Das Abo-Modell galt im Internet lange Zeit als der falsche Weg. Nutzer haben gelernt, Inhalte kostenlos zu konsumieren. Da wirkt es beinahe erstaunlich, dass nun YouTube und Facebook ihre Nutzer zur Kasse bitten. Erleben wir eine Renaissance?
Kostenpflichtige Inhalte im Internet oder in sozialen Medien? Dieses Konzept ist bei Nutzern nicht sonderlich beliebt. Das müssen Verlage bereits seit Jahren feststellen. Es gibt kaum ein erfolgreiches Abo-Modell im Bereich des digitalen Journalismus, das ohne fremde Hilfe überleben könnte.
Doch obwohl die Kostenlos-Kultur im Digitalen fest etabliert zu sein scheint, setzen nun ausgerechnet die Tech-Giganten aus dem Silicon Valley auf das alte Abo-Modell.
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Channel Memberships bei YouTube
Der Grund dafür? Die Tech-Konzerne wollen den Erstellern von Inhalten die Refinanzierung ihrer Arbeit erleichtern. Dabei braucht es Konzepte, die über die klassische Werbung hinausgehen.
In der Video-Branche scheint der geeignete Weg hier über bezahlte Mitgliedschaften zu führen. Auf der Streaming-Plattform Twitch können Fans die Video-Ersteller schon längere Zeit durch monatliche Beträge unterstützen.
Eben jenes Modell führt nun auch YouTube ein. Für eine Gebühr von 4,99 US-Dollar im Monat erhalten Fans so Zugang zu einzigartigen Badges, Emojis und exklusiven Events und Inhalten. Im entsprechenden Blog-Beitrag erklärt YouTube, dass das Bezahlformat zunächst für YouTuber mit mehr als 100.000 Abonnenten ausgerollt werden soll.
Für alle Video-Produzenten mit mehr als 10.000 Fans wird demnächst ein Merchandising-System etabliert. Dieses soll es den YouTubern erleichtern, ihre eigenen Produkte zu erstellen und vertreiben. Das Partnerprogramm ist zunächst in den USA verfügbar, soll aber ausgerollt werden.
Facebook-Gruppen mit Bezahlschranke
Und auch im Headquarter von Facebook hat man festgestellt, dass die reine Werbefinanzierung nicht der Schlüssel zum Erfolg ist. Deswegen testet das soziale Netzwerk nun ein Abo-Modell für Facebook-Gruppen.
Der bei Facebook für Gruppen zuständige Produkt-Direktor Alex Deve teilte mit, dass in ausgewählten Gruppen aus den Bereichen Lifestyle, Eltern und Kochen nun ein Abo-Modell eingeführt wird. Ein entsprechendes Abonnement kostet für Nutzer zwischen 4,99 und 29,99 US-Dollar im Monat.
Wie YouTube verspricht auch Facebook den zahlenden Nutzern exklusive Inhalte. Wie diese aussehen, ist derzeit noch nicht bekannt. Kostenlose Gruppen sollen offenbar zumindest aktuell noch nicht abgeschafft werden.
Durch das Abo-Modell will Facebook den Gruppen-Administratoren, die teilweise mehrere Stunden täglich in die Moderation und Pflege von Gruppen stecken, Anerkennung in Form von Geld zukommen lassen.
Der große Test für das Abo-Modell
Auch wenn die ersten Schritte von YouTube und Facebook im Bereich der Abonnements noch sehr vorsichtig sind, haben sie eine große Bedeutung.
Wenn sie in diesem Rahmen erfolgreich sind, könnte das bei Nutzern die Erkenntnis stärken, dass qualitativ hochwertige Informationen auch im Internet ihren Preis haben. Das wäre auch für den Journalismus ein gutes Zeichen.
Ich glaube für ein erfolgreiches Abo-Modell braucht es zwei Zutaten:
1. sehr beliebten Content: Okay,das versteht sich wahrscheinlich von selbst. Die Inhalte die ich anbiete, müssen wirklich so gut sein, dass sie für den Konsumenten einen hohen Wert haben und man auf sie nicht verzichten möchte.
2. die Werbung muss langfristig wirklich nerven: Ich bin Spotify Nutzer und überlege tatsächlich aktuell ein Premium-Angebot von YouTube zu nutzen. Letztlich war bei meinem Spotify Abo der ausschlaggebende Punkt, dass ich keine Werbung mehr hören wollte. Die anderen Vorteile, waren für mich nicht wirklich entscheidend, auch wenn der Download aufs Handy ein cooles Feature ist. Bei YouTube ist es nicht anders, ich konsumiere relativ viele kurze YouTube Videos und bekomme bei fast jedem Video einen Clip vorher angezeigt. Das nervt mich tatsächlich gewaltig und ist der Grund, wieso ich überlege ein Abo abzuschließen.
Bei Textinhalten finde ich ein Abo-Modell deutlich schwieriger. Das Wegklicken eines Banners kostet mich nicht viel Zeit und ich lese dann einen Artikel, für den ich deutlich länger brauche als ein paar Sekunden auf YouTube. Insofern weiß ich nicht, ob sich das Abo-Modell generell auf journalistische Inhalte übertragen lässt.
Am Beispiel von twitch.tv kann man gut sehen wie digitale Abo-Modelle funktionieren können. Von 6,99 EUR, 12,99 EUR bis 24,99 EUR, von kaufbaren Bits bis hin zu PayPal-Spenden nutzt hier die oft junge, zahlungskräftige Community alles um ihre geliebten Content-Creator zu unterstützen. Was den klassischen Medien fehlt, die Relevanz um ein monatliches Abo abschließen zu müssen!
Etwas andere Abo-Modelle gibt es ja bereits schon. YouTube Premium zum Beispiel. Dafür wird dann Werbung ausgeblendet und die Hintergrundwiedergabe auf mobilen Geräten wird verfügbar.
Bei Golem gibt es auch die Möglichkeit für einen monatlichen Betrag die Werbung auszublenden.
Die nächste Frage ist nur ob es dann nicht eine Kluft zwischen qualitativ hochwertigen und sonstigen Content gibt. Ich kann mir aber durchaus vorstellen dass sich bezahlbare Inhalte durchsetzen könnten.