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Augsburg: Sollten Senioren ihren Führerschein gegen Öffi-Tickets eintauschen?

Senioren tauschen Führerschein gegen Fahrkarten in Augsburg
Einer der ersten Senioren, die in Augsburg ihren Führerschein gegen ein Jahresabo tauschen. (v.l.n.r. Walter Casazza, Eva Weber und Werner Ewig. Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg
geschrieben von Marinela Potor

Senioren stellen ein besonderes Risiko beim Autofahren dar, sowohl für sich selbst als auch für andere. Deshalb hat sich die Stadt Augsburg etwas Besonderes überlegt. Im Tausch gegen ihren Führerschein bekommen ältere Menschen ein Gratis-Jahresticket für die Öffis. Ist das eine gute Idee?

Wie fahrtüchtig sind eigentlich ältere Menschen? So allgemein lässt sich das natürlich nicht beantworten.

Doch Statistiken der vergangenen Jahre zeigen zumindest eine Tendenz: Ab einem gewissen Alter sind Senioren am Steuer sowohl für sich selbst als auch für andere Verkehrsteilnehmer ein Risiko.


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Senioren fahren häufiger und länger Auto

Das Statistische Bundesamt sagt: Sind Autofahrer ab 64 Jahren an einem Unfall beteiligt, tragen sie in zwei von drei Fällen die Schuld. Ab 75 Jahren steigt diese Zahl nochmals an. Hier sind die Senioren am Steuer in drei von vier Fällen die Hauptverursacher bei einem Verkehrsunfall.

Andererseits ist es aber auch so, dass Menschen über 65 Jahren bei Verkehrsunfällen viel schwerer verletzt werden als jüngere.

Deshalb sagen viele: Es wäre sicherer für alle, wenn es weniger ältere Menschen hinterm Steuer gäbe. Ein verpflichtendes Gesetz gibt es in Deutschland dafür aber nicht – und wird es wohl in absehbarer Zeit auch nicht geben.

Tausche Führerschein gegen Öffi-Ticket

Genau darum hat sich die Stadt Augsburg etwas Besonderes überlegt. Sie machen Senioren ab 65 Jahren ein Angebot: Wenn sie ihren Führerschein endgültig abgeben, bekommen sie dafür ein Öffi-Jahresabo gratis.

Der Stadt ist es dabei wichtig, dass die Senioren ihren Führerschein freiwillig abgeben. Deshalb will sie Anreize dafür schaffen.

„Unser Ziel ist es, mit dieser Tauschaktion die Hemmschwelle bei den Betroffenen tatsächlich zu senken und den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr zu erleichtern“, sagte die Wirtschafts- und Finanzreferentin der Stadtwerke Augsburg Eva Weber.

Offenbar hat das geklappt. Direkt am ersten Tag der Initiative tauschten 15 Senioren ihren Führerschein gegen ein Jahresabo.

In diesem Jahr soll das Angebot für April und Mai sowie für Oktober und November gelten. Danach können Senioren ihren Führerschein nur noch im Oktober und November gegen das Öffi-Ticket eintauschen.

Die Kosten dafür – etwa 72.000 Euro – teilen sich die Stadt Augsburg und die Stadtwerke Augsburg.

In Düsseldorf rebellierten die Senioren

Augsburg folgt damit einem Modell, das schon andere Städte in Deutschland ausprobieren. In einigen Orten in Nordrhein-Westfalen gibt es zum Beispiel schon seit 2001 die Aktion „Mobil ohne Auto“, bei denen Senioren ihre Führerscheine gegen eine Gratis-Fahrkarte eintauschen können.

Die Reaktionen darauf sind zum Teil sehr unterschiedlich. Während es zum Beispiel in Dortmund keine nennenswerten Probleme gab, waren die Düsseldorfer Senioren empört. Die Stadt stampfte das Ganze daher schnell wieder ein.

Insgesamt scheint es in Deutschland schwierig zu sein, verpflichtende Fahrsicherheitskontrollen für die Generation 65+ einzuführen.

Viele Organisationen wie etwa der ADAC oder auch der Deutsche Verkehrssicherheitsrat bieten spezielle freiwillige Sicherheitskurse für ältere Autofahrer an. Allerdings sind es meist die Senioren, die ohnehin schon sehr sicher im Auto unterwegs sind, die diese Kurse mitmachen.

Könnte man das nicht gesetzlich verpflichtend machen? Davor sind Politiker bislang zurückgeschreckt.

Andere Ländern sind da weiter

Andere europäische Länder sind da schon weiter. In den meisten Ländern sind Pflichttests für Senioren am Steuer seit Jahren die Regel.

Übersicht Fahrsicherheitskontrollen Europa

Diese Länder haben Sicherheitstests für ältere Autofahrer. (Foto: Screenshot / WDR)

In Portugal zum Beispiel müssen Autofahrer ab 50 Jahren alle fünf Jahre einen solchen Test bestehen. Autofahrer ab 70 Jahren werden alle zwei Jahre zur Prüfung gebeten.

Generell wären regelmäßige Sicherheitstests sicherlich keine schlechte Idee – und zwar für alle Autofahrer.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.