Nachtzüge sind ein Relikt aus Zeiten als Bahnfahren neben dem eigenen Auto noch die einzige Möglichkeit war, um weite Strecken zurückzulegen. Schlafwagen waren der Inbegriff für entspanntes Reisen. Doch in Zeiten von Billigfliegern, schnellen Zügen und Fernbussen scheint die Ära der Nachtzüge vorbei zu sein. Mit einer Ausnahme.
Die Österreichische Bundesbahnen (ÖBB) setzen beim Nachtzug auf Wachstum. Eisenbahnblogger Niki Schmölz erklärt, warum der „Nightjet“ der ÖBB so erfolgreich ist.
Die einen lieben ihn, die anderen verabscheuen ihn: den Nachtzug. Damals, als es noch keinen ICE und schon gar keinen Billigflieger gab, war der Zug die einzige Transportmöglichkeit für weite Strecken. Und weil 500 Kilometer Bummelzug auch damals nicht wirklich bequem klangen, gab es Nachtzüge.
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Lange Zeit führten fast alle großen Staatsbahnen Nachtzugverkehre quer durch Europa. In den letzten Jahren hielt jedoch einerseits der Billigflieger Einzug und auch der Tagverkehr auf der Schiene wurde immer schneller. Fast alle Zugbetreiber, von SBB, SNCF über Trenitalia bis hin zur Deutschen Bahn, haben sich weitgehend oder ganz aus dem Nachtverkehr zurückgezogen.
Alle? Nein! Die ÖBB setzen in Sachen Nachtzug als einer der wenigen Zugbetreiber in Europa auf Wachstum. Warum setzen die Österreicher auf Nachtzüge? Und warum kann sich gerade der ÖBB Nightjet durchsetzen?
Nachtzug 2.0
Die Österreichischen Bundesbahnen sind seit Jahrzehnten im Nachtzuggeschäft. Mit Zügen der heimischen Staatsbahn und durch Kooperationspartner der ÖBB konnte man von Wien aus mit dem Nachtzug schon immer viele Destinationen in ganz Europa erreichen.
In den letzten Jahren haben viele Bahnunternehmen ihre Nachtzüge eingestellt oder auf wenige Strecken reduziert. Auch die Deutsche Bahn AG hat sich 2016 endgültig aus dem Nachtreisezuggeschäft zurückgezogen.
Die Österreichischen Bundesbahnen haben ihre Chance gesehen und einige Nachtzuglinien der DB zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2016 übernommen. So wurden sie zum größten Nachtzuganbieter Europas und machten sich im Nachtreisesegment international einen Namen.
Mit dem Fahrplanwechsel wurde auch die neue Nachtzugmarke „Nightjet“ relaunched.
Dies war der Start einer Erfolgsstory und der Beginn eines Nachtzug-Booms.
Vom Transportmittel zum Erlebniszug
Mit der Übernahme ist es der ÖBB gelungen, einen großen Markt für sich zu gewinnen und Kundinnen und Kunden aus dem Heimatmarkt Österreich, ein größeres Netz innerhalb Europas bieten zu können.
Die ÖBB Nightjets fahren mittlerweile in Österreich, Deutschland, Schweiz und Italien. Gemeinsam mit Kooperationspartnern betreiben die Österreichischen Bundesbahnen Nachtzüge in Kroatien, Rumänien, Ungarn, Polen, der Slowakei, Slowenien und Tschechien.
Durch guten Service mit Begrüßungsdrink, Mineralwasser, À-la-carte-Frühstück mit freiem Refill von Heißgetränken, Haus zu Haus Gepäckservice und Fahrradmitnahme auf manchen Routen füllen sich die Nightjets auf allen Strecken.
Der Bordservice und das Bordpersonal werden übrigens von der Firma Newrest Wagon Lits übernommen. Sprich, diese Tätigkeiten hat die ÖBB ausgelagert.
Rosinenpickerei
Viele Unternehmen ziehen sich aus dem mäßig ertragreichen Nachtzuggeschäft zurück, die ÖBB gehen einen anderen Weg. Doch warum eigentlich wie können sie den Nachtzug, im Gegensatz zu der DB, profitabel betreiben?
Die Österreichischen Bundesbahnen zeigen, dass auch der Nachtzug wirtschaftlich Erfolg haben kann. Bernhard Rieder, Pressesprecher der ÖBB Holding, sagt im persönlichen Gespräch dazu: „Durch das Geschäft mit dem Nightjet kommen wir auf unsere Kosten und schreiben positive Zahlen. Reich werden wir dadurch jedoch nicht. Warum wir das Nightjet Produkt anbieten können, ist, weil wir relativ günstig produzieren können.“
Und weiter: „Unser Konzept ist ja, dass wir Linien in bestimmten Bereichen bündeln und dann neu zusammenstellen. Zum Beispiel, je ein Zugteil aus Düsseldorf und einer aus Hamburg werden in Nürnberg in zwei Züge zerlegt, wobei ein Zug nach Wien und einer nach Innsbruck fährt, mit jeweils einem Düsseldorfer und einem Hamburger Teil. So können wir sehr viele Verbindungen mit geringeren Kosten produzieren.“
Mit hoher Effizienz erwirtschaften die Österreicher also eine schwarze Null.
Hinzu kommt, dass die ÖBB nur die profitabelsten Strecken von der Deutschen Bahn übernommen haben. ÖBB Personenverkehrs AG Vorstand Dr. Valerie Hackl meinte dazu gegenüber der österreichischen Tageszeitung Standard: „Wir haben uns die Rosinen aus dem Nachtgeschäft der Deutschen Bahn herausgepickt, die in unser Netzwerk passen.“
Auch die Auslastung kann sich sehen lassen. Durch wirkungsvolles Marketing, guten Service und vernünftige Preise ist ein kleiner Nachtzug-Boom ausgebrochen.
Wirtschaftlich zwischen Sein und Nichtsein
Vom Start des neuen Nachtzugkonzepts im Dezember 2016 bis Mitte April 2017 haben die ÖBB 600.000 Tickets verkauft und lagen somit laut eigenen Angaben über der Planung. Der Nightjet war außerdem ein großer Treiber des Fahrgastrekords der ÖBB.
Auch neue Halte wurden gut angenommen, wie zum Beispiel in Rosenheim, wo man kurz nach Start über den Erwartungen lag.
Im Jahr 2017 haben die ÖBB übrigens 1,4 Millionen Tickets für den Nightjet verkauft.
Einen weiteren Vorteil des ÖBB Nachtzuges legt Klaus Garstenauer, Leiter Nah- und Regionalverkehr ÖBB, im Interview dar: „Der Nachtzug wird immer ein Nischenprodukt sein, das unter bestimmten Rahmenbedingungen existieren kann.
Im Fall Österreichs liegt das nicht zuletzt an unserer geografischen Lage, die von den europäischen Wirtschaftszentren (Norditalien, Schweiz, Ruhrgebiet, Hamburg) eine gute Nachtreise entfernt ist. Das sorgt für eine Grundauslastung, die gemeinsam mit dem Tourismus ein Nachtzugsystem darstellbar macht.“
Garstenauer räumt aber auch ein: „Wirtschaftlich wird der Nachtzug aber immer an der Grenze von Sein und Nichtsein unterwegs sein, das heißt sehr empfindlich gegen externe Effekte wie Steigerung der Trassenentgelte und dergleichen.“
Ob, wie von der Deutschen Bahn behauptet, der Nachtzug unrentabel oder sogar noch Schuldentreiber sei, ist aber nach wie vor stark zu bezweifeln.
DB hat Nachtzüge schlecht gerechnet
Joachim Holstein, ehemaliger Nachtzugbegleiter, Sprecher der Gewerkschaft und des Wirtschaftsausschusses, sowie oberster Nachtzugaktivist Europas, äußert sich dazu in einem Gespräch: „Uns hat immer erbost, wenn die DB von »nur 1 Prozent« Anteil der Nachtzüge am Fernverkehr gesprochen hat, denn sie hat hier nur Reisende in Schlaf- und Liegewagen gezählt und die über eine Million Reisenden in den Sitzwagen unterschlagen.
Die galten als »InterCity-Reisende« und wurden damit dem Tagverkehr zugerechnet – jedenfalls auf der Einnahmenseite. Die Ausgaben wurden natürlich dem Nachtzug reingedrückt. Die ÖBB waren ehrlich und haben auf die Frage, wie sie ihre Zahl von 17 Prozent Nachtzuganteil herleiten, gesagt: das ist Umsatz. [Anm. d. Red.: Inzwischen sind es rund 20 Prozent.]
Die DB hat sich aber nie hingestellt und gesagt: »Umsatz etwa 4 Prozent«. Also viel höher als die genannten 1 Prozent. Da haben die Betreiber ihr eigenes Produkt schlechtgeredet. Und trotzdem sind die Fahrgastzahlen in den DB-Nachtzügen noch bis zum Schluss gestiegen – einfach weil der Bedarf da ist.“
Die Medien haben dieses Thema bereits aufgegriffen und auch im Deutschen Bundestag ist diese Thematik keinesfalls unbekannt.
Die Bundesbahnen sprechen sich ebenfalls für den Nachtzug aus, weil sie sich mit dem Nightjet im internationalen Personenverkehr positionieren und somit auch Marktanteile gewinnen können.
Einige Brancheninsider meinen, dass es gerade unter diesem Aspekt wichtig sei, mit dem Nachtzug in die Offensive zu gehen. Denn die ÖBB sei im Personenverkehr nicht ganz so international aufgestellt, ganz im Gegensatz zur DB, die man mit ihrer Tochter Arriva in Europa immer wieder findet.
Futuristisches Design
Die ÖBB wollen den Nightjet fit für die Zukunft machen, mit Streckenausweitungen und neuem Wagenmaterial will man weiter wachsen.
Da die Schlaf- und Liegewagen der ÖBB und auch das von der DB übernommene Wagenmaterial in die Jahre gekommen sind und auch für weitere Strecken Wagen fehlen, investiert man hier.
Auf der Homepage der ÖBB liest man dazu: „Kunden für Bus und Bahn zu begeistern ist das klare Ziel der ÖBB. Damit das auch in den Nightjet Nachtreisezügen gelingt, haben die ÖBB ein international renommiertes Designstudio beauftragt, die nächste Generation an Schlaf- und Liegewagen für die Zeit ab 2020 zu entwickeln. Basis für das neue Design waren die Anforderungen und Bedürfnisse unserer Kunden: mehr Komfort und Privatsphäre, hochwertige, angenehme Materialien und eine optimale Ausnutzung des Raumangebotes.“
Wie kürzlich bekannt wurde, plant die ÖBB nun auch eine Ausweitung des Streckennetzes, sobald die neuen Garnituren kommen. Mit Ausweitungen im Jahr 2021 nach Skandinavien, die Benelux-Länder und/oder Frankreich kann man dann wirklich von einem Europanetz sprechen.
Wo das Nightjet-Netz wachsen wird, ist steht aber noch nicht fest, aber wir sind gespannt, wo es hingeht.
Wie kürzlich bekann wurde, wird es ab dem Fahrplanwechsel im Dezember eine neue tägliche Nightjet-Direktverbindung zwischen Wien und Berlin, über Breslau geben.
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Leider ist der Nightjet für uns absolut keine Option. Wir wollten eigenltich dieses Jahr mit Oma, Opa und den Kindern zu sechst nach Kroatien. Da Oma aber Flugangst hat wollten wir den Nachtzug nehmen. Aber zu sechst hin und zurück im Liegewagen im ANGEBOTSPREIS ein halbes Jahr vorher von München nach Rijeka für über 800 € ist absolut nicht vertretbar. Da bringt uns Condor für 200 € weniger in 10% der Zeit ans Ziel (mal den Klimagedanken ausgeklammert).