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Das Bahnstreik-Tagebuch: „Alle Witze über Weselsky sind gemacht“

Bahnstreik-Tagebuch
geschrieben von Tobias Gillen

Neulich im 1LIVE-Studio. Wir haben Tina Middendorf, Moderatorin beim WDR-Radiosender 1LIVE, kurz vor ihrer Sendung spontan zum Telefoninterview erreicht. Darin spricht sie über ihre Idee zur Mitfahrvermittlungsaktion „1LIVE hin und weg“, die Reaktionen der Hörer und warum Weselsky-Witze inzwischen out sind.

Tina, du hattest die Idee zu „1LIVE hin und weg“. Wie lange hat es bis zur Umsetzung gedauert?

Tina MiddendorfSimon und ich saßen am Dienstag im Studio, als die Eilmeldung kam, dass gestreikt wird. Ich glaube, 10 Minuten später haben wir uns schon zum Brainstorming zusammen gesetzt und ich hatte die Idee zu den Fahrgemeinschaften. Bei vier, fünf Tagen lohnt sich das – sowohl die Aktion anzutreiben als auch dass es nachher von den Leuten genutzt wird. Das hätte bei einem 24-Stunden-Streik keinen Sinn gemacht. Bevor sich die Seite da im Netz verbreitet hätte, wäre der Streik ja schon wieder vorbei gewesen. Eine Stunde nach der Streik-Ankündigung haben wir schon über Wording, Seite und alles mögliche diskutiert.


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Aktuell sind über 1.000 Menschen in der Veranstaltungsgruppe, weitaus mehr dürften sie gesehen haben ohne auf „Zusage“ zu klicken. Bist du überrascht von den Teilnehmerzahlen?

Überrascht nicht unbedingt. Unsere Hörer sind schon so, dass sie bei solchen Aktionen gerne mitmachen. Die Vernetzung mit den Hörern funktioniert bei uns eigentlich immer ganz gut. Ich bin verwundert darüber, dass es mehr Leute gibt, die anbieten, als solche, die suchen. Das freut mich total. Ich finde es super, dass alle eine Solidarität entwickeln und sagen ‚Hey, komm, ich habe noch drei Plätze frei, da nehme ich noch jemanden mit‘. Es gibt ja schon die ersten Diskussionen darüber, dass hier und da wohl auch mal jemand gefordert hat, Spritgeld zu bekommen – das ist fast ein bisschen verpönt. Das ist die Haltung, die ich cool finde: Der Sektor hält zusammen.

Gestern ging die #Twitfahrzentrale durch die Medien, eine ähnliche Aktion, die aber auf Twitter weitaus weniger zu erfolgreichen Vermittlungen geführt hat.

Bei uns war auch relativ schnell klar, dass wir es bei Facebook als Veranstaltung machen. Da kann man drin suchen und es ist einfach am übersichtlichsten. Über Twitter ist es schwieriger zu organisieren als über so eine Angebotsseite, die man durchscrollen kann. Klar ist bei uns auch, dass wenn wir so eine Aktion fahren, nie „nur“ 20 Leute mitmachen. Und deswegen ist es wichtig, dass wir das vernünftig strukturieren.

Du hast mit Simon Beeck einige Teilnehmer auch on Air interviewt. Wie ist dein Eindruck: Wut und Hass auf die Bahn und GDL?

Wir haben viele gefragt und fast alle waren es leid, über die Bahn zu meckern und versuchen jetzt einfach, die 98 Stunden durchzuziehen. Das ist halt wie das klassische Meckern übers Wetter. Alle Witze über Weselsky sind gemacht, alle Vergleiche gezogen. Und man sieht auch in den sozialen Netzwerken, dass die Kritik und das Weselsky-Bahn-Bashing rückläufig sind. Das zog sich gestern auch durch die Sendung.

Wie geht’s weiter mit Eurer Aktion?

Wir werden heute in der Sendung noch ein paar Interviews führen und das dann bis zum Ende durchziehen, allerdings wohl nicht mehr in der gleichen Schlagzahl.

Bis keiner mehr zuhört.

Genau! Der Berufsverkehr wird ja am Wochenende auch weniger. Dafür verabredet man sich da natürlich mehr oder will auf Konzerte oder zu Freunden. Es waren jetzt auch schon viele in der Gruppe, die nach dem Mitfahrgelegenheiten zu Konzerten gefragt haben. Ich nehme mal an, dass wir uns am Wochenende darauf spezialisieren werden.

Danke dir für das spontane Gespräch, Tina.


Das Bahnstreik-Tagebuch im Überblick

Teil 1: Geschichten von Umsteigern
Teil 2: Einmal Köln-Essen und zurück, bitte
Teil 3: Buchungs-Boom bei Mitfahrportalen
Teil 4: „Alle Weselsky-Witze sind gemacht“
Teil 5: Die drei Damen im Polo
Teil 6: Zwei Studenten auf Umwegen

Über den Autor

Tobias Gillen

Tobias Gillen ist Geschäftsführer der BASIC thinking GmbH und damit verantwortlich für BASIC thinking und BASIC thinking International. Seit 2017 leitet er zudem die Medienmarke FINANZENTDECKER.de. Erreichen kann man ihn immer per Social Media.

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