Grün

Hotspots für digitale Nomaden: Quetzaltenango, die quirlige Stadt

geschrieben von Marinela Potor

Heute möchte ich einen weiteren persönlichen Hotspot für digitale Nomaden vorstellen, Quetzaltenango in Guatemala. Ich war vor etwa einem Monat zum ersten Mal in Xela (gesprochen: Schela), wie der Ort liebevoll von den Einheimischen genannt wird. Xela ist Guatemalas zweitgrößte Stadt nach der Hauptstadt.

Ich bin an dieser Stelle mal ganz ehrlich, Xela ist keine Schönheit. Ganz im Gegenteil. Es stinkt und schmutzt hier genau so wie in fast jeder anderen Stadt im Land. Der Verkehr ist wahrscheinlich noch chaotischer, die Chickenbusfahrer noch wilder und der Markt noch verschlungener als an den meisten anderen Orten in Guatemala. Trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen?) versprüht Xela einen ganz besonderen Charme. Mit ca. 225.000 Einwohnern ist Xela klein genug, um nicht zu überwältigend zu sein und andererseits gerade groß genug, um Annehmlichkeiten wie Cafés, Restaurants, eine junge Kulturszene und grüne Parks zum Spazierengehen zu bieten.

Ich habe mich auf den ersten Blick ins lebendige Xela verliebt und habe natürlich deswegen direkt geschaut, ob diese Stadt nicht zu einem Hotspot für digitale Nomaden taugen würde. Denn bisher scheint sich Quetzaltenango (leider) unter den digitalen Nomaden noch nicht herumgesprochen zu haben. Insgesamt war ich zwar nur knapp eine Woche in der Stadt und kann daher nur meinen ersten Eindruck schildern – doch dieser ist mehr als positiv.


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Quetzaltenango: Laut, bunt und inspirierend

Xela hat einen sehr schönen, historischen zentralen Platz, um den sich auch einige gut in Schuss gehaltene koloniale Gebäude befinden. Anders als Guatemalas koloniales Schmuckstück, Antigua, wird in Xela leider nicht besonders viel Geld in die Instandhaltung der alten Gebäude gesetzt. Trotzdem kann man an fast jeder Ecke Spuren einer kolonialen Vergangenheit entdecken: versteckte kleine Innenhöfe, wunderschöne Hausfassaden, verschlungene Gassen. Wer sich auf Xela einlässt, kann ein buntes Gemisch aus kolonialer Vergangenheit und pulsierender Moderne finden.

Denn Xela ist durchaus im 21. Jahrhundert angekommen. Damit meine ich nicht nur die zahlreichen Fast Food Restaurants und US-Ketten, die an jeder Ecke zu finden sind (und bei denen ich mir nicht sicher bin, ob man hier von einer positiven Entwicklung sprechen kann), sondern eher die kleinen Annehmlichkeiten des Lebens. So kann man nicht nur auf dem bunten Markt knackiges Gemüse und frisches Obst erstehen, es gibt auch eine große Auswahl an Weltklasse Restauraunts. So habe ich in Xela das wahrscheinlich beste indische Restaurant in ganz Lateinamerika gefunden.

Die Stadt fühlt sich außerdem auch relativ jung und international an, mit vielen Studenten, Volunteers aus aller Welt, vielen Bars, Live-Musik und einer Vielzahl von Festivals in und um Quetzaltenango. Obwohl die Stadt also relativ klein ist, hatte ich ständig das Gefuühl, dass etwas los war.

Ich habe auch viele engagierte Menschen getroffen, die sich darum bemühen, Xela so bunt, offen und kosmopolitisch wie möglich zu gestalten. Auch in diesem Sinne scheint mir die Stadt perfekt geeignet für digitale Nomaden, die hier Neues ausprobieren, einfach nette Menschen kennen lernen oder sich von der vibrierenden Atmosphäre der Satdt inspirieren lassen wollen.

Die Umgebung: Dramatisch und vielfältig

Ein anderer Grund, warum ich Xela als Hotspot für digitale Nomaden sehe, ist die abwechslungsreiche Landschaft. Neben dem geschäftigen Treiben in der Stadt, gibt es auch drumherum vieles zu entdecken. Wer Berge mag, der wird von Xela begeistert sein. Denn es gibt unzählige erloschene und ruhende Vulkane, die die Stadt umrahmen – und das beste daran: Die meisten davon eignen sich hervorragend zum Wandern. Ich war leider nur sehr kurz vor Ort und habe deswegen nur einen Ausflug zum Chicabal Vulkan machen können, doch das allein schon hat mir Lust auf mehr gemacht. Wo sonst könnt ihr Vulkane besteigen, in deren Krater ihr wunderschöne Lagunen findet?

Doch nicht nur Bergfreunde kommen in Xela auf ihre Kosten. Der pazifische Ozean ist nur wenige Stunden von Xela entfernt, genau so wie der atemberaubend schöne Atitlan-See. Viele Xelaner verbringen an diesem paradiesischen Fleck oft und gerne mal ein Wochenende. Als digitale Nomaden habt ihr natürlich noch viel mehr Zeit, all die süßen kleinen Dörfer um den See herum in Ruhe anzuschauen und gerade in den Wintermonaten ist es hier um einige Grad wärmer als in Xela.

Das Klima: Warme Tage und kühle Nächte

Das bringt mich auch schon zum nächsten Punkt, dem Klima. Ich bin jemand, der es SEHR warm mag (ab 25 Grad aufwärts spreche ich von angenehmer Temperatur), und in Xela wird es in der heißen Jahreszeit mit Höchsttemperaturen von bis zu 22 Grad durchaus warm, als ich vor Ort war (Januar / Februar) war es sogar noch einen Tacken wärmer tagsüber und das ist angeblich der kälteste Monat. Doch der größte Unterschied zwischen Winter- und Sommerzeit ist gar nicht so sehr die Tagestemperatur, sondern die nächtliche Temperatur und der Regen.

Als ich in Xela war, war gerade Trockenzeit, es wurde aber auch recht frisch. Früh morgens und nachts gehen die Temperaturen dann auf ca. 5 Grad herunter und Locals haben mir verraten, dass es manchmal sogar bis zu 0 Grad kalt werden kann. Mich hat das Klima insgesamt an wunderschöne Herbsttage oder die ersten warmen Frühlingstage nach einem kalten Winter in Deutschland erinnert – also durchaus angenehm. Wer also nicht gerade ein Fan von konstanten tropischen Temperaturen ist, wird das milde Klima in Xela sehr gefallen.

Die Lebenshaltungskosten: Billig, aber nicht zu billig

Die Lebenshaltungskosten in Xela sind sehr günstig für digitale Nomaden. Mieten sind hier erschwinglich. In unserer Unterkunft zahlte ein anderer Gast  monatlich150 Euro für ein Zimmer (mit geteiltem Bad und Gemeinschaftsküche). Es gibt natürlich auch ganze Apartments zu mieten, mit heißem Wasser, WLAN, Küche und allem drum und dran – Durchnittspreis für eine schöne Wohnung liegt hier bei 250 Euro im Monat.

Ein Mittagsmenü in einem traditionellen Comedor kostet umgerechnet etwa 4 Euro, wer in einem schickeren Restaurant essen möchte zahlt im Schnitt 10 bis 15 Euro für ein Abendessen mit Getränken. Die Supermärkte waren nicht unbedingt billiger als in Deutschland, wer aber zum Beispiel Obst und Gemüse auf dem Markt einkauft, kann von 50 Euro gut und gerne eine Woche gut essen. Es gibt sicherlich billigere Orte in Lateinamerika, dann aber mit dementsprechend schlechteren Standards. Mein Fazit für Xela ist daher: Die Lebenshaltungskosten sind hier billig, aber nicht zu billig.

Das Internet: Schnell und zuverlässig

Xela hat mich in diesem Sinne wirklich überrascht. In unserem Hostel hatten wir eine der besten WLAN-Verbindungen in ganz Zentralamerika, schnell und zuverlässig. Doch auch in beinahe jedem Café oder Restaurant werdet ihr WiFi-Zeichen sehen, die digitale Nomaden dazu einladen, auch hier zu verweilen und zu arbeiten. Ich kann nicht zu 100% sagen wie zuverlässig die Verbindungen auf lange Sicht sind. Unsere Hostelbesitzerin hat uns verraten, dass aufgrund von Korruption vor allem in der Innenstadt ab und zu mal Strom und Wasser ausfallen. In der Zeit, in der wir da waren, kam dies allerdings nicht vor. Aus meinen Reisen in Guatemala würde ich empfehlen, zusätzlich zur WLAN-Verbindung auch ein gutes Datenpaket für’s Smartphone zu besorgen. Das hat mich eigentlich nie im Stich gelassen und ist hervorragend geeignet für Notfallsituationen. Es gibt sogar einige Coworking Spaces in der Stadt, wie etwa Coworking Xela oder Tele-Smart, wobei ich keinen der beiden selbst getestet habe und daher nicht sagen kann, wie nomadenfreundlich sie sind.

Insgesamt war Xela bisher für mich eine der größten Überraschungen auf meiner Zentralamerika-Reise und ich kann diese quirlige Stadt digitalen Nomaden als Hotspot nur wärmstens ans Herz legen. Xela ist definitiv bereit für digitale Nomaden, die Nomaden müssen den Ort nur noch entdecken.

Wie seht ihr das? Wart ihr schon mal in Xela? Wie findet ihr die Stadt? Taugt sie eurer Meinung nach als Hotspot für digitale Nomaden? Was sind heure heißen Städte-Tipps für digitale Nomaden? Ich freue mich wie immer auf eure Kommentare.

Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.