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„Was ich im Zug auf keinen Fall tue, ist Schlafen“

Tim Grams im Stellwerk (Bild: privat)
Tim Grams im Stellwerk (Bild: privat)
geschrieben von Ekki Kern

Im Netz ist er als „Der bloggende Bahner“ bekannt. Nach seiner Ausbildung zum Fahrdienstleiter arbeitet Tim Grams mittlerweile im Social-Media-Team des Personenverkehrs der Deutschen Bahn. Im Interview erzählt er Mobility Mag alle 14 Tage Spannendes aus der Bahn-Welt. Heute: Tims liebste Bahnstrecke und seine Lieblingsbeschäftigungen beim Bahnfahren.

Mobility Mag: Welche ist deine Lieblingsbahnstrecke, Tim?

Tim Grams: Ich kenne natürlich nicht alle Bahnstrecken in Deutschland und nenne deshalb gerne die, die ich täglich fahre: Hannover-Frankfurt/Main.

Was ist da das Besondere?

Obwohl die Strecke sehr viele Tunnel hat, hat sie echte Besonderheiten, zum Beispiel die Kasseler Berge. Wenn man mit dem ICE zwischen Kassel und Fulda aus dem Tunnel herausschießt, muss das von außen aussehen, als ob da eine Drohne fliegen würde. Im Idealfall geht in diesem Moment gerade die Sonne auf, wenn man den Blick runter ins Tal gleiten lässt. Und weil sie dann komplett über dem Tal liegt, hat man das Gefühl, man sei über den Wolken. Das ist dann oft der einzige Moment, an dem ich während der ganzen Fahrt aus dem Fenster schaue. Auf der neuen Strecke zwischen München und Berlin, die ja Ende des Jahres fertiggestellt wird, gibt es, glaube ich, ähnliche Täler, aber wohl keine, die so groß sind und sich so oft wiederholen wie auf meiner Stammstrecke. Das ist schon etwas ganz Besonderes, was ich da jeden Tag erlebe.

Das war die erste Nord-Süd-Schnellfahrstrecke des ICE, damals in den Neunzigerjahren…

Genau. Der ICE fährt da oft zwischen 250 und 280 Stundenkilometer schnell.

Mit welchem ICE-Typ bist du auf der Strecke meistens unterwegs?

Hannover-Frankfurt bzw. Hamburg-Frankfurt wird meistens noch mit dem ICE 1 befahren, der ja neulich 25 Jahre alt geworden ist. Ich hoffe, dass hier auch bald der neue ICE 4 zum Einsatz kommt.

Was tust du während deiner täglichen Zugfahrten?

Was ich im Zug wirklich auf keinen Fall tue, ist Schlafen. Das kann ich auch gar nicht. Wenn ich in der Bahn sitze, verspüre ich ständig den Drang, irgendetwas zu machen. Nicht, weil ich Druck hätte, sondern weil ich gerne im Zug arbeite. Ich nutze die Zeit und habe das Gefühl, ich kann zwei Sachen auf einmal machen: Zur Arbeit oder nach Hause fahren und gleichzeitig – im Gegensatz zu Autofahrern – mich auch noch sinnvoll beschäftigen. Ich klappe immer meinen Laptop auf und arbeite früh auf der Hin- und abends auf der Rückfahrt jeweils mindestens eine Stunde, also für die Hälfte meiner effektiven Reisezeit. Die Restzeit verbringe ich oft mit Podcast- oder Hörbuch-Hören, oder ich lerne Englisch.

Du hast neulich mal erzählt, dass du im Zug gerne meditierst. Wie kann man sich das vorstellen?

Das mache ich morgens immer, kurz bevor der Zug in Fulda ist, so gegen 8:25 Uhr. Das ist mittlerweile zur Routine geworden. Dann schalte ich meine Meditations-App ein und setze meine Noice-Cancelling-Kopfhörer auf. Das ist, glaube ich, am Tag die einzige Zeit, zu der ich mal nicht online bin. Auch wenn es am Ende nur zehn Minuten sind, entspannt mich das enorm. Ich habe mittlerweile schon fast 300 Meditationen hinter mir und habe schon nach den ersten Hundert gemerkt, dass das etwas bringt. Ich werde ruhiger und konzentrierter. Das glaubt man nicht, es ist aber tatsächlich so.

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Über den Autor

Ekki Kern

Ekki ist Medienjournalist und probiert Technologien gerne aus, entdeckt dabei aber nicht selten die Vorzüge des Analogen. Diskutieren über das alles kann man mit ihm ganz hervorragend, für die Zeitung schreibt er über Medien und Verbraucherthemen, privat für seinen Watchblog Radiowatcher.

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