Gianni Infantino, der Präsident des Weltfussballverbandes FIFA, plant zeitnah die Zustimmung seines Exekutivrates für eine neue internationale Frauenfußball-Liga einholen. Eine tolle Idee! Oder verschätzen sich die Funktionäre wieder einmal?
Sowohl New York Times als auch Sydney Morning Herald berichten, dass der Wettbewerb die Sichtbarkeit, Qualität und Attraktivität des Frauenfussballs erhöhen soll. Dafür könnten ab November 2019 die sechzehn besten Nationalmannschaften der Welt gegeneinander antreten.
Diese sechzehn Mannschaften werden zunächst in vier Gruppen aufgeteilt und Mini-Turniere spielen. Anschließend treten die Gewinner im Halbfinale und im Finale gegeneinander an, um einen Champion zu ermitteln.
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Die Top-Teams spielen nur in einem jährlichen November-Fenster. Dies soll etwaige Auswirkungen des Wettbewerbs auf Vereine und bereits vorhandene internationale Turniere mindern. Die kleineren regionalen Ligen tragen ihre Spiele im Frühjahr aus.
Darüber hinaus ist geplant, vier regionale Ligen hinzuzufügen, um die globale Entwicklung des Frauenfussballs zu fördern. Die besten Fußballerinnen aus diesen Regionen erhielten somit die Chance, es im Rahmen einer Auf- und Abstiegsregelung bis nach ganz oben zu schaffen.
Profitiert der Frauenfußball von Infantinos Wahlplänen?
Infantino benötigt bei seiner Wiederwahl 2019 die Unterstützung der Mehrheit aus 211 Fifa-Mitgliedsländern. Im Rahmen seines Präsidentschaftswahlkampfes im Jahr 2015 tätigt er bereits Investitionen in den Frauenfussball. Im letzten Jahr erwähnte Infantino erstmals die Möglichkeit eines neuen Wettbewerbs als Ergänzung zur Frauen-WM auf dem Fifa-Kongress in Bahrain.
Der FIFA-Präsident soll auf einem Gipfeltreffen im Februar über die Pläne für den Frauenfußball-Wettbewerb diskutiert haben. Zusätzliche Einzelheiten könnten zeitnah folgen.
„Wir denken auch darüber nach, eine Welt-Frauenfussball-Liga zu gründen, damit alle Verbände teilnehmen können, denn wir sollten nicht aus den Augen verlieren, dass 50 Prozent der Weltbevölkerung weiblich sind“, sagte Infantino bei dem Treffen in Mauretanien.
Eine inflationäre Anzahl an Turnieren?
Im Frauenfußball existieren derzeit zwei globale Turniere. In einem vierjährigen Rhythmus treten die besten Teams bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen sowie bei den Olympischen Spielen gegeneinander an. Die FIFA erweiterte die WM im Jahr 2015 auf 24 Mannschaften aus. Das Ergebnis: mehr Chancen für neue Nationen einerseits, eine größere Kluft zwischen Top-Teams und Newcomern andererseits.
Die Anzahl von Turnieren im Frauenfußball ist zuletzt gewachsen. So spielen die Teams zusätzlich den „She Believes Cup“ als Vier-Nationen-Turnier sowie den „Algarve Cup“ in Portugal aus.
Die Bedenken unterscheiden sich nicht von denen der Herren. Verhilft einer neuer Wettbewerb dem Sport zu zusätzlicher Attraktivität? Oder freut sich die FIFA nur über zusätzliche Umsätze, während die Fans der inflationären Anzahl an Spielen überdrüssig werden?
Sicher, es schadet nicht, den Sport regelmäßig auf Optimierungspotenzial zu prüfen. Der Weltverband sollte sich aber gleichzeitig hinsichtlicher etwaiger Maßlosigkeit hinterfragen. Kein Wunder, dass in den letzten drei Jahren sogar langjährige Sponsoren abgesprungen sind.