Welche Daten sammeln soziale Netzwerke über ihre Nutzer? Um das herauszufinden, haben wir bei allen digitalen Plattformen unsere Daten angefordert. Heute werten wir unsere Instagram-Daten aus. Eines vorweg: Wir sind enttäuscht.
Obwohl es im ersten Monat der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) kaum zu nennenswerten Zwischenfällen gekommen ist, wird das Thema weiterhin in der Branche heiß diskutiert.
Aktuelle Untersuchungen verdeutlichen, dass der Großteil der Unternehmer immer noch vor großen Problemen steht, wenn es um den Datenschutz geht.
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Aus der Perspektive der Nutzer hat sich auch einiges verändert. Viele Websites weisen nun aktiv darauf hin, dass persönliche Daten für Werbe- und Analyse-Zwecke gesammelt werden. Dafür braucht es jedoch die Einverständniserklärung des Nutzers. Und deshalb sehen wir auf vielen Auftritten auf einmal Pop-Ups – mal größer und mal kleiner.
In wenigen Stunden an die Instagram-Daten
Außerdem ermöglicht es die DSGVO uns Nutzern, unsere Daten bei den jeweiligen Netzwerken anzufragen. Der Hintergrund dazu steht in Artikel 20 der europäischen Datenschutz-Grundverordnung.
Dort heißt es, dass Nutzer die Option haben müssen, alle gespeicherten persönlichen Daten zu erhalten. Die Informationen müssen zudem in maschinenlesbarer Form (im JSON-Format) vorliegen, damit ein problemloser Umzug auf eine andere Plattform theoretisch möglich wäre.
Doch wie sieht es in der Praxis aus? Das wollten wir wissen und haben deshalb bei sämtlichen digitalen Plattformen unsere Daten angefordert und ausgewertet. (Hier geht es zu den Berichten zu WhatsApp und LinkedIn.)
Als nächstes stand Instagram auf dem Plan. Wir haben uns über die App unsere Daten heruntergeladen. (Eine Anleitung dazu haben wir für euch ebenfalls verfasst). Von der Anfrage bis zum Download räumt sich Instagram 48 Stunden ein. Bei uns hat es jedoch nicht einmal einen halben Tag gedauert.
347 Dateien, 56 Ordner – und kaum Erkenntnisse
Nachdem wir unsere Instagram-Daten am Desktop heruntergeladen hatten, war die erste Überraschung die Dateigröße. Gerade einmal 63 Megabyte nehmen alle Informationen ein, die Instagram über mich gespeichert hat.
Beim Blick in die jeweiligen Dateien gab es dann die nächste Ernüchterung. Es gibt insgesamt vier Hauptordner:
- Photos
- Profile
- Stories
- Videos
Diese verzweigen sich in weitere Unterordner. Diese wiederum enthalten die jeweiligen Dateien – also alle geposteten Videos, Profil-Bilder, Stories und Videos. Ein paar Stichproben haben jedoch ergeben, dass nicht alle hochgeladenen Dateien verfügbar sind. So fehlen beispielsweise einige Profilbilder.
Maschinenlesbar – und weiter?
Der zweite Teil meiner Instagram-Daten sind insgesamt neun Dateien im JSON-Format. Auch hier gibt es wieder selbsterklärende Namen:
- Comments
- Connections
- Contacts
- Likes
- Media
- Messages
- Profile
- Searches
- Settings
Aufgrund der maschinenlesbaren Form ist der Erkenntnis-Gewinn für den einzelnen Nutzer relativ gering. Wer sich die Mühe macht und die einzelnen Dateien im Text-Editor öffnet, kann mit großem Aufwand und viel Geduld tatsächlich herausfinden, welche Nachrichten er verschickt und welche Bilder er kommentiert hat.
Bei den getätigten Suchanfragen wird es schon wieder ein wenig kritischer. Hier standen mir nur die Informationen der letzten Monate zur Verfügung. Vermutlich weil ich irgendwann einmal meinen Suchverlauf gelöscht hatte. Dass Instagram die Daten nicht mehr hat, bezweifle ich jedoch stark.
Fazit
Im Vergleich zu LinkedIn, WhatsApp und Facebook (detaillierte Analyse folgt) sind die Instagram-Daten unspezifisch. Die verfügbaren Daten sind nicht oder nur schlecht aufbereitet.
Während Facebook jeden Chat mit jedem Nutzer im Browser verfügbar macht, muss sich der Nutzer bei Instagram durch schwer lesbare Text-Wüsten quälen, um Informationen zu erhalten.
Genauso enttäuschend sind die Informationen, die man tatsächlich erhält. So erfahren Instagram-Nutzer nicht, welche Informationen über den einzelnen Nutzer (Geräte-Typ, Alter etc.) vorhanden sind.
Ebenso wenig erfahren wir, welche Daten an Werbungtreibende weitergegeben werden. Im Vergleich zu den detaillierten Angaben bei LinkedIn tappt der Instagram-Nutzer hier vollkommen im Dunkeln. Und ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass ich den vier Jahren, die ich auf Instagram bin, noch nie Teil einer Kampagnen-Zielgruppe war.
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass viele Fragen offen bleiben. Der Erkenntnisgewinn für den einzelnen Nutzer ist verschwindend gering. Die Vermutung, dass gewisse Daten zurückgehalten werden, bleibt.