Wirtschaft

Nachhaltigkeit, Transparenz, Souveränität: Wie sich die Finanzbranche ändern muss

Transactions 20½, Edward Snowden, Aya Jaff
Nachhaltigkeit, Transparenz und Souveränität sind die Grundpfeiler der Finanzbranche der Zukunft. (Foto: Transactions)
geschrieben von Christian Erxleben

Die Finanzwirtschaft steht 2021 so sehr im Fokus der Öffentlichkeit wie schon seit Jahren nicht mehr. Doch was bewegt die Branche? Wie sieht die Zukunft von Payment und Banking aus? Darauf hat die Transactions Antworten gesucht. Ein Event-Recap.

„Wir wollten ein Event schaffen, das das Publikum aktiv mit einbezieht und einen Austausch auf Augenhöhe zulässt.“ Mit diesem Gedanken im Hinterkopf haben die Köpfe hinter „Payment and Banking“ im Sommer 2015 mit der Payment Exchange ihr erstes Event ins Leben gerufen.

Innerhalb von fünf Jahren ist aus dem Invite-Only-Event eine der größten Veranstaltungen der Payment- und Banking-Szene geworden. Inzwischen firmiert die Reihe unter dem Namen Transactions und will mit nationalen und internationalen Speakern auf die Entwicklungen der Branche schauen.


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Für die Ausgabe 20½, die aufgrund der Corona-Pandemie am 25. Februar 2021 als Digital-Event stattfinden musste, hätte es keinen besseren Zeitpunkt geben können. Denn spätestens durch den Gamestop-Hype sind weite Teile der Gesellschaft auf die Börse und die Geschehnisse in der Finanzbranche aufmerksam geworden.

Die Mega-Trends im Banking: Nachhaltigkeit und Transparenz

Dass das Image von Banken und Aktionären insbesondere in Deutschland nicht das beste ist, wissen die Vertreter der Branche selbst. Deshalb arbeitet (fast) die gesamte Finanzbranche an einem besseren Image.

„Das Wichtigste ist dabei die Transparenz“, betont Aysel Osmanoglu von der GLS Bank. Viele Anleger und Privatpersonen wollen in Nachhaltigkeit investieren. Sie können allerdings nicht nachvollziehen, ob Produkte oder Finanzdienstleister wirklich nachhaltig agieren.

Deshalb braucht es mehr Transparenz – auch fernab der Geschäftsberichte. Denn, auch das ist die Realität, obwohl die Deutschen mehr in Nachhaltigkeit investieren wollen, macht es kaum jemand. Das verrät beispielsweise Sven Deglow von der Consorsbank.

„Wir sind mehr als nur Konsumenten“

In die selbe Kerbe schlägt auch die Programmiererin und Gründerin Aya Jaff in ihrer Eröffnungskeynote auf der Transactions, die den Titel „Get Green or Die Tryin'“ trägt. Auf der Suche nach einer nachhaltigeren Welt geht es darum, Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu kombinieren.

Dafür jedoch müssen wir zunächst einmal die Grundlagen schaffen. „Wir können nicht einmal genau benennen, was uns das Streaming eines Filmes kostet“, erklärt Jaff. Bislang stützen sich alle Berechnungen nur auf Annährungswerten. Es braucht eine Bestandsaufnahme.

Letztendlich, so summiert, Aya Jaff auf der Transactions, wird grünes Wachstum nicht zur Lösung unserer Probleme führen. Vielmehr stünde allgemein unser Typus von Industriegesellschaft zur Debatte. Ihr Aufruf: Steht auf und verändert etwas.

Edward Snowden und die zwei großen Probleme unserer Gesellschaft

Diesem Aufruf schließt sich auch Edward Snowden zum Abschluss der Konferenz an. Er sieht die Gesellschaft mit Blick auf die Sicherheitsrisiken – auch beim Banking – an einem Wendepunkt.

Immer mehr Menschen erkennen, dass das derzeitige System von blindem Vertrauen und erzwungener Zustimmung keine dauerhafte Lösung darstellt.

Denn ob es nun um Messenger oder Bank-Konten geht: Wir Menschen suchen laut Edward Snowden nach Systemen, bei denen wir die Sicherheit überhaupt nicht erst in Frage stellen müssen.

Dieser Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit drückt sich beispielsweise im Aufstieg des Bitcoin aus. So sagt Snowden sinngemäß: Solange die Regierung und die Privatwirtschaft keine bessere Alternative zur Verfügung stellen, sucht sich der Bürger selbst Alternativen.

Er fordert mit Blick auf die Finanzwirtschaft: „Wir brauchen Banking-Systeme ohne Zugangsbeschränkungen.“

Der Endkunde muss die Funktionsweise nicht verstehen

Dezentrale Systeme wie der Bitcoin gehen dabei definitiv in die richtige Richtung. Allerdings ist der Zugang zu Kryptowährungen für einen Großteil der Gesellschaft derzeit noch verschlossen.

Bitcoin-Experte Alex Bechtel ist jedoch davon überzeugt, dass „in den nächsten zehn Jahren“ klassische Finanzen und Kryptowährungen zu einem Themengebiet verschmelzen.

Das ergibt sogar die Chance, dass Banken in ihrer Position als Intermediär bestehen bleiben. Sie könnten Sicherheit und Einfachheit für Endkunden vereinen und so der breiten Gesellschaft Zugang zu Ripple, Bitcoin und Co. ermöglichen, sinniert Tom Dapp von der KfW auf der Transactions.

Denn letztendlich „muss der Endkunde das Produkt nicht verstehen. Er braucht Anwendungsfälle.“ So ist sich Marc Bernegger von der Crypto Finance Group sicher, dass Kryptowährungen dann in der Breite akzeptiert werden, wenn jeder sehen kann, was mit ihnen möglich ist.

Ob das in einem, zwei oder fünf Jahren soweit ist, wird die Zukunft zeigen. Fest steht jedoch: Auf der nächsten Transactions wird mit Sicherheit erneut darüber diskutiert.

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Über den Autor

Christian Erxleben

Christian Erxleben arbeitet als freier Redakteur für BASIC thinking. Von Ende 2017 bis Ende 2021 war er Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Ressortleiter Social Media und Head of Social Media bei BASIC thinking tätig.