Wer ist eigentlich dieser Hyperloop und was will er von uns? Während die Riege der Tech-Begeisterten Elon Musk für sein Schnellröhren-Projekt entweder in den Himmel lobt oder verdammt, fragen sich viele von uns: Hyper…was? Für diejenigen unter euch, die keine promovierten Ingenieure sind und sich fragen, was Hyperloop genau ist, was es kann und warum alle darüber reden haben wir diesen Guide zusammengestellt.
Wenn sich Otto Normalverbraucher über einen Stau aufregt oder Bahnfahren nervig findet, schreibt er entweder einen wütenden Blogeintrag oder fliegt das nächste Mal stattdessen. Wenn Elon Musk sich über solche Dinge aufregt, erfindet er gleich den Transport neu.
So geschehen als er mit SpaceX den Mars besiedeln, mit einem Riesentunnel in den USA Staus vermeiden, mit Tesla das Auto der Zukunft und mit dem Hyperloop den ultimativen Zug bauen wollte. Doch was ist Hyperloop genau? Was bedeutet das Konzept für Pendler? Warum dieser Hype? Und was ist eigentlich mit Toiletten? Genau diese Fragen wollen wir mit unserem praktischen Hyperloop-Guide beantworten.
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Warum gibt es Hyperloop?
Es begab sich zu der Zeit, als Kalifornien einen Hochgeschwindigkeitszug zwischen Los Angeles und San Francisco ankündigte, den California High-Speed Rail. Elon Scrooge Musk regte sich furchtbar über das Konzept auf: zu teuer, zu unsicher zu langsam, zu NORMAL.
Und konterte kurze Zeit später mit seiner eigenen muskaesken (das sollte mittlerweile wirklich ein Wort sein!) Vision, dem Hyperloop.
Was ist Hyperloop?
Stellt euch vor, ihr sitzt gemütlich auf flauschigen Sesseln, schaut gerade die letzte Folge von House of Cards auf Netflix – während ihr dabei in der Luft schwebt und mit einer Geschwindigkeit von über 1000 Kilometern pro Stunde durch eine Röhre geschleudert werdet.
Okay, nochmal langsam: Flauschige Sessel, schweben, beinahe Schallgeschwindigkeit, Röhre. So wäre im Idealfall eine Fahrt im Hyperloop.
Wie genau soll das gehen?
Die Vision von Elon Musk sieht folgendermaßen aus: Zunächst wird eine lange Röhre gebaut, sagen wir mal von L.A. nach San Francisco, oder von Hamburg nach München. So ähnlich wie der Transrapid, nur eben innerhalb einer Röhre. Diese soll mit Stelzen befestigt werden, was angeblich die Beförderung auch erdbebensicher macht.
In dieser Röhre sollen nun Passagierkapseln mit jeweils 28 Sitzplätzen alle paar Minuten von A nach B befördert werden. Das Design der Kapseln ist dabei so ähnlich wie eine Flugkabine und Fahrgäste sitzen dabei in Zweierreihen.
Wie werden die Kapseln durch die Röhre bewegt?
Das System an sich wird durch Solarzellen außerhalb der Röhre betrieben.
Spannender ist aber die Frage nach den eigentlichen Kapseln, die mit über 1000 Kilometern pro Stunde vorangetrieben werden sollen. An der genauen Antwort tüfteln Ingenieure noch. Elon Musk spricht in seinem Entwurf davon, dass sich die Kapseln in „einem besonderen Umfeld“ befinden sollen.
Eine Möglichkeit wäre, die Kapseln innerhalb der Röhre auf einem Luftstrom schweben zu lassen. Stellt euch vor, wie ihr eine kleine Plastikschale dadurch schweben lassen könnt, dass ihr von unten mit einem Fön Luft darauf blast. Genau so sollen riesige Ventilatoren in der Röhre die Passagierkapseln zum Schweben bringen und sie vorwärts schieben.
Gleichzeitig soll in der Röhre ein Teilvakuum herrschen, in der die Luft derart komprimiert wird, dass in der Röhre kaum Luftwiderstand herrscht. Das ermöglicht es wiederum, die Kapseln mit einer sehr hohen Geschwindigkeit voranzutreiben.
Die zweite Variante ist: Ein Vakuum in der Röhre erzeugen und die Kapseln über elektromagnetische Motoren zu bewegen. Das scheint vielen eher machbar und ist daher aktuell die angestrebte Lösung.
Die Ideen hinter Hyperloop sind nicht neu, seit dem 18. Jahrhundert basteln Forscher, Erfinder und Ingenieure an der Idee eines Vakuumtunnels.
Das Konzept von Hyperloop in voller Länge findet ihr in Elon Musks Whitepaper dazu.
Wer baut Hyperloop?
Hyperloop ist so etwas wie das Linux der Mobilitätsbranche. Gleich mehrere Unternehmen arbeiten an dem Konzept, um so in einer Art Open-Source-Projekt in gemeinsamer Anstrengung den gigantischen Plan umsetzen zu können.
Allen voran steht Hyperloop One (vormals Hyperloop Technologies). Daneben gibt es auch Hyperloop Transportation Technologies, das sich aus einer Gruppe von mehr als 800 Ingenieuren und Forschern aus der ganzen Welt zusammensetzt. Auch das kanadische TransPod, genau so wie Arrivo, Hardt Global Mobility und Hyper Chariot sind an dem Projekt beteiligt.
Darüber hinaus beteiligten sich auch zahlreiche Teams, teilweise aus Universitäten, an der Hyperloop Pod Competition im Jahr 2015 / 2016. Das Team der TU München war dabei als Sieger hervorgegangen.
Ist das alles wirklich machbar?
Das kommt ein wenig darauf an, wen man fragt. Da es so einen Transport bisher nicht gibt, findet die Diskussion der Experten bisher noch vorwiegend auf theoretischer Ebene statt.
Mehrere Wissenschaftler haben Zweifel an der Technologie. John Hansman, ein Professor am MIT, sagte beispielsweise in einem Interview: „Das Konzept widerspricht keinen fundamentalen physischen Gesetzen, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Details funktionieren.“
Auch Markus Hecht, Leiter des Fachgebiets Schienenfahrzeuge von der Technischen Universität Berlin hält das Konzept für unrealistisch.
Ob Hyperloop wirklich funktioniert oder auch nicht, werden wir wahrscheinlich erst wissen, wenn es einen Prototyp gibt. Immerhin: Vor Kurzem hat Hyperloop den ersten vollen Systemtest erfolgreich absolviert.
Nehmen wir mal an, es gibt bald so einen superschnellen Vakuum-Zug. Was haben wir alle davon?
Wenn wir das Konzept für bare Münze nehmen, ist Hyperloop eine völlig neue Form des Transports.
Hyperloop wird schneller sein als alle Züge, die wir bisher kennen und uns sogar schneller voranbringen als ein Flugzeug (Überschallflugzeuge einmal ausgenommen). Hyperloop soll dabei auch noch bequemer und billiger sein als Fliegen.
Hinzu kommt, dass wir uns beim Hyperloop auch die Anfahrt zum Flughafen, das Einchecken und das Warten auf die Koffer sparen würden.
Eine Strecke von Hamburg nach München würde demnach rund 40 Minuten dauern, eine Reise von Berlin nach Köln lediglich eine halbe Stunde.
Das Pendeln würde damit ganz neue Dimensionen bekommen. Alle deutschen Städte wären damit nur noch einen Katzensprung voneinander entfernt. Mal ganz davon abgesehen, wie schnell wir von einem Land ins andere reisen könnten, wenn es internationale Strecken gäbe.
Schon wieder so ein Tunnelkonzept von Elon Musk: Warum ist er eigentlich so scharf auf Tunnel?
Das wissen wir leider auch nicht so genau, aber eine sehr (wagemutige) psychoanalytische Erklärung zum Thema „Männer und Tunnelmanie“ findet ihr hier. Wir sagen nur: Weibliche Berge und männliche Bohrer…
Wie bequem wird Hyperloop für Fahrgäste?
Nach der Vorstellung von Elon Musk: Sehr! Wir hätten gemütliche Sitze und könnten nebenher noch das In-Board Entertainmentsystem nutzen.
Viele Experten zweifeln aber genau das an. Nach aktuellen Grafiken seien die Sitzplätze sehr eng berechnet, und man kann während der Fahrt auch nicht aufstehen. 30 Minuten in einer engen fensterlosen (anders als in vielen Konzeptbildern dargestellt) Kapsel zu sitzen ist möglicherweise nicht jedermanns Vorstellung von einer bequemen Fahrt.
Mal eben aufs Klo gehen ist da auch nicht. Zumal es nach aktuellen Informationen wahrscheinlich auch gar keine Toiletten geben wird. Was für einen Erwachsenen vielleicht nicht angenehm, aber noch irgendwie auszuhalten ist, wäre für eine Reise mit Kindern eine riesige Herausforderung.
So schnell Hyperloop auch sein mag, wer nicht gerne eingesperrt auf engstem Raum im Dunkeln sitzt, zahlt vielleicht doch lieber etwas mehr, sitzt ein paar Stunden länger im Zug – hat dafür aber eine Aussicht und kann auch mal aufstehen und die Toilette benutzen.
Ab wann können wir im Hyperloop fahren – und wo?
Mehrere Länder haben bereits Interesse am Bau von Hyperloop signalisiert, darunter auch die Niederlande und Deutschland. Die erste Hyperloop-Strecke ist für das Jahr 2020 in Dubai geplant.
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[…] Hyperloop für Dummies (und Nicht-Ingenieure) […]