Es gibt Elektroautos, Elektrofahrräder und die ersten E-Lastwagen sind auch schon auf unseren Straßen unterwegs. Doch wo sind die elektrischen Pick Up Trucks? Selbst im Land der Pick Ups, den USA, sucht man nach ihnen noch vergeblich. Warum eigentlich?
In Europa waren Pick Up Trucks, nach der Definition von Wikipedia „ein Pkw oder Geländewagen mit ebener, offener Ladefläche (Pritsche)” noch nie besonders beliebt. Es gibt den VW Amarok, in der DDR wurde der pickup-artige „Wartburg 353“ gebaut und auch Peugeot hatte noch einige Modelle im Angebot. Aktuell bauen aber fast ausschließlich japanische Hersteller Pick Ups für den europäischen Markt. Die Automodelle konnten sich bei uns nie wirklich durchsetzen. Kein Wunder, dass auch kein deutscher Autobauer offiziell an elektrischen Pick Up Trucks arbeitet, zumindest nicht für den hiesigen Markt. Doch auch im Land der Pick Ups, den USA, kann sich der elektrische Pritschenwagen noch nicht durchsetzen. Warum eigentlich?
Die Amis lieben Pick Ups – als Benziner
Dieser Frage ging vor Kurzem die Washington Post in einem Artikel nach und kam dabei auf einige interessante Erkenntnisse.
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Wer zunächst auf die jährlichen US-Statistiken zu den Autoverkäufen schaut, erkennt schnell: Die Amis lieben ihre Pick Up Trucks. Er steht für Freiheit und Bodenständigkeit und gehört zum nationalen Image wie Hot Dogs oder der Super Bowl.
Nicht nur auf dem Land, auch in der Stadt fahren die Amerikaner die Autos mit offener Ladefläche sehr gerne. 2016 ist der Verkauf von Pick Ups in den USA um 6 Prozent gestiegen. Klarer Anführer der Verkaufsstatistik ist dabei die Ford F-Series. Doch diese verkauften Wagen haben alle eins gemeinsam: Sie sind überwiegend Benziner, denn Diesel hatten in den USA auch schon vor dem Dieselskandal einen schlechten Ruf.
Doch während die Verkaufszahlen für Elektroautos in den USA rasant gestiegen sind – von Januar bis Mai 2017 wurden 46,2 Prozent mehr E-Fahrzeuge in den USA verkauft als im gleichen Vorjahreszeitraum – gilt dies nicht für Pick Ups.
Elektrische Pick Ups als Werkstation
Zumindest noch nicht. Denn verschiedene amerikanische Autohersteller, von Tesla über Workhorse bis Ford, haben für die kommenden Jahre elektrische Pick Up Trucks angekündigt. Eigentlich wären Pick Ups ideal für einen elektrischen Antrieb. Besitzer könnten ihre kleinen Lastwagen nämlich nicht nur als Fahrzeug, sondern auch als elektrische Arbeitsstation nutzen. Das Anschließen von elektrischen Werkzeugen, vom Bohrer bis zur Motorsäge, wäre somit selbst fernab jeglicher Zivilisation kein Problem mehr. Und natürlich könnte der Umstieg von den nicht gerade emissionsarmen Pick Ups die Umwelt stark entlasten, wie das Baker Institute for Public Policy der Rice University in einer aktuellen Studie nahelegt.
Was erstmal theoretisch gut klingt, ist in der Praxis jedoch komplizierter. Denn bei einem elektrischen Pick Up stellen sich ganz andere Fragen als bei einem kleinen elektrischen Stadtflitzer.
Reichweitenangst hoch zehn
Da ist, wie immer bei Elektroautos, die heikle Frage nach der Reichweite. „Das ist Reichweitenangst hoch zehn, weil du nun etwas abschleppst oder eine große Last trägst!“ So wird Steve Burns, der CEO von Workhorse in der Washington Post zitiert. Wenn sich Verbraucher also schon bei einem Kleinwagen Gedanken um die Reichweite machen, werden diese Sorgen bei Pick Ups noch multipliziert. Denn die Geländewagen sind natürlich vorwiegend dazu da, schwere Lasten zu transportieren. Je mehr Gewicht ein Elektroauto aber hat, desto mehr Batterieleistung braucht es – und desto mehr Reichweite büßt es ein.
Egal, ob man nun Werkzeuge für die Arbeit, Heuballen, die Fahrräder der Kinder oder Möbel für den Umzug transportiert: Pick Ups werden gekauft, weil sie mehr schleppen können. Wenn nun dieser Vorteil durch die geringere Reichweite wieder aufgehoben wird, haben Automobilkonzerne ein Verkaufsproblem.
Off-Road-Fahrten müssen sicher sein
Natürlich arbeiten die Autohersteller mit Hochdruck an Lösungen für dieses Problem. Tesla will angeblich noch in diesem Monat seine Version eines elektrischen Semi-LKWs vorstellen.
Doch es ist fraglich, ob Hersteller damit noch ein weiteres Problem der Pick Ups lösen können: Sichere Fahrten im Gelände. Gerade hier werden die Fahrzeuge natürlich besonders oft eingesetzt. Tesla hatte in der Vergangenheit Probleme mit der Haltbarkeit seines Unterbodens beim Model S – etwas, das auf unebenem Terrain natürlich noch verstärkt wird und damit bei der Bauweise besonders berücksichtigt werden muss, gerade wenn auf den Trucks noch schwere Lasten aufliegen. Denn niemand will irgendwo im nirgendwo mit seinem Wagen liegen bleiben.
Zu teuer?
Doch selbst wenn all diese Aspekte gelöst werden können, elektrische Pick Ups werden es erstmal schwer haben. Denn sie kosten immer noch mehr als vergleichbare Benziner. Langfristig könnten sie den Nutzern allerdings Geld sparen, sagen Experten. In einigen Städten und US-Bundesstaaten gibt es steuerliche Entlastungen beim Kauf eines Elektrofahrzeugs, und langfristig seien die Elektrofahrezuge sogar billiger, wie Forscher der Stanford University prognostizieren. Der langfristige Nutzen muss bei Verbrauchern aber erst ins Bewusstsein dringen, was oft schwieriger ist als den unmittelbaren finanziellen Vorteil zu sehen.
Und dann gibt es auch noch einige „kulturelle“ Gründe, die einen typischen Pick-Up-Fahrer vom Kauf eines elektrischen Fahrzeugs abhalten könnten, wie dieser Facebook-Nutzer anmerkt.
Tatsächlich wird es wohl noch ein bisschen dauern bis man solche E-Pickups tatsächlich mal auf der Strasse antrifft. Doch was diverse Hersteller hier planen scheint schon mal ein guter Anfang zu sein.
Workhorse: 80 km rein elektrisch und rund 500 km mit Ladehilfe eines Benziners.
Havelaar Bison: knapp 300 km
Tesla und Chevrolet: noch keine Angaben
Ford und GMC: Hybrid-Pickups
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