Das Recht auf Home Office gibt es noch nicht. Doch die Forderungen nach einer gesetzlichen Verpflichtung für Arbeitnehmer werden größer, weil viele Arbeitgeber ihre Mitarbeiter unnötigen Risiken im Büro aussetzen. Die Lösung: Bußgelder und empfindliche Strafen.
Seit dem Beginn der zweiten Januarwoche 2021 gelten in Deutschland verschärfte Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. So dürfen wir nur noch das Haus aus einem „triftigen Grund“ verlassen. Dazu gehört beispielsweise der Besuch der eigenen Familie oder der Weg zur Arbeit.
Zugleich fordern die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten die Arbeitgeber in regelmäßigen Abständen mit ähnlich lautenden Appellen dazu auf, ihre Mitarbeiter – soweit möglich – ins Home Office zu schicken.
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„Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber werden dringend gebeten, großzügige Homeoffice-Möglichkeiten zu schaffen, um bundesweit den Grundsatz ‚Wir bleiben zuhause‘ umsetzen zu können“, hieß es beispielsweise im Januar 2021.
DGB fordert „Rechtsanspruch auf Home Office“
Die Realität zeigt jedoch, dass es in Deutschland sehr viele renitente Arbeitgeber gibt, die ihre Angestellten trotz fehlender Notwendigkeit in die Büros zitieren. Das tritt besonders häufig bei kleinen lokalen Arbeitnehmern auf – beispielsweise in der Versicherungsbranche.
Die Einstellung der Geschäftsführer ist dabei klar: Präsenz ist Pflicht – Ansteckungsgefahr hin oder her. Das macht auch deutlich, dass es endlich ein zeitlich begrenztes, gesetzlich verankertes Recht auf Home Office braucht.
Das fordert beispielsweise der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB. Deren Vorsitzender sagte gegenüber der Süddeutschen Zeitung: „Wir fordern auf einen Rechtsanspruch auf Homeoffice – jedenfalls da, wo es machbar ist.“
Man dürfe diese Entscheidung nicht den Arbeitgebern überlassen. Schließlich verfolgen diese nicht immer die Interessen ihrer Mitarbeiter, sondern auch wirtschaftliche Ziele. Zugleich müsse jedoch die Möglichkeit bestehen, dass jeder Arbeitnehmer einen Platz im Büro hat, falls er dorthin möchte.
Grüne verlangen Bußgelder für Arbeitgeber
Und auch die Grünen forcieren den Druck auf die Bundesregierung, ein Recht auf Home Office gesetzlich zu verankern. Deren Vorsitzende Katrin Göring-Eckardt forderte in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung eine entsprechende Verpflichtung.
Wir brauchen eine Corona-Arbeitsverordnung, die Unternehmen verpflichtet, überall dort, wo es möglich ist, Homeoffice jetzt auch anzubieten.
Da die dringenden Bitten und Appelle – wie bereits erwähnt – schon seit Monaten weitestgehend verhallen, fordert die Grünen-Politikerin, dass „mit Bußgeldern Druck gemacht“ wird.
Sobald einige Arbeitgeber mit finanziellen Einbußen rechnen müssen – so der Gedanke –, steigt womöglich die Akzeptanz für das Home Office. In der aktuellen Situation tragen die Arbeitgeber, die ihre Arbeitnehmer ins Büro zitieren, quasi keine wirtschaftliche Verantwortung.
Denn selbst wenn sich Arbeitnehmer im Büro oder auf dem Weg in die Arbeit mit dem Coronavirus infizieren, zahlen Krankenkassen und Co. einen Großteil der Kosten. Es gibt also schlichtweg keinen Anreiz, die Angestellten ins Home Office zu schicken.
#MachtBueroszu zeigt Ignoranz mancher Arbeitgeber
Es gibt keinen wirtschaftlichen Anreiz, die Angestellten ins Home Office zu schicken. Dieses eine Wort dürfte für so machen Arbeitgeber der entscheidende Unterschied sein. Zugleich offenbart das Handeln, wie wenig Wert die Gesundheit eines einzelnen Mitarbeiters hat.
Das zeigt sich auch zunehmend in den sozialen Netzwerken. Unter dem Hashtag #MachtBueroszu mehren sich seit Tagen die Geschichten und Erzählungen von Arbeitnehmern, die von der Sinnlosigkeit der Regelungen für Arbeitgeber berichten.
Besonders viel Aufmerksamkeit erhält dabei Laura Sophie Dornheim, Vice President bei Eyeo, die schrieb: „Was für ein Irrsinn, alle sozialen Kontakte zu sanktionieren, aber komplett unnötige Pendelei und Ansteckungen in Großraumbüros weiterhin zuzulassen.“
Manche Arbeitgeber brauchen andere Anreize
Es ist an der Zeit, dass die Politik – insbesondere die Parteien die Union, der vor einiger Zeit das Recht auf Home Office von Arbeitsminister Hubertus Heil blockiert hatten, auf das Wesentliche konzentriert: die Gesundheit des Menschen.
Da es immer noch zu viele Arbeitgeber gibt, die ihre Angestellten offenbar nur als Werkzeug zum Geldverdienen und nicht als menschliche Wesen ansehen, die an einem tödlichen Virus sterben können, muss die Politik auf der selben Ebene handeln – und das bedeutet nun mal empfindliche Strafen und Bußgelder.
Und das sofort.
Auch wenn es eigentlich keiner Erwähnung bedarf: Selbstverständlich sollte das Recht auf Home Office nur für jene Menschen gelten, die auch ohne Einschränkung ihre Arbeit von Zuhause erledigen können. Das sind in Deutschland laut Schätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung immerhin mehr als 40 Prozent.
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Vielen Dank für diesen treffenden Artikel. Ich bin selbst betroffen und fühle mich von der Politik im Stich gelassen. Offiziell ist uns das HomeOffice freigestellt. Wer es allerdings wagt, wird schikaniert oder gar gekündigt. Solange es nur die Bitte um HomeOffice ist, lacht sich mein Arbeitgeber ins Fäustchen. Allerdings bezweifle ich, dass Bußgelder hier die Lösung wären, da es dafür immer eine kontrollierende Instanz bräuchte. Dass in Politik und Unternehmen der wirtschaftliche Profit vor das Wohlergehen von Menschen gesetzt wird, hat das Vertrauen von uns Arbeitnehmern in selbige tief erschüttert.
Hast du schon einmal über rechtliche Schritte nachgedacht? Diese Kündigungen sind ja sicherlich nicht gerechtfertigt.
Ein Gesetz für Home-Office ist weder sinnvoll formulierbar noch durchsetzbar. Wer soll denn bitte entscheiden ob es geht oder nicht?
Schlechte Arbeitgeber werden das spüren, wenn MA kündigen und bessere AG suchen.
Der Ruf nach dem Staat geht mE. bereits viel zu weit in DE.
Wieso ist es denn weder formulierbar noch durchsetzbar?