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Kampf-Preis und Stau-Chaos: Mit dem „Megabus“ durch die Republik

Megabus
geschrieben von Ekki Kern

Mit dem Bus reisen kann sehr preiswert sein. Erst neulich habe ich in diesem Blog über meine Fahrt mit Busfahrer Olaf quer durch die Republik berichtet, für 19 Euro ging es damals von Köln nach Berlin.

Dann bin ich wieder einmal Fernbus gefahren, diesmal die umgekehrte Route, von Berlin im Osten nach Köln im Westen Deutschlands. Gereist bin ich diesmal wieder nicht mit der Bahn und auch nicht mit MeinFernbus FlixBus, sondern mit Megabus, einer Marke des Mobilitätsdienstleisters Stagecoach.

564 Kilometer für 8,50 Euro

Das Unternehmen ist besonders in den USA und Großbritannien bekannt, wo es nach eigenen Angaben knapp 20 Prozent des nationalen Busverkehrs abwickelt. Nun soll offensichtlich der in der vergangenen Zeit schon etwas übersichtlicher gewordene deutsche Fernbusmarkt erobert werden. Das funktioniert derzeit über, man muss es so sagen: Kampfpreise. Nicht mehr als 8,50 Euro habe ich für die 564 Reisekilometer gezahlt, das ist ein unglaublicher Kilometerpreis von 1,51 Cent.

Zum Vergleich: Ein anderer Anbieter, OneBus.de, verlangt heute 19 Euro, MeinFernbus FlixBus 22 Euro, der Postbus kostet 23,50 Euro. Wer eine BahnCard 25 hat und noch einen Sparpreis ergattert, zahlt 21,75 Euro, der reine Sparpreis ohne BahnCard-Rabatt beträgt 29 Euro. Wer die ICEs der Deutschen Bahn für die Strecke Berlin-Köln nutzt, zahlt ohne Rabatt ganze 117 Euro. Das sind 108,50 Euro mehr als mit Megabus.

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Die Reise ist: lang

Als passionierter Bahnfahrer bin ich aber nicht leicht vom Bus zu überzeugen. Wie also war die Reise? Zuerst einmal: lang. Laut Fahrplan braucht der Reisebus exakt 7,5 Stunden. Abfahrt ist um 10 Uhr am Berliner Zentralen Omnisbusbahnhof (ZOB), der im Westen der Hauptstadt in der Nähe des Congress-Centrums (ICC) liegt. Der Bus ist heute allerdings etwas verspätet, so dass es erst ein paar Minuten später los geht. Kleinkram, wenn man bedenkt, welche Abenteuer heute noch auf mich warten.

Der Busfahrer ist sehr nett, er hievt die vielen Koffer in den Gepäckraum, ein anderer Mitarbeiter kontrolliert an der Vordertüre die Tickets, liest Nummern von ausgedruckten A4-Zetteln, Handybildschirmen und ausgepackten Computermonitoren ab.

Wenig später ist der Bus auf der Avus in Richtung Berliner Ring. Jetzt begrüßt der Busfahrer die zirka 50 Fahrgäste. Er spricht gebrochenes Deutsch, kommt dem Akzent nach vermutlich aus einem osteuropäischen Land. Dann weist er darauf hin, dass ein anderer Kollege, der Englisch spricht, die Durchsage für die nicht Deutsch sprechenden Mitfahrer gleich noch einmal wiederholen würde.

Erster Halt: Busbahnhof Hannover

Nächste Haltestelle soll Hannover sein, im Bus ist es angenehm ruhig, viele scheinen noch etwas müde zu sein. Ich sitze nicht ganz vorne im oberen Deck, wo schön viel Platz ist für die Beine, sondern in der dritten Reihe. Hier ist wenig Spielraum zum Schlafen, es wirkt, als ob Megabus eine oder zwei Sitzreihen mehr vom Hersteller hat einbauen lassen. Ein bisschen wie bei Ryanair ist das.

Im Gegensatz zu MeinFernbus FlixBus weist der Fahrer nicht auf Snacks oder Getränke hin, die man im Bus kaufen kann. Offensichtlich gibt es ein solches Angebot nicht. Ansonsten ist der Bus ebenso neu wie die Fahrzeuge der anderen Fernbusreiseanbieter. Alles wirkt gepflegt, das Personal erkundigt sich sogar, ob die Temperatur der Klimaanlage angenehm sei.

In Hannover fährt der Bus von der Autobahn zum Busbahnhof, der ganz neu ist inmitten der Stadt liegt. Das kostet Zeit. Auch der Halt dauert ungewöhnlich lange. Im Bus reden Mitreisende davon, dass ein Fahrgast ein falsches Gepäckstück mitgenommen haben soll. Daraufhin scheint sich das Buspersonal um die Lösung des Problems zu kümmern. Außerdem wechselt in Hannover unser Busfahrer.

Reisen ab 1 Euro

Bis zum zweiten und letzten Zwischenstopp in Dortmund sind jetzt aber erst einmal unzählige Autobahnkilometer auf der A2 angesagt. Es läuft teilweise zähflüssig. Mittlerweile habe ich in der ersten Reihe Platz genommen und überblicke die ganze Straße. Die Aussicht ist besser als die, die LKW-Fahrer haben. Zu denen kann ich nun locker in die Kabine hinunterschauen. Der blaue Riesenbus mit dem nett dreinblickenden „Megabus“-Männchen auf der Seite ist für die anderen Verkehrsteilnehmer ein echter Hingucker, ganz besonders wohl das plakativ angebrachte Werbeversprechen: „Reisen ab 1 Euro“.

Sicher, ich fahre hier sehr günstig. Aber wer muss dafür leiden? Ich frage mich, wie viel unser Busfahrer verdient. Welche Art von Arbeitsvertrag hat er wohl? Einen britischen? Einen deutschen? Fest steht: Es ist ein harter Job, den dieser Mann hier macht. Besonders nervenaufreibend sind die letzten Stunden vor unserer Ankunft in Köln. Auf der Höhe von Burscheid kündigt sich ein Stau an. Ein Megastau, wie sich nach recht kurzer Zeit herausstellt. Genauer gesagt werden wir mehr als zwei Stunden in ihm stehen, manchmal in Schrittgeschwindigkeit weiterkommen. Die WDR-Radios sprechen von „mehr als 10 Kilometern“. Ich kann mich nicht erinnern, wann es das letzte Mal so schlimm gewesen ist.

Ich wünschte, ich säße im ICE

Trotzdem bin ich froh, dass ich hier oben sitze und nicht zusehen muss, wie ich mit meinem eigenen Auto mein teures Benzin verschwende. Ich habe heute Zeit, und das ist es, was man braucht, wenn man auf der Straße unterwegs ist. Obwohl die Lokführer bei der Deutschen Bahn seit Tagen streiken, wäre ich wohl mit einem der ICEs und dem recht stabilen sogenannten Notfahrplan heute schneller nach Köln gekommen. Etwas mehr als viereinhalb Stunden braucht der Schnellzug ab Berlin. Er hält ganze sieben Mal an, in Berlin-Spandau, Hannover, Bielefeld, Hamm, Dortmund, Hagen und Wuppertal. Das aber kostet kaum Zeit, schließlich sind die Bahnhöfe praktischerweise direkt an den Gleisen gelegen und nicht wie beim Bus fernab der schnellen Autobahnroute.

Ziemlich exakt zehn Stunden nach der Abfahrt in der Hauptstadt kommen wir in Köln-Deutz an. Zur S-Bahn-Station kann ich von hier aus recht schnell gehen. Ich bin dankbar, dass ich nicht mehr sitzen muss. Der Busfahrer ist auch erleichtert, dass er mit seinem Megabus raus ist aus dem Megastau, das merkt man, als er seine Abschiedsansage spricht.

Was bringt uns das Dumping-System?

Nun kann das Busunternehmen recht wenig unternehmen, wenn seine Fahrzeuge im Stau stehen. Etwas habe ich heute trotzdem einmal mehr erfahren müssen: Wenn man etwas unter Zeitdruck steht, ist die Bahn wohl die bessere Wahl. Ganz davon abgesehen hatte ich heute wirklich ein komisches Gefühl: 8,50 Euro für eine so lange Strecke? Das darf nicht sein, denke ich. Macht man sich allein schon durch das Nutzen solcher Dumpingangebote mit schuldig an einem System, das man sich für unsere Gesellschaft schlicht nicht wünschen kann? Es ist wohl wie mit dem Shoppen bei Amazon und dem Milch kaufen bei Aldi.

Sind Sie auch schon einmal mit dem Fernbus unterwegs gewesen? Welchen Preis haben Sie gezahlt? Oder fahren Sie lieber Bahn oder Auto? Berichten Sie uns in den Kommentaren!

Über den Autor

Ekki Kern

Ekki ist Medienjournalist und probiert Technologien gerne aus, entdeckt dabei aber nicht selten die Vorzüge des Analogen. Diskutieren über das alles kann man mit ihm ganz hervorragend, für die Zeitung schreibt er über Medien und Verbraucherthemen, privat für seinen Watchblog Radiowatcher.

Kommentare

  • Vielen Dank für Ihr Feedback und Ihren Erfahrungsbericht über die Reise mit megabus.com. Wir hoffen, dass unser Kommentar alle Fragen beantworten kann, die während der Reise aufgekommen sind, und dass wir Ihnen einige hilfreiche Informationen über megabus.com übermitteln können.

    megabus.com hat es sich zum Ziel gesetzt, Reisen für jedermann anzubieten – und das zu einem ausgezeichneten Preis-Leitungs-Verhältnis. Die günstigen Fahrpreise von nur 1€ sind nichts Neues für uns, denn in den USA, im Vereinigten Königreich und vielen anderen europäischen Ländern bieten wir solch niedrige Fahrpreise schon seit Jahren an und werden es auch zukünftig tun.

    Obwohl die megabus.com-Busse nach einem regelmäßigen und zuverlässigen Fahrplan fahren, kann es auf Grund von Staus zu unvorhergesehenen Verspätungen kommen, denn unsere Busse sind denselben Bedingungen ausgesetzt, wie alle anderen Straßenverkehrsteilnehmer. Wir geben aber stets unser Bestes, um unsere Kunden pünktlich an ihren Zielort zu bringen und in den allermeisten Fällen gelingt das auch.

    Alle Busfahrer, die für megabus.com unterwegs sind, sind direkt bei megabus.com angestellt und sorgfältig ausgewählt. Wir sind stets darum bemüht, unseren Service weiter zu verbessern. Dazu gehören Sprachkurse für unsere Fahrer sowie ein deutschsprachiger Kundenservice. Und natürlich haben wir immer ein offenes Ohr für weitere Verbesserungsvorschläge unserer Kunden.

    In den megabus.com-Bussen finden bis zu 87 Passagiere Platz. Dadurch, dass wir so viele Sitzplätze anbieten, können wir garantieren, dass unsere Preise stets niedrig bleiben – und zwar für jeden und jederzeit. Zudem gestalten wir die Reise so komfortabel wie möglich, indem wir gratis WLAN, Steckdosen und Toiletten in all unseren Bussen anbieten. Die Fahrzeuge unserer topmodernen Busflotte entsprechen aktuellsten Sicherheitsstandards, damit Sie sicher und zuverlässig an Ihr Ziel kommen.

    Unsere Fahrer sind gemäß dem deutschen Arbeitsrecht angestellt. Ihr Arbeitsvertrag entspricht den Bestimmungen der deutschen Gesetzgebung und ihr Lohn liegt über dem gesetzlich festgelegten Mindestlohn.