierte Fan-Erlebnisse, Datenanalysen, Virtual Reality, Augmented Reality, globale Fan-Vernetzung oder innovative Services thematisiert.
Offene Innovationsstrategien können sehr effektiv sein. Sie helfen, aus einem eingefahrenen Denkmuster auszubrechen und das Problem mithilfe verschiedener Kompetenzbereiche zu lösen.
Lesetipp: Das Buch* „The Structure of Scientific Revolutions“ von Thomas Kuhn.
3. Disruptive Innovationen
- Definition des Problems: Unklar.
- Definition der benötigten Fähigkeiten: Klar.
Die FAZ schrieb schon 2015 zurecht: Am Begriff Disruption „können sich Manager besoffen reden.“ Die Beispiele sind zahlreich, das Verständnis uneinheitlich – also worum geht es wirklich?
Innovationen gelten als disruptiv, sobald sie die Erfolgsserie einer bereits bestehenden Technologie, eines bestehenden Produkts oder einer bestehenden Dienstleistung ersetzen oder diese vollständig vom Markt verdrängen.
Disruption beschreibt den Prozess eines Ressourcen-armen Unternehmens, große und etablierte Firmen herauszufordern.
Was kann das für einen Fußball-Klub bedeuten? Es geht vermutlich weniger um das sportliche Kerngeschäft als um den perspektivischen Kampf um mediale Aufmerksamkeit und Reichweite.
Klubs wie Eintracht Frankfurt oder der 1. FC Köln haben zuletzt Programme gestartet, um genau die Themen anzugehen, die nicht unbedingt Teil ihres Kerngeschäfts sind.
Speziell bei jüngeren Zielgruppen sowie im internationalen Vergleich, sehen sich Fußball-Klubs einer Vielzahl von neuen Wettbewerbern ausgesetzt.
Mit dem Regionalligisten Wattenscheid 09 könnte sich ein spannendes Beispiel entwickeln. Der strategische Partner HA²LO unterstützt den Klub bei der Entwicklung und Implementierung neuester Technologien.
Neben intelligenten Datenauswertungen für Spieler- und Spielanalysen gehören dazu auch das Talent-Scouting sowie die Initialisierung einer Kryptowährung und der zentrale Einsatz der Blockchain.
Gleichzeitig setzen die Partner stark auf das Thema E-Sports sowie den Aufbau eines Campus als Zukunftsraum für Digitalisierung und Innovation.
Disruptive Innovationen sind HBS-Professor Clayton Christensen zufolge meist am unteren Ende des Marktes und in neuen Märkten zu finden. Etablierten Produkten sind diese anfangs oft unterlegen.
Lesetipp: Das Buch* „The Innovator’s Dilemma“ von Clayton Christensen.
4. Grundlagenforschung
- Definition des Problems: Unklar.
- Definition der benötigten Fähigkeiten: Unklar.
Wegweisende Innovationen sind nie plötzlich einfach da. Sie beginnen immer mit der Entdeckung eines neuen Phänomens.
Große Unternehmen haben oft die Ressourcen, um in Labore zu investieren, um Grundlagenforschung zu betreiben. Andere ermutigen Forscher und Ingenieure, zu Konferenzen zu gehen und interne Seminare über das, was sie lernen, abzuhalten.
Google lädt rund 30 Spitzenforscher ein, ein Sabbatjahr im Unternehmen zu verbringen und finanziert jährlich 250 akademische Projekte. Wie aber können kleine und mittlere Unternehmen Zugang zu Spitzenforschung erhalten?
Ein spannendes Beispiel finden wir bei 1899 Hoffenheim. Der Klub möchte über die gegründete gGmbH mit dem Arbeitstitel „TSG Research Lab“ zu Forschungszwecken Gelder aus Töpfen der EU sowie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) beantragen.
Diese Gelder sollen die Forschungen für das TSG Research Lab mitfinanzieren. Geschäftsführer Peter Görlich spricht von Töpfen, die „teilweise Gelder in Höhe von bis zu 50 Millionen Euro“ vergeben.
Wie können Fußball-Klubs innovativ sein?
Es liegt auf der Hand, dass die Möglichkeit, Wissenschaftler auf dem neuesten Stand der Technik zu erreichen, einem Businessplan für die Zukunft helfen kann. Auch andere Ansätze wie Design Thinking oder Business Model Innovation können dazu beitragen, ein Unternehmen voranzutreiben.
Voraussetzung: Sie müssen im richtigen Kontext angewendet werden. Denn keine Lösung passt zu allen Problemen.
Wessen Innovationsstrategie nicht wie gewünscht wirkt, sollte überlegen, ob er oder sie sich auf einen einzigen Ansatz festgelegt hat. Es gibt immer neue Probleme zu lösen und wir müssen lernen, die Lösung anzuwenden, die am besten zu unserem aktuellen Problem passt.
Das gilt natürlich für alle Unternehmen, die innovativ sein möchten. Speziell Fußball-Klubs könnte aber die Gefahr drohen, die Ansätze von Wettbewerbern mittelmäßig zu adaptieren.
Die Innovationskultur in der Sportbranche hat es ohnehin noch schwer. Entsprechend stehen innovative Ansätze hier besonders unter Beobachtung.
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