Was bedeutet Mobilität? In unserer Serie „10 Fragen an…“ sprechen wir genau darüber mit verschiedenen Experten der Branche. Diesmal im Gespräch: Brigitte Strathmann, Projektleiterin der Initiative „Mobil>e Zukunft“ der Stadt Osnabrück.
„Mobil>e Zukunft“ ist ein gemeinsames Mobilitätsprojekt der Stadt sowie der Stadtwerke Osnabrück. Das Ziel ist es, nachhaltige Mobilität für die Bürger zu schaffen. Wir haben mit der Projektleiterin der Stadt, Brigitte Strathmann, über dieses Vorhaben gesprochen – und dabei auch herausgefunden, wie sie es schafft, im Stau gelassen zu bleiben.
1. Wie würden Sie Mobilität beschreiben?
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Am liebsten intuitiv!
Ich bin ein Mensch, der sich gerne bewegt. Da ich eine Familie habe, bin ich natürlich auch viel unterwegs. Das Auto ist dabei für mich eher Mittel zum Zweck, mit dem ich zum Beispiel am besten zur Arbeit gelange – aber zu dem ich keine emotionale Bindung aufbaue. Das geschieht eher, wenn wir Zeit haben und als Familie Ausflüge unternehmen. Dann nehmen wir uns Zeit, diese auch zu genießen, und nutzen hierfür das Rad.
Ich möchte nicht viel darüber nachdenken, wie ich mobil bin. Die angebotene Mobilität sollte ebenso spontan sein wie ich. Das wäre super!
2. Was ist Ihr liebstes Transportmittel und warum?
Am liebsten fahre ich tatsächlich Fahrrad, denn hier sind alle Sinne auf Empfang gestellt. Ich bin tatsächlich im Binnenverkehr schneller unterwegs und habe immer frische Luft und schon etwas für die Fitness getan. Für meine täglichen Arbeitswege, und die liegen bei 160 Kilometer Entfernung, würde ich am liebsten Bahn fahren. Da kann ich die Verantwortung des Transports völlig an den Dienstleister ablegen, wenn ich meinen Zug erreicht habe. Es ist so, wie der Slogan der Deutschen Bahn sagt: „Die Zeit gehört mir“. Ich kann lesen, mich auf das Ziel vorbereiten oder auch einfach nur entspannen.
3. Sie sagen, „ich würde Bahn fahren“. Wie kommen Sie denn im Moment täglich zur Arbeit?
Da ich nicht in Osnabrück wohne, pendle ich. Und zwar mit dem Auto, da es kein attraktives, und damit meine ich zeitlich attraktives, Bahnangebot gibt.
4. Was machen Sie, wenn Sie im Stau stehen?
Ich versuche, mich nicht zu ärgern. Denn ich stehe nicht im Stau, ich bin der Stau. Wie viele andere zur selben Zeit habe ich mich entschieden, mit dem Auto zu fahren. Und dazu gehört nun einmal auch das Risiko, dass es nicht so vorangeht, wie ich es gerne hätte. Ich höre Musik, schaue mir die Landschaft an oder bereite mich auf kommende Dinge vor.
5. Sie sind Projektleiterin der Stadt Osnabrück des Projektes „Mobil>e Zukunft“. Allgemein gesagt geht es darum um nachhaltige Mobilität. Welche Probleme in Osnabrück wollen Sie damit konkret angehen?
Wir haben in einem vorbereitenden strategischen Prozess (das Ziel ist nur eines von insgesamt acht strategischen Stadtzielen) verschiedene Handlungsfelder definiert. Grob gesagt wären das die Stärkung des Radverkehrs und des ÖPNVs, die Förderung von elektromobilem Verkehr in der Stadt, die Entwicklung ganzheitlicher nachhaltiger Mobilitätskonzepte sowie die Stärkung der Nahmobilität.
Wir sind hier Pioniere. Lösungen für die spezifischen Herausforderungen in Osnabrück stehen dafür nicht im Lehrbuch. Das besondere und zielführende Moment ist hier, dass wir bei „Mobil>e Zukunft“ auf Augenhöhe die Stadtwerke Osnabrück AG als Kooperationspartner haben. Es geht darum vom „Planen“ ins „Handeln und Umsetzen“ zu kommen, denn Fachpläne gibt es genug.
Wenn Du etwas verändern willst, musst Du anfangen. Um eine Stadt lebenswert zu machen, muss man drei Dinge anpacken. Mobilität, Nachhaltigkeit und soziale Vielfalt.
— Jaime Lerner; Architekt und Bürgermeister der Mustermetropole Curitiba
6. Welche Maßnahmen haben Sie bisher in diese Richtung schon umgesetzt?
Das Projekt ist noch jung, aber die Maßnahmen, die zu ihm zählen, sind zum Teil schon sehr viel älter. So haben wir unter anderem Radspuren gesondert gekennzeichnet, Carsharing in Osnabrück etabliert, mit dem VOSpilot eine Mobilitätsapp gelauncht und sowohl bei Stadt als auch Stadtwerken Osnabrück elektrisch betriebene Fahrzeuge in den Fuhrpark integriert.
7. „Attraktivität für Bürger statt Autofreundlichkeit“ ist eine der Aussagen, die die Stadt im Zusammenhang mit dem Projekt “Mobil>e Zukunft” gemacht hat. Was haben Sie gegen Autos?
Gegen Autos habe ich rein gar nichts. Wer auf dem Land wohnt oder zum Beispiel in seinem Beruf viele Hausbesuche machen muss, der ist momentan noch auf einen PKW angewiesen. Uns geht es im Projekt darum, darüber nachzudenken, ob wirklich jede Fahrt, die mit dem Auto gemacht wird, notwendig ist.
Untersuchungen haben beispielsweise ergeben, dass jede zweite Autofahrt weniger als fünf Kilometer lang ist. Da sind Alternativen wie das Rad oder der Bus durchaus denkbar und umweltschonender. Aber auch die Frage, ob Osnabrück eine Stadt bleiben möchte, die jährlich mehr PKW je Haushalt verzeichnet, hinterfragen wir. Warum nicht das Zweitauto gegen ein Carsharing-Fahrzeug umtauschen?
8. Worin sehen Sie die größten Hürden zur Umsetzung eines solchen Mobilitätskonzepts in Ihrer Stadt?
Die größte Hürde sind die Gewohnheiten. Nichts ist schwieriger, als jahrelange Gewohnheiten zu durchbrechen. Beispiel Autofahren: Da fühlt sich der Fahrer wohl, ist in seinem eigenen Raum, hört seine eigene Musik, kann selbst spontan bestimmen, was er tut. Zumindest denkt er das.
Wie viel Zeit er mit der Parkplatzsuche und im Stau verliert, wie viel Wertverlust sein Fahrzeug hat, wie viel eine Fahrt wirklich kostet – das wird nicht reflektiert, da die Bindung an das Auto für viele immer noch emotional hoch ist. Hier wollen wir mit kleinen Beispielen zeigen, dass Alternativen nicht bedeuten, weniger Komfort zu haben – im Gegenteil.
9. In der Kinderbetreuung entstanden bei der Stadt Osnabrück zum Thema „Erfinde dein Zukunftsmobil“ viele Bilder der sehr jungen Generation dazu. Wie sieht die Generation von morgen denn den Transport der Zukunft?
So!
10. Und für Sie persönlich: Wie sieht Ihrer Meinung nach die Mobilität der Zukunft aus?
Unkompliziert, klimaneutral, zugänglich für jeden, just in time.
Vielen Dank für das Gespräch!
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