„Rückgrat des Fernverkehrs“: Mit dem Fahrplanwechsel hat die Deutsche Bahn nun die ersten ICE-4-Züge in Betrieb genommen. Insgesamt 119 Garnituren sollen bis 2023 auf die Gleise, sagt der Hersteller Siemens.
Mit dem am Sonntag in Kraft getretenen Fahrplanwechsel hat der neue ICE 4 nun den sogenannten Regelbetrieb aufgenommen. Zunächst, heißt es vom Hersteller Siemens, werden fünf Züge auf den Strecken Hamburg – München sowie Hamburg – Stuttgart unterwegs sein. Bis zum Sommer 2018 wachse die Flotte auf neun Züge.
Siemens liefert nach eigenen Angaben insgesamt 119 Züge bis zum Jahr 2023. Davon sollen 100 in zwölfteiliger und 19 in siebenteiliger Ausführung sein.
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Ziel: Fernverkehrsangebot ausbauen
Mit der ICE-4-Flotte will die Deutsche Bahn ihre ehrgeizigen Wachstumsziele erreichen. Die 2015 verabschiedete Fernverkehrsstrategie sieht vor, bis 2030 das Fernverkehrsangebot um 25 Prozent auszubauen. 50 Millionen zusätzliche Reisende will man jährlich hinzugewinnen. Der ICE 4, heißt es von Siemens, bilde hierfür das „Rückgrat des Fernverkehrs“.
Fahrradmitnahme begrenzt möglich
Birgit Bohle, Vorstandsvorsitzende der DB Fernverkehr AG, hält den ICE 4 für „das neue Flaggschiff des Fernverkehrs“. Er, sagt sie, setze ”Standards für unsere Fahrgäste“, und biete viel Stauraum für Gepäck sowie einen „eleganten Restaurantbereich“. Erstmals können im ICE auch Fahrräder mitgenommen werden. Acht Fahrradstellplätze im Endwagen sind reservierbar. Zudem sind Familienbereich und Kleinkindabteil neu gestaltet.
Der ICE 4 sei der bisher größte Zugauftrag in der fast 170-jährigen Unternehmensgeschichte von Siemens, sagt Sabrina Soussan, CEO der Division Mobility von Siemens. Man liege bei der Auftragsabwicklung „voll im Plan“, der Regelbetrieb sei nun pünktlich aufgenommen worden.
Die Triebzug-Konzeption des ICE 4 sei auf die größtmögliche Flexibilität ausgerichtet: Auf der Basis von fünf Wagentypen seien 24 Zugkonfigurationen möglich, die an den Platzbedarf, die Höchstgeschwindigkeit und das zu fahrende Streckenprofil angepasst werden könnten, wie es heißt.
Eine Voraussetzung für nahezu frei konfigurierbare Züge sei die Entwicklung eines Triebwagens, des sogenannten Powercars, der alle Antriebskomponenten in einem Wagen vereint. In diesen angetriebenen Wagen sind die wesentlichen Antriebs- und Stromversorgungskomponenten unterflur angeordnet.
Aus den Powercars, dem Servicewagen, Mittelwagen und den zwei Endwagen sowie dem Restaurantwagen lassen sich die Züge zusammenstellen. Ein 12-teiliger ICE 4 wird von sechs Powercars angetrieben, die eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h erreichen. Auf einer Länge von 346 Metern bietet der 12-teilige Zug 830 Sitzplätze.
Veränderliche Licht-Modi
Ein Beleuchtungskonzept mit tageszeitabhängiger LED-Lichtsteuerung schaffe in allen Wagen „eine Wohlfühlatmosphäre“, schwärmt Siemens. In den Morgenstunden gebe es „gedämmtes Licht“. Zum Sonnenaufgang wechsele es zu „warmem, aktivierendem Licht“, ehe es in die Tagesbeleuchtung schaltet. In den Abendstunden werde der Sonnenuntergang simuliert.
Eine neuartige Klimaanlage sorge dafür, dass Temperaturen von minus 25 bis plus 45 Grad Celsius geregelt werden könnten. Sie verfüge zudem über zwei redundante Kühlsysteme, die dafür sorgen, dass bei Ausfall eines Kühlkreises der andere weiterlaufen kann.
Die neuen Sitze haben angeblich verbesserte Kopfstützen. Die Rückenlehnen würden beim Verstellen nicht nach hinten gleiten, sondern in die Sitzschale – und stören den hinteren Sitznachbarn somit nicht. Jeder Sitzplatz der 1. Klasse verfügt zudem über eine eigene Steckdose und eine Leseleuchte.
Reservierungsanzeigen und Sitznummern sind gut sicht- und tastbar in die Kopfstützen der Sitze integriert. Die neuen Züge verfügen mit der Multiprovider-Technik zudem über die neueste WLAN-Technologie. Das System greift während der Fahrt auf die jeweils schnellsten Datennetze (LTE, 3G) zu und bündelt die Kapazitäten der Netzbetreiber, sodass höhere Datenvolumina verarbeitet werden. Dadurch würden die Reisenden eine schnellere und stabilere WLAN-Verbindung erhalten, heißt es von Siemens.
Die ICE-4-Flotte ist mit dem europäischen Zugkontrollsystem ETCS (European Train Control System) ausgestattet. Damit kann der Zug nun auch auf der Neubaustrecke Berlin – München eingesetzt werden.