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Niemand außer Flixbus wagt sich an elektrische Fernbusse – warum?

Flixbus E-Bus Modell
Flixbus wagt das Experiment E-Bus (Grafik: Flixbus)
geschrieben von Marinela Potor

Die Mobilitätsbranche staunte nicht schlecht als Flixbus ankündigte: Wir starten im April erste Tests mit E-Bussen. Damit ist Flixbus der erste Fernbus-Anbieter der Welt, der sich an den Elektroantrieb wagt. Warum eigentlich?

Die Antwort darauf gab Flixbus-Mitgründer Daniel Kraus selbst vor gut einem Jahr im Mobility-Mag-Interview: „Aktuell gibt es noch keine Lösung, die für den Fernbusverkehr geeignet wäre.“ Mittlerweile scheint Flixbus eine solche Lösung gefunden zu haben. Doch auch diese zeigt: Von einer Elektrifizierung ist die Fernbus-Branche noch weit entfernt.

In Mini-Babyschritten zur Elektromobilität

In wenigen Wochen findet eine der größten Premieren der Elektromobilität statt: Der deutsche Fernbus-Anbieter Flixbus testet den E-Bus. Ab Ende April wird das Unternehmen zwei seiner Strecken mit Elektrobussen betreiben.

Das ist einmal die Strecke Paris und Amiens (Entfernung: etwa 150 Kilometer) in Frankreich. Ende April soll der Einsatz mit zwei E-Bussen hier beginnen. In Deutschland soll ab dem Frühsommer ein Elektrobus zwischen Mannheim und Frankfurt (etwa 85 Kilometer) fahren.

Zwei Strecken, drei Busse – es sind also Mini-Babyschritte, die Flixbus da in seinem E-Bus-Experiment geht.

Dieser zögerliche Ansatz hat aber nichts damit zu tun, dass Flixbus sich nicht mehr traut. Die Gründer haben immer wieder klar gemacht, dass sie ihre Busse auf Elektroantrieb umstellen wollen. Zum einen geht es dem Unternehmen darum, die grüne Philosophie auszuweiten. Zum anderen sind E-Busse der erste Schritt zu autonomen Fahrzeuge – ein Modell, das Flixbus durchaus schon im Blick hat.

Wenn das so ist, warum nur drei Busse, warum nur solch kurze Strecken und warum ist Flixbus aktuell das einzige Unternehmen, das dieses Experiment überhaupt wagt?

Es gibt keine passenden Busse

Ganz einfach: Es gibt bisher kaum geeignete Fahrzeuge. Wer eine Fahrt von Dortmund nach Mailand anbietet, braucht einen E-Bus mit entsprechender Reichweite.

Den gibt es aber bisher noch nicht. Zwar hat US-Start-up Proterra angeblich eine Strecke im E-Bus von 1.772 Kilometern mit einer einzigen Akkuladung zurückgelegt. Bestätigt hat dies aber nur das Unternehmen selbst. Auch wenn es stimmen sollte, dieser Bus ist noch weit von einer Serienreife.

Deutsche Anbieter haben auf dem Gebiet ebenfalls noch kein serientaugliches Modell auf den Markt gebracht. Daimler hat die Vorstellung seines E-Busses für Ende des Jahres angekündigt. Kein Wunder, dass Flixbus nach China blickt.

Flixbus setzt auf chinesische Anbieter

Hier ist man schon viel weiter als in Deutschland. Das Land setzt massiv auf den Ausbau von Elektrofahrzeugen. Ein Beispiel: Die chinesische Stadt Shenzhen (knapp 12 Millionen Einwohner) hat bereits 2017 seine gesamte Flotte auf E-Busse umgestellt – in einem Zeitraum von gerade einmal sechs Jahren.

So ist es nicht sonderlich überraschend, dass auch Flixbus seine zwei Elektrobusse in China eingekauft hat, wie das Unternehmen gegenüber Mobility Mag bestätigt. In Frankreich kommt das Modell Yutong ICe 12 zum Einsatz und in Deutschland das Modell BYD C9.

„Aktuell haben die E-Busse eine Reichweite von 200 Kilometer. Wir hoffen jedoch, dass sich diese Reichweite zeitnah durch die technologische Entwicklung bei den eingesetzten Batterien erhöhen wird“, sagt Flixbus-Sprecher David Krebs.

Hoher Bürokratieaufwand und fehlende Infrastruktur

Doch es sind nicht nur die Fahrzeuge, die die Einführung von E-Bussen für Flixbus erschwert haben. Zum einen fehlt in Deutschland die passende Infrastruktur, also Ladestationen entlang der geplanten Strecke.

Zum anderen ist Flixbus auf „regulatorische Hürden“ gestoßen, wie David Krebs es ausdrückt. Gemeint ist damit der bürokratische Aufwand, um die passende Infrastruktur aufzustellen.

Krebs ist jedoch optimistisch: „Wir freuen uns über die Offenheit gegenüber Elektromobilität der Städte, mit denen wir aktuell Gespräche führen für die geplante Verbindung zwischen Baden-Württemberg und Hessen. Dies ist besonders wichtig aufgrund der fehlenden Infrastruktur für E-Mobilität sowie die Stromversorgung der Ladestationen.“

Von einer „Mobilitätswende“, wie Flixbus es nennt, ist man damit weit entfernt – noch.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.