Schweden ist wahrscheinlich eine der letzten Nationen, an die man beim Wort „Klimasünder“ denkt. Und dennoch formiert sich unter dem Hashtag #jagstannarpåmarken gerade eine Klima-Protestbewegung im Land. Wir erklären, was dahinter steckt.
Wenn es darum geht, CO2-Emissionen in privaten Haushalten zu senken, können wir von den Schweden sehr viel lernen. Nach einem Klimabericht des WWF haben schwedische Verbraucher in den vergangenen Jahrzehnten ihren direkten CO2-Ausstoß konstant reduziert.
Etwas anders sieht es dagegen beim Thema „Flugreisen“ aus. Nach einem Report der schwedischen Transportagentur stiegen die Zahlen im Flugverkehr in den vergangenen Jahren stetig an. Das betrifft sowohl Flüge im Inland als auch ins und aus dem Ausland.
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Genau das sehen immer mehr Schweden als Problem an und wollen dies mit öffentlichen Protesten unter dem Hashtag #jagstannarpåmarken ändern.
Was bedeutet #jagstannarpåmarken?
#jagstannarpåmarken heißt übersetzt in etwa „Ich bleibe auf dem Boden“ und ist die schwedische Version des englischen Hashtags #flyless, beziehunsweise #flyingless.
Dahinter steckt die Idee, dass Flugzeuge zu den größten Umweltsündern auf unserem Planeten gehören. Mit #flyingless setzen sich deshab immer mehr Menschen dafür ein, dass wir seltener fliegen und stattdessen zum Beispiel öfters Zug, Bus oder Rad fahren sollten.
Während #flyless weltweit noch ein Nischentrend ist, bildet sich in Schweden daraus gerade eine nationale Bewegung. Erst waren es ein paar Prominente, wie der Journalist Jens Liljestrand oder der schwedische Biathlet Björn Ferry und seine Ehefrau, die elffache Weltmeisterin im Armwrestling, Heidi Andersson.
Björn Ferry ging sogar so weit, dass er dies sogar als Bedingung für seine Arbeit als Kommentator beim öffentlich-rechtlichen Fernsehsender SVT aufstellte. Der Sender willigte ein. Seine Reisen zu Sportevents aus aller Welt (mindestens 13.000 Kilometer) wird Ferry nun mit der Bahn zurücklegen.
Angsteckt von diesen prominenten Vorbildern, kamen immer mehr Menschen in Schweden dazu, sich der Bewegung anzuschließen.
Das Engagement geht sogar so weit, dass die Schweden ein eigenes Wort für die öffentliche Scham für das klimafeindliche Fliegen erfunden haben: flygskam.
All das hat nun dazu geführt, dass die Nachfrage nach Nachtzügen in Schweden rasant gestiegen ist, wie die Taz berichtet. Das Interesse an Zugfahrten sei so hoch, dass die schwedische Bahn SJ ab Dezember neue Verbindungen und Strecken einführen werde und Interrail in diesem Jahr 50 Prozent mehr Fahrkarten in Schweden verkauft habe als im Vorjahr.
Der Trend breitet sich aus
Mittlerweile schwappte der Trend ins Nachbarland Finland, auch in Deutschland gibt es viele Anhänger und erste Reiseblogger haben ebenfalls damit begonnen, ihre eigenen Reisen als Teil dieser Bewegung zu promoten.
Doch abgesehen vom persönlichen Gefühl etwas Gutes fürs Klima zu tun und dem Hashtag-Aktivismus: Bringt der Protest wirklich etwas?
Möglicherweise ja. Denn die Anzahl der Fluggäste bei Inlandsflügen als auch bei Charterflügen ist in diesem Jahr in Schweden leicht zurückgegangen. Sollte sich dies so fortsetzen, könnte dies tatsächlich dazu führen, dass die Fluggesellschaften weniger Flüge anbieten und manche Strecken ganz einstellen.
Zum Weiterlesen
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