Gestatten, ich bin Theresa Lachner und ich schreibe über Sex! Wer sich so vorstellt, wird entweder mit offenem Mund angestarrt oder mit Fragen überhäuft – oder beides. Wer ist also diese Frau, die in der digitalen Nomadenszene bekannt ist wie ein bunter Hund und dennoch ganz anders ist?
„Ich bin kein Herdentier“
Ich erwische Theresa Lachner an einem Freitag Nachmittag über Skype. Sie sitzt gerade auf Elba, wo vor gut 200 Jahren Napoleon ins Exil verschoben wurde. Genau das Abgeschottete hat auch sie auf diese Insel gezogen. Sie möchte sich hier, bei wackeligem bis schlechtem Internet, voll und ganz auf´s Schreiben konzentrieren. Offline-Detox nennt Lachner das.
Moment mal! Keine thailändische Insel? Kein Coworking Space? Keine Workation? Auch wenn Theresa Lachner seit Jahren als digitale Nomadin lebt und arbeitet, so richtig ins Raster passt sie nicht. Will sie auch nicht! „Ich bin einfach kein Herdentier,“ sagt sie. Dennoch ist sie in der Gemeinschaft der digitalen Nomaden bestens bekannt: Sie war schon auf mehreren DNX-Konferenzen zu Gast, sie ist auf der Nomadcruise mitgefahren, sie schrieb für die Stilnomaden und sie kann es auch nicht lassen, mal frech oder gerne auch mal satirisch über digitale Nomaden zu schreiben. Dass sie dabei aneckt, ist ihr relativ egal. Lachner macht einfach ihr Ding – und steht dazu.
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Sex ist ihr Ding
So war es auch schon immer „ihr Ding“ über Sex zu schreiben, seit ihrem ersten Artikel bei einem erotischen Kulturmagazin. Es war aber auch ihr Ding zu reisen und andere Kulturen kennenzulernen. So landete sie nach ihrem Studium in einem Lektorat in Saigon. „Da wurde mir aber sehr schnell klar, dass ich diesen Job nicht ausstehen kann,“ erinnert sich Lachner. Die immer gleiche Routine, der dröge Arbeitsrhythmus, das wenige Geld. „Irgendwann ging mir dann auf, dass ich mit einem Artikel bei der Cosmopolitan genau so viel Geld verdienen konnte wie in einem Monat in meiner festen Anstellung – und in Vietnam davon sehr gut leben konnte. Später habe ich gelernt, dass sich das Geoarbitrage nennt.“ Diese Erkenntnis ist etwa vier Jahre her. Seitdem ist Lachner digitale Nomadin ohne festen Wohnsitz und verdient als freie Journalistin ihr Geld.
Seit April 2015 betreibt sie darüber hinaus in echter Digitalnomaden-Manier ihren eigenen Blog, Lvstprinzip. Es war sogar Tim Chimoy, ein bekannter digitaler Nomade, der Lachner zu diesem Schritt ermutigte. „Als ich Tim im Dezember 2014 in Saigon kennenlernte und er zu mir sagte, ich solle einfach meinen eigenen Sexblog betreiben, hatte ich keinen guten Grund das nicht zu tun.“
Zu diesem Zeitpunkt hatte sie es einfach satt, typische Sex-Artikel à la „Pornostars verraten ihre besten Tricks“ für Frauenzeitschriften und Hochglanzmagazine zu schreiben. Darin gehe es ständig nur darum, Frauen Tipps zu geben, wie sie sich beim Sex verbessern können, klagt Lachner. Sie nennt es die „Verbesserungsmaschinerie“. Das war ihr zu einseitig. „Ich wollte nicht mehr ÜBER Sex, sondern MIT ihm schreiben,“ sagt Lachner. Sex als Gespräch. Sex als Diskurs. Sex als Spiegel unserer Gesellschaft. „Sex ist einfach ein Grundbedürfnis und auch etwas Essentielles. Ohne Sex wäre schließlich keiner von uns hier.“
Schnitzel statt Blowjob
Doch natürlich ist Sex nicht gleich Sex. Sex ist nicht nur ein Akt, sondern auch ein kulturelles Konstrukt. Eine Hülle, in die wir das packen können, was wir wollen – oder eben nicht. Sex kann also Schmuddelbildchen, Blitz Illu und YouPorn sein, Sex kann aber auch traurig oder lustig sein, uns nachdenklich, wütend oder glücklich machen. Genau um diese Nuancen geht es Lachner: „Wir können nicht einfach Sex oder Porno an sich verurteilen. Das wäre ja so, als würde man Helene Fischer nicht mögen und daraufhin beschließen, Musik an sich sei schrecklich.“ Wie genau sieht Lachner aber Sex? Welche Facetten sind ihr wichtig? Auf ihrem Blog finden sich zum Beispiel Artikel wie BH-Aha-Momente oder Schnitzel oder Blowjob? Um Artikel über Parkplatzsex oder den 10.000 Blowjob-Guide macht sie dagegen einen riesigen Bogen. Sie hat ja schließlich auch noch einen journalistischen Anspruch!
Alle Ratschläge ignoriert, alles richtig gemacht
Dabei wäre es so einfach, mit genau diesen Themen sehr viel Geld zu verdienen. Theresa Lachner ist in der Situation, von der andere Blogger nur träumen können: Die Sponsoren und Werbepartner kommen in Scharen auf sie zu. Ganz klar, Sex sells! Doch Lachner wäre nicht Lachner, wenn sie nicht sämtliche Tipps aus ihren Mastermind-Gruppen und alle Guidelines zur Blog-Monetarisierung über Bord geworfen hätte. „Marketing schreckt mich ab,“ lacht sie, „ich habe deshalb auch nie eine Zielgruppenanalyse gemacht und auch sonst so ziemlich alles ignoriert, wozu man neuen Bloggern so rät. Ich habe stattdessen einfach das gemacht, was sich gut angefühlt hat. Mein Blog ist ein tägliches learning by doing.“
Erfolgsrezept Eigenwilligkeit
Da ist sie wieder. Lachners Eigenwilligkeit und ihr Mut, einfach mal was Neues zu probieren. Genau das scheint für sie das richtige Erfolgsrezept zu sein: Lvstprinzip ist mit 65.000 Besuchern pro Monat einer der erfolgreichsten Sexblogs im deutschsprachigen Raum – und übrigens bei Männern genau so beliebt wie bei Frauen.
Lachner hat sogar immer wieder männliche Gastautoren auf ihrer Seite, was sie besonders freut: „Viele denken ja immer, Männer seien Neandertaler, wenn es um Sex geht. Das ist natürlich Unsinn! Es ist ja nicht so, als seien Männern nicht unter Druck, wenn es um Sex geht. Es gibt immer noch die Annahme, dass Männer immer top aussehen sollen oder es immer bringen müssen. Deswegen finde ich es spannend zu lesen, was Männer zu diesen Themen denken und fühlen.“
Besonders spannend findet sie auch ihre Leser. Sie beobachtet sehr genau wer sie eigentlich sind („Ich stalke meine Facebook-Fans“) und was sie gerne auf Lvstprinzip lesen. Da Porno dabei mit Abstand das beliebteste Thema ist, hat Lachner gerade ihr erstes Ebook herausgebracht, Kommen mit Stil, einem Guide zum nachhaltigen Porno.
Was kann auf so etwas noch folgen? Wer weiß… Aber aufregend wird es bestimmt. Denn Theresa Lachner ist immer für eine Überraschung gut!